Das Ende der «Wunderbar»
Kim Berenice Geser«Das Wunderbar-Team muss Restaurant und Hotel leider aufgeben, obwohl wir alles versucht haben, die ‹Wunderbar› bis zu einem bewilligten Abriss offenzuhalten.» So beginnt eine Medienmitteilung, welche Simone Siegmann diese Woche versandte. Sie läutet das wohl letzte Kapitel eines langwierigen juristischen Tauziehens ein. Als im Februar bekannt wurde, dass die beiden Klagen von Simone Siegmann gegen die ZIK Immo AG bezüglich einer Mieterstreckung auch in zweiter Instanz abgelehnt wurden, prüfte Siegmann noch einen Weiterzug.
Angestellte wollten übernehmen
Tatsächlich reichte sie beim Bundesgericht auch Beschwerde ein gegen das Urteil des Thurgauer Obergerichts. «Doch in einem provisorischen Bericht teilte man mir mit, dass meine Chancen gleich Null waren, weil es sich hier nur um einen Mietrechtsfall handelt», berichtet Siegmann bei einem Gespräch diese Woche. Beim Wort «nur» deutet sie mit den Händen Gänsefüsschen an. Für sie war es immer weit mehr als das. Siegmann kämpfte für den Erhalt der «Wunderbar». «Wenigstens solange, bis ein bewilligtes Bauprojekt für diese Parzelle vorliegt», fügt sie an.
Doch mit jeder weiteren gerichtlichen Instanz stiegen die Kosten und die Zeit, die sie dadurch gewann, wurde immer absehbarer. Hinzu kam das von der ZIK Immo AG beim Bezirksgericht Arbon eingereichte Ausweisungsbegehren, welches wie ein Damoklesschwert seit Wochen über ihr hing. «Ich musste einen Entscheid fällen», konstatiert sie. Siegmann wird die «Wunderbar» per Ende Mai schliessen. Den 25 Angestellten kündigte sie bereits Ende März. Im Juni will sie alles ausräumen. Die Möbel werden eingelagert. Dabei hatte Siegmann noch auf eine Lösung im verfahrenen Konflikt gehofft. Eine Lösung, die auch ohne sie funktioniert hätte. Zwei ihrer Angestellten wurden nach der Kündigung bei der ZIK Immo AG vorstellig. Sie wollten die «Wunderbar» von Siegmann übernehmen und weiterführen, bis die Zukunft des geschichtsträchtigen Gebäudes geklärt ist. Doch hierfür hätte die ZIK-Immo kein Gehör gehabt. «Die brüske Ablehnung war für alle ein Schock.» Niemand aus dem Team habe damit gerechnet, dass mögliche Nachfolger von der Vermieterin noch nicht einmal angehört würden.
Gebrannte Kinder
Für Koni Fischer, Mitinhaber der ZIK Immo AG, kommen die «Wunderbar»-News diese Woche überraschend. Zwar habe er von den Kündigungen gehört; dass Siegmann aber die Schliessung per Ende Mai plane, sei ihm neu. Ob dies denn auch alles so vonstattengehen werde, werde sich zeigen. «Es gilt dies juristisch abzuklären», sagt Fischer auf Anfrage. Der Entscheid des Bezirksgerichts zum Ausweisungsbegehren stehe schliesslich immer noch aus. Er bestätigt, dass Mitarbeitende der «Wunderbar» Interesse an der Weiterführung bekundet hätten. «Wir wollen jedoch einen Strich ziehen», begründet er die Absage. Auf die Frage, ob die ZIK eine eigene Anschlusslösung plane, antwortet Fischer: «Wir sind gebrannte Kinder, was Zwischennutzungen anbelangt.» Nichtsdestotrotz sei man sich natürlich bewusst, dass es sich hier auch touristisch um «eine wichtige Ecke» handle. Interessenten für die Liegenschaft gäbe es diverse. Über das weitere Vorgehen will die ZIK Immo AG aber erst entscheiden, wenn Siegmann wirklich ausgezogen ist. Und wenn die «Wunderbar» doch noch unter Schutz gestellt wird? «Es ist müsig, jetzt darüber zu diskutieren», meint Fischer. Damit werde man sich zu gegebener Zeit auseinandersetzen. Die Stadt, welche vom Kanton beauftragt wurde, die Schutzwürdigkeit der «Wunderbar» noch einmal zu prüfen, bedauert deren Schliessung. «Alles Weitere ist jedoch Sache von Eigentümer und Betreiberin», sagt Stadtpräsident René Walther. Da es sich bei der aktuellen Prüfung um ein laufendes Baurechtsverfahren handle, könne zum Stand der Dinge keine Auskunft erteilt werden. Anzumerken sei einzig, dass es einen gültigen Schutzplan gebe, in dem das Wunderbar-Gebäude nicht enthalten sei.