Was das Material uns erzählt
Kim Berenice GeserUnscheinbar liegt er da, der Eingang zum «Ohrenkino». Und verrät von aussen kaum, welch wundersame Welt sich hinter seinen Pforten verbirgt. Eine Welt der Töne, Farben und Formen. Sie lädt Kinder wie Erwachsene gleichermassen auf eine klangliche Entdeckungsreise ein. Bunte Spielzeugbälle mit Disney-Motiven bringen hier Glasröhren zum Singen. Von der Decke fallende Wassertropfen erzeugen ein Klangspiel in ihren Auffangbehältern und vermeintlicher Abfall in einer Badewanne wird zur Basis für eine Symphonie. Das Beste dabei: Das «Skulpturen-Orchester» darf angefasst und selbst bespielt werden. Der Kurator des Kinos für die Ohren – denn auch das Auge hört mit – ist Klangkünstler Stefan Philippi. Das hör- und erlebbare Klangspektakel an den Ausläufern des ZIK-Areals hat er vor drei Jahren ins Leben gerufen. Mitten in der Pandemie. Rückblickend ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Doch gab dies Philippi auch die Möglichkeit, sein Repertoire zu erweitern und zu verfeinern. «Es gibt kein Material, mit dem ich nicht arbeiten will. Alles hat einen Klang», sagt der Künstler und genau diesen erforscht Philippi im «Ohrenkino». Nun, da die Bauarbeiten im ZIK-Gebäude entlang der Weitegasse mehrheitlich abgeschlossen sind, und der Baulärm dem Hörvergnügen keinen Abbruch mehr tut, steht dem offiziellen Betrieb des «Ohrenkinos» nichts mehr im Wege.
Eine Konzertreihe für die Sinne
Derzeit läuft im «Ohrenkino» die Konzertreihe «Wintermezzo». In seiner zweiten Ausführung unter dem Motto «Stimme und Klang» lädt Stefan Philippi noch bis zum 24. Februar verschiedene Musikschaffende sowie Instrumentebauende an die Weitegasse 6 ein. Nebst dem Abendprogramm an den Wochenenden findet Sonntag, 21. Januar, um 10 Uhr auch ein «Ohrenkino aktiv» für Kinder ab fünf Jahren und ihre Eltern statt, bei dem die Klangwelt spielerisch erforscht werden kann. Das ganze Programm des «Wintermezzos» findet sich unter ohrenkino.ch/wintermezzo. Daneben gibt es auch ein permanentes Angebot im «Ohrenkino», das sich sowohl an Gruppen als auch an Einzelpersonen von jung bis alt richtet. Aktuell würde dieses noch mehrheitlich von Auswärtigen gebucht, stellt Philippi fest. Dabei richte sich sein Angebot vor allem an die hiesige Bevölkerung. «Wir brauchen wieder mehr Zeit für einander», lautet sein Credo. Mit dem «Ohrenkino» will er deshalb einen Ort schaffen, an dem Begegnung, das Verweilen und ein Innehalten möglich sind. Wie bei seinen Klangkörpern steht die Rückbesinnung auf das Wesentliche im Zentrum – damit auch die leisen Töne im Leben wieder hörbar werden.