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Am Ende bleibt der Mensch

Anfang Woche haben sich am Bildungszentrum Arbon sechs Lernende für die regionale Meisterschaft Ost im Detailhandel qualifiziert. Gemeinsam mit Fachlehrer Enrico Prasciolu haben zwei der Gewinnerinnen mit «felix.» über die Herausforderungen in der Branche gesprochen.

Laura Gansner

Nervös seien sie schon gewesen, und müde, weil sie vor lauter Aufregung auch nicht unbedingt gut geschlafen hätten, erzählen Rebeka Schär und Janessa Eisenring. Knapp eineinhalb Stunden nach der Preisverleihung des Berufswettbewerbs Detailhandel ist davon nicht mehr viel übrig; die Anspannung ist der Freude gewichen, denn gemeinsam mit vier weiteren Lernenden aus dem 2. Lehrjahr im Detailhandel am Berufszentrum (BZ) Arbon konnten sie sich in der Vor- und Endrunde durch ihr Brillieren in einem fiktiven Verkaufsgespräch gegen knapp hundert Lernende durchsetzen. Sie können im Juni an der regionalen Meisterschaft Ost im Detailhandel in St. Gallen teilnehmen, an welcher sie wiederum die Möglichkeit haben, sich für das Endfinale in Salzburg zu qualifizieren. An diesem treten die Besten der besten Detailhandelsfachmänner und -frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegeneinander an. Sozusagen die Zukunft der Branche.

Es «menschelet» im Detailhandel

«Meine Qualifikation für die Meisterschaft ist auf jeden Fall eine Chance», erzählt Janessa Eisenring. Nach ihrer Lehre will sie zwar in absehbarer Zeit die Ausbildung zur Lehrerin angehen. Dies habe jedoch nichts mit dem Beruf an sich zu tun, denn die Ausbildung im Detailhandel erachtet sie als wertvollen Start ins Berufsleben. Rebeka Schär nickt zustimmend: «Die Lehre im Detailhandel hat definitiv ihre Vorzüge, vor allem im direkten Kundenkontakt.» Enrico Prasciolu, Fachlehrer für Detailhandel am BZ Arbon und Organisator des Berufswettbewerbs, fügt ergänzend hinzu: «Der Faktor Mensch ist matchentscheidend.» Dies nicht nur für die Herausbildung persönlicher Kompetenzen, sondern im Zeitalter des Online-Shoppings ganz grundsätzlich für den Beruf an sich. Denn die Branche steht vor grossen Herausforderungen.

Sie ist eine von sechs Lernenden, die sich am Berufswettbewerb Detailhandel am BZ Arbon für die regionale Meisterschaft qualifizieren konnte: Rebeka Schär an ihrem Wettbewerbsgespräch.
Sie ist eine von sechs Lernenden, die sich am Berufswettbewerb Detailhandel am BZ Arbon für die regionale Meisterschaft qualifizieren konnte: Rebeka Schär an ihrem Wettbewerbsgespräch.
© z.V.g.

Verschärfung der Online-Krise

«Die zentrale Herausforderung unseres Berufs besteht aktuell sicherlich darin, der Kundschaft trotz der Möglichkeit des Online-Shoppings einen Grund zu geben, ins Fachgeschäft zu kommen», ist sich Schär sicher. Eisenring erklärt, wie das gelingt: «Man muss die Kundinnen und Kunden mit kompetenter Beratung und Fachwissen abholen, denn das kann ihnen das Internet nicht bieten.» Diese Konkurrenz mit dem Einkaufen im Internet war während Enrico Prasciolus Lehre noch kein Thema, der Online-Handel damals noch inexistent. «Durch dessen Aufkommen hat sich der Beruf schrittweise verändert», reflektiert Prasciolu. Während der Pandemie habe sich diese Thematik nochmals verschärft. «Da kamen auch die letzten auf den Geschmack des Online-Shoppings.» Das fordert nun auch Opfer.

Mensch kommt nie aus der Mode

Anfang Jahr hat eines der grössten Detailhandelsunternehmen der Schweiz, die «Migros» verkündet, ihre Fachmärkte «SportX» und «Melectronics» zu verkaufen. Auch der Verkauf der anderen Fachmärkte wie «Micasa» oder «Do it + Garden» werde geprüft. Ganz konkret werden die Entscheide mit der bereits aufgeführten Entwicklung des erstarkenden Online-Handels begründet. Enrico Prasciolu sieht aufgrund dieser Entwicklung jedoch nicht schwarz für die Zukunft des Detailhandels. Der Beruf werde sich schlichtweg dahingehend weiterentwickeln, dass die Beratung noch stärker in den Mittelpunkt rückt. «Vielleicht werden einzelne Branchen wegrationalisiert, aber nicht der menschliche Kontakt.» Aus diesem Grund ist der Berufswettbewerb Detailhandel ein wichtiges Tool, um den Nachwuchs für eine Zukunft in der Branche zu motivieren.

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