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«Heimat» ist zurück

Nach dem Konkurs von «Koch & Gsell» im Januar dieses Jahres hiess es, dies sei das Aus für die CBD- und Tabakmarke «Heimat». Doch Totgesagte leben bekanntlich länger: Das Steinacher Unternehmen hat unter neuem Firmennamen den Betrieb wieder aufgenommen. Für Inhaber Roger Koch ist die Freude über den Neustart jedoch getrübt.

Kim Berenice Geser

«Ich hatte Glück», sagt Roger Koch zu seinem Neuanfang. Glück, weil ihn eine regelrechte Solidaritätswelle erreichte, als er im Januar Konkurs anmelden musste. «Ich habe unzählige Telefonate und sogar Briefe erhalten, in denen mir viele Kunden zusicherten: Wenn du weitermachst, sind wir dabei.» Glück, weil ihm auch seine Mitarbeitenden die Treue hielten – bis auf eine Person sind alle geblieben. Und Glück, weil er zwei Investoren aus der Schweiz fand, die ihn bei seinem Neuanfang unterstützten und es ihm ermöglichten, die Maschinen und die Rohstoffe aus der Konkursmasse zurückzukaufen. Um wen es sich dabei handelt, darüber gibt Koch keine Auskunft. Gepaart mit zwei neuen Grosskunden aus Frankreich und Italien, mit denen er bereits im Dezember 2023 in Verhandlungen für den Vertrieb der Hanfzigaretten stand und inzwischen Jahresverträge abschliessen konnte, waren die Weichen für das Überleben der Marke Heimat gestellt.

«Ich hänge einfach zu sehr an diesem Projekt und diesem Produkt.»
Roger Koch

Aus den Fehlern lernen

So gründete Roger Koch Ende Januar die Pada Switzerland GmbH. Der Name ist eine Abkürzung für «Phönix aus der Asche» und bedeutet in Sanskrit so viel wie «vorwärtsgehen». Das ist nun auch sein Ziel, wenn gleich ihm der Konkurs noch in den Knochen steckt. «Dabei haben Menschen wirklich Geld verloren und das geht mir gegen den Strich.» Teile davon wird er künftig noch zurückzahlen können und müssen, denn Koch haftete solidarisch für einen Teil der Kredite in Millionenhöhe der alten Firma Koch & Gsell AG. «Deshalb bin ich privat auch massiv verschuldet.» Den Bettel hinzuwerfen und anderswo neu anzufangen, kam für ihn dennoch nicht infrage. «Ich hänge einfach zu sehr an diesem Projekt und diesem Produkt. Man könnte es vielleicht auch Borniertheit nennen.» Koch schmunzelt und wird sogleich wieder ernst. Dass er nun zumindest auf Unternehmensebene ohne Altlasten weitermachen dürfe, sei ein seltsames Gefühl. «Als Pada profitieren wir nun von den Erfahrungen von acht Jahren Koch & Gsell und damit auch von den Fehlern, die wir dort gemacht haben.»

«Wir sind vorsichtig optimistisch.»
Roger Koch

Ein bleibender Imageschaden

Das 2015 gegründete Unternehmen wurde 2017 mit der weltweit ersten Hanf-Tabak-Zigarette bekannt. 2019 folgten solche aus reinem CBD-Hanf ohne Tabak und Nikotin. Die für die Herstellung verwendeten Verfahren hat das Unternehmen patentiert. Alternativen gibt es auch heute noch kaum. Mit der Innovation kam aber auch das schnelle Wachstum, das neue Investitionen bedingte. Zu viele, um sie bewältigen zu können. So geriet «Koch & Gsell» bereits 2019 ein erstes Mal in Schieflage. Und obwohl der Konkurs 2020 abgewendet werden konnte, erlitt das Unternehmen einen bleibenden Imageschaden. Die Investorensuche gestaltete sich fortan schwierig, der anfängliche CBD-Boom in der Schweiz flachte ab, Covid und der Ukrainekrieg taten ihr Übriges. Am Ende verlor das Unternehmen seine Tabaklizenz, weil es die Tabaksteuer nicht mehr bezahlen konnte. Obwohl die Firma auch diverse andere CBD-Produkte verkaufte und dies auch ohne Tabaklizenz weiterhin hätte tun können, bedeutete dies den Todesstoss für «Koch & Gsell». Denn ihr Hauptprodukt war die Hanf-Tabak-Zigarette.

In den Produktionshallen in Steinach wird wieder gearbeitet.
In den Produktionshallen in Steinach wird wieder gearbeitet.
© z.V.g.

Vorsichtig optimistisch

Das neue Unternehmen, die Pada Switzerland GmbH, verfügt wieder über eine entsprechende Lizenz, kann somit alle bisherigen Produkte der Marke Heimat wieder herstellen. Allerdings unter der Auflage, dass es kein Steuerfreilager mehr hat. Sämtliche hergestellten Produkte müssen künftig also schon vor dem Verkauf versteuert werden. «Das ist für uns aber absolut in Ordnung, der Schritt des Bundes ist mehr als nachvollziehbar», sagt Koch. Man müsse nun allerdings in der Lagerbewirtschaftung sehr vorsichtig sein. Die Produktion in Steinach ist bereits wieder angelaufen und Grosskunden wurden auch schon wieder beliefert. Die Nachfrage sei gross gewesen, nachdem seit Januar keine Produkte mehr übers Band gingen. Mit Blick auf die Zukunft sagt Koch: «Wir sind vorsichtig optimistisch.» Die Unterstützung, die er in den letzten Monaten von allen Seiten erfahren durfte, sei für ihn aber ein Zeichen dafür, auf dem richtigen Weg zu sein.

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