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Vom neuen Kunstrasen auf der Sportanlage Stacherholz wird nicht nur der FC Arbon 05 profitieren.

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Wenn ein Schuss nach hinten losgeht

An der letzten Sitzung des Stadtparlaments Arbon stimmten die Parlamentarierinnen und Parlamentarier dem Kredit für die Sanierung der Sportanlage Stacherholz zu – mit einer Ausnahme, die für Stirnrunzeln sorgte.

Laura Gansner

«Ich kann dem Kredit nicht zustimmen, da der Hauptprofiteur ‹Fussball› Frauen strukturell diskriminiert», erklärt Stadtparlamentarierin Linda Heller (SP) ihre Enthaltung im Arboner Stadtparlament letzter Woche. Dabei ging es um die Genehmigung des Kredits von 3,93 Mio. Franken für den Neubau eines Kunstrasenspielfelds und die Sanierung des Trainingsplatzes Ost auf der Sportanlage Stacherholz (felix. Nr. 10/24). Heller verweist auf Recherchen des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), in welcher Diskriminierung aufgrund des Geschlechts – von sexistischen Anfeindungen bis hin zur Lohndiskriminierung – im Schweizer Frauenfussball thematisiert wird. Diese reiche bis in die Lokalverbände, ist sich Heller sicher. «Ich hätte diese Enthaltung nicht gemacht, wenn sich die Zustimmung der restlichen Parlamentarierinnen und Parlamentarier im Vornhinein nicht bereits deutlich abgezeichnet hätte», erklärt Heller auf Nachfrage von «felix.». Sie sei weder gegen den Fussball, noch gegen den Kredit an sich. «Ich wollte meine Enthaltung als symbolisches Mittel nutzen, um auf die sexistischen Strukturen im Fussball hinzuweisen.» Ein Zeichen, dass laut Stadtparlamentarier und FC Arbon 05 Präsident Lukas Auer (SP) das Ziel verfehlt.

Ein missverständliches Statement

Diskriminierung und Sexismus seien im Frauenfussball nicht von der Hand zu weisen, «wie zum Beispiel die Lohndiskriminierung im Schweizer Fussballverband», gibt Lukas Auer dem Votum von Linda Heller recht. Doch ihre Enthaltung sei ein Schuss in die falsche Richtung gewesen. «Rechercheergebnisse, die sich mehrheitlich auf den Profi-Fussball stützen, können nicht so einfach auf lokale Ebene heruntergebrochen werden.» Der FC Arbon 05 setze sich bewusst für die Förderung von Mädchenfussball ein und könne ausserdem gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit bei ihren Trainerinnen und Trainern vorweisen. Aber noch ein ganz anderer Punkt gehe bei Hellers Votum unter, so Auer. Denn auf dem neuen Kunstrasen und dem Trainingsfeld werde einst nicht nur Fussball gespielt, sondern alle möglichen Sportarten – ob im Schulsport oder Sportverein. «Ihre Enthaltung kann deshalb als ein Zeichen gegen den Sport interpretiert werden.»

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