Neuer Stützpunkt für Arbon
Manuela MüllerIn den vergangenen 20 bis 25 Jahren hat sich laut Sascha Janssen, Gesamtleiter des Rettungsdienstes der Spital Thurgau AG, im Schweizer Rettungsdienst vieles positiv entwickelt. «Die Ausbildung vom Rettungsdienstfachpersonal wurde klar verbessert und professionalisiert. Früher fuhren teilweise Gärtner, die eine ein- bis zweiwöchige Ausbildung in der Nothilfe absolviert hatten oder Samariter den Rettungswagen. Das ist heute gar nicht mehr denkbar.» Heutzutage wird vom Interverband für Rettungswesen klar vorgeschrieben, welches Personal das Rettungsmittel besetzen muss. Dies sind ein Transportsanitäter oder -sanitäterin, zusätzlich muss mindestens ein diplomierter Rettungssanitäter oder -sanitäterin im Rettungswagen sitzen und bei Notwendigkeit ein Notarzt oder eine Notärztin. Um die Versorgung in der Region Arbon und Umgebung im Notfall noch weiter zu verbessern, hat sich die Spital Thurgau AG dazu entschieden, ihr Angebot zu erweitern. Dafür entstand an der Romanshornerstrasse 100 in Arbon ein neuer Stützpunkt des Rettungsdienstes. Dieser wurde bereits am 22. Mai in Betrieb genommen und befindet sich nun in einer einjährigen Pilotphase. In diesem Jahr wird die Nutzung quartalsweise analysiert und dokumentiert. «Wenn sich der Stützpunkt in Arbon positiv entwickelt, werden wir die Pilotphase nach einem Jahr abschliessen und in eine feste Basis übergehen», erklärt Janssen. Momentan arbeiten die Rettungsdienstmitarbeitenden, die in Arbon stationiert sind von 9 bis 20 Uhr. «Wenn der Standort sich bewährt und die Einsatzzahlen auch in der Nacht weiter ansteigen, ist es denkbar, diesen Stützpunkt auf einen 24-Stunden-Betrieb umzustellen.»
Den geeigneten Standort finden
In den vergangenen Monaten wurde intensiv nach einem geeigneten Standort für den neuen Stützpunkt gesucht. Dieser sollte eine Parkmöglichkeit für den Rettungswagen, aber auch die nötige Infrastruktur bieten, die ein Stützpunkt der Rettung braucht. «Mit dem Standort hier in Arbon bei der Autohilfe Ostschweiz haben wir eine sehr gute Verkehrsanbindung. Dass wir schnell auf der Autobahn sind, ist natürlich Gold wert», betont Janssen.

Die Infrastruktur an der Romanshornerstrasse bietet zudem genug Platz, um den Standort nach der Pilotphase auch zum 24-Stunden-Betrieb aufzurüsten. Dazu würden Schlafmöglichkeiten, Lagerräume, aber auch Duschmöglichkeiten geschaffen. Zu den Miet- und Betreibungskosten der neuen Basis, welche rund 140 Quadratmeter umfasst, gibt die Spital Thurgau AG keine Auskunft.
Schnelle Hilfe im Notfall
Dass nun ein neuer Standort in Arbon erstellt wurde, ist unter anderem der «Next-Best-Strategie» zuzuschreiben, die seit dem letzten Jahr im Kanton Thurgau angewendet wird. Diese Strategie besagt, dass bei einem Einsatz mit Gefährdung der lebenswichtigen Funktionen des Patienten immer das Rettungsmittel, welches die kürzeste Anfahrtszeit aufweist, eingesetzt wird. Egal, ob dies ausserhalb des Kantons ist oder nicht. Da sich Arbon nahe bei St. Gallen befindet, kam es daher öfter vor, dass die Rettungskräfte aus dem Nachbarkanton bei Notfällen ausgerückt sind. Janssen: «Auswertungen von Simultaneinsätzen zeigten uns auf, dass Fremdrettungsdienste im Jahr 2024 in der Region circa 200 Einsätze leisten mussten und somit Handlungsbedarf bestand.» 2024 dauerte im Kanton Thurgau die Hilfsfrist – also die Zeit vom Eingang des Notrufes bis zum Eintreffen der Rettungskräfte – durchschnittlich 9,5 Minuten. «Mit der neuen Basis sind wir in Arbon schnell unterwegs und dadurch noch schneller am Einsatzort», sagt Janssen und führt aus: «Die Hilfsfrist von Amriswil aus dauerte bisher je nach Einsatzort durchschnittlich zwischen 10 und 12 Minuten.» Deshalb wurde nun in Amriswil einer der zwei Rettungswagen abgezogen und kommt im Testjahr in Arbon zum Einsatz. Um die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen, werden diese je nach Krankheitsbild oder Verletzungsmuster in ein Zentrumsspital – wie zum Beispiel das Kantonsspital St. Gallen oder das Unispital in Zürich – oder das regionale Kantonsspital in Münsterlingen zugewiesen. Die Entscheidung, welches Spital den Patienten im Notfall behandelt, obliegt dem Pflegedienstfachpersonal das im jeweiligen Einsatz ist.