120 Jahre FC Arbon
Kim Berenice GeserDie erste Mannschaft des FC Arbon hat es geschafft: Sie sicherte sich den Liga-Erhalt im letzten Spiel der Saison gegen den FC Red Star. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg gerade im grossen Jubiläumsjahr?
Lukas Auer: Er ist die Bestätigung für die Arbeit, welche die Vereinsmitglieder täglich leisten – vor allem in der Nachwuchsförderung. 80 Prozent der Spieler der ersten Mannschaft sind Eigengewächse des Vereins. Das ist eine grossartige Bilanz und seit über 30 Jahren die Philosophie des Vereins: Wir wollen junge regionale Nachwuchstalente fördern.
Der Verbleib in der 2. Liga ist allerdings auch mit Kosten verbunden ...
Das ist richtig. Der Aufstieg in die 2. Liga hat uns damals rund 20 000 Franken gekostet. Dennoch haben wir uns gesagt, wir wollen es probieren. Denn der Club gehört in die obere Liga. Heute sind wir die beste Amateurmannschaft im Thurgau und neben dem FC Kreuzlingen, der in der 1. Liga spielt, der einzige Club in einer höheren Liga. Was für einen Kanton wie den Thurgau viel zu wenig ist und mir zu denken gibt.
Woran liegt dieses Manko?
Wir haben viele Spieler, die in St. Galler oder Zürcher Clubs spielen. Ausserdem geniesst Fussball im Thurgau nicht denselben Stellenwert wie beispielsweise im Kanton St. Gallen. Dort hat man Clubs wie den FCSG oder den FC Wil, mit denen sich eine grosse Fangemeinde identifiziert.
Bei uns «tschuttet» niemand wegen dem Geld.
Der Erfolg des FC Arbon gründet also auch in einer aussergewöhnlichen Identifikation mit dem Verein?
Auf jeden Fall. Bei uns «tschuttet» niemand wegen dem Geld. Das könnten wir uns gar nicht leisten. Bei uns zählen Leistung und Herz. Und jeder packt mit an, vom jüngsten Spieler bis zum Trainer. Sei es bei Festen, der Altpapiersammlung oder auf dem Platz, wir geben alle alles für den Verein.
Diese Philosophie scheint Früchte zu tragen. Im Gegensatz zu anderen Vereinen, kann sich der FC Arbon nämlich nicht über einen Mitgliederschwund beschweren.
Im Gegenteil. Wir haben derzeit einen Aufnahmestopp.
Also fehlt es doch wo?
Wir haben zu wenig Trainer und nicht genügend Infrastruktur. Allein mit der Warteliste könnten wir noch einmal acht Nachwuchsmannschaften bilden. Die Verzögerung aufgrund der Einsprache beim Kunstrasenplatz im Stacherholz trifft uns deshalb empfindlich.

Mit deren Folgen werden Sie sich aber nicht mehr lange an vorderster Front herumschlagen müssen. Sie geben das Präsidium am 11. August ab. Wer tritt Ihre Nachfolge an?
Cédric Kriebel – noch ein Eigengewächs (lacht). Er war früher bei den Junioren, hat dann in der 1. Mannschaft gespielt und ist wie ich Gelb-Schwarz im Herzen. Er wird einen super Job machen, davon bin ich überzeugt.
Kommenden Mittwoch startet die Frauen Fussball EM – da dürften im Anschluss die Anmeldungen vermutlich noch einmal ansteigen?
Derzeit ist noch kein Hype erkennbar. Aber es ist gut möglich, dass dieser noch kommt. Vor allem wenn das Schweizer Team sich für das Achtel- und Viertelfinale qualifizieren sollte.
Zum Schluss: Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Vereins?
Dass ihm mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Wir leisten seit 120 Jahren unseren Beitrag zur Sport- und Integrationsförderung in Arbon. Ich würde mir deshalb wünschen, dass jeder und jede Fussballbegeisterte in Arbon in der Fankurve steht, wenn der FC Arbon spielt.
120 Jahre FC Arbon 05
Dieses Wochenende feiert der Arboner Traditionsclub zwei Tage lang sein denkwürdiges Jubiläum auf der Sportanlage Stacherholz. Den Auftakt macht Freitag, 27. Juni, das traditionelle Chäs-Turnier für Firmen, Familien und Freunde, gefolgt vom grossen Schülerturnier am Samstag, 28. Juni. Für Verpflegung, Musik und Spass ist natürlich auch gesorgt.