Doch noch ein Happy End
Kim Berenice GeserWer dieser Tage wie gewohnt auf der Landquart- oder der Schöntalstrasse unterwegs ist, kommt nicht umhin, über die noch ungewohnte Geschwindigkeitsreduktion zu «stolpern». Neu gilt dort nämlich auf den Streckenabschnitten im Arboner Siedlungsgebiet Tempo 30. Für die Mitglieder der IG Landquartstrasse findet damit ein jahrelanger Kampf gegen bürokratische Windmühlen endlich ein positives Ende. «Dieses Ergebnis zeigt, dass sich der Einsatz gelohnt hat», sagt Susann Kehl, Aktuarin der IG. Sie bildet zusammen mit ihrem Mann Martin Kehl, Präsident der IG, sowie Vize-Präsident Bernhard Lengg und Kassier Marcel Rutishauser den Vorstand der ersten Stunde und blickt auf eine bewegte Geschichte der Interessensgemeinschaft zurück.
Immer wieder abgeblitzt
Während mehr als 16 Jahren setzte sich die IG dafür ein, die Landquartstrasse von Verkehr, Lärm und Abgasen zu entlasten. 2008 durfte die IG begleitende Workshops zur NLK mitgestalten. Denn der Bau der neuen Kantonsstrasse sollte – in Kombination mit der damals bereits geplanten «Spange Süd» – die ersehnte Verkehrsentlastung für die Landquartstrasse bringen. Doch drei Jahre nach der Einweihung der NKL «versenkte der damalige Stadtrat die ‹Spange Süd› und an der Landquartstrasse passierte wieder nichts», erinnert sich Kehl. Auch die 2014 auf der Strasse ausgeführten Umbauten wie die Schwellen zur Verkehrsberuhigung hätten nicht den gewünschten Effekt gezeigt.
Der Verkehr nahm laut IG weiter zu und zu allem Übel wurde im selben Jahr ihr Gesuch für eine Tempo-30-Zone vom Kanton abgelehnt. Die Begrüdung: Man sehe keine Notwendigkeit für eine Tempo-30-Zone in diesem Bereich, da keine Sicherheitsdefizite auszumachen seien. Es folgten weitere Korrespondenzen mit allen Beteiligten, ein Runder Tisch und dann im Frühjahr 2017 die Planauflage für einen einjährigen Testbetrieb mit Tempo 30. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, der nur all zu schnell wieder verglühte. Denn der Stadtrat zog noch im gleichen Jahr seinen Antrag zurück.
Endlich kehrt Ruhe ein
Die IG fühlte sich damals von der Stadt im Stich gelassen. «Wir an der Landquartstrasse fühlen uns verschaukelt», schrieb Marcel Rutishauser in einem Leserbrief im Dezember 2017 im «felix.». Und auch der Kampfgeist litt unter der erneuten Schlappe. «Zu Beginn waren wir 200 Mitglieder», erinnert sich Susann Kehl. Heute sind es noch deren 30. «Viele sind im Laufe der Jahre weggezogen oder haben den Mut verloren.» Doch die IG gab ihre Vision dennoch nicht auf und der Durchhaltewille wurde belohnt. Die Kehrtwende kam, so die Aktuarin, mit der Wahl des neuen Stadtrates 2019. Denn dieser sprach sich nicht nur für die «Spange Süd» aus, sondern ersuchte den Kanton 2021 auch, eine Tempo-30-Strecke auf besagten Strassen zu prüfen. Nach dem positiven Bescheid ein Jahr später ist nun die Umsetzung erfolgt. Basis hierfür ist die kantonale Lärm- und Ruheschutzstrategie, die im März 2022 in Kraft getreten war. Für die IG Landquartstrasse sind die neuen Temposchilder am Strassenrand ein Grund zum Feiern und nicht nur das: «Wir merken bereits nach einer Woche mit der neuen Geschwindigkeitsgestaltung eine Verbesserung», freut sich Susann Kehl. Sie spricht der Stadt ein grosses Lob aus, allen voran dem zuständigen Ressortleiter Didi Feuerle, der die IG fachkundig begleitet habe. Die IG, welche am 6. Juli ihre 17. Hauptversammlung abhält, weiss, dass das neue Tempolimit eine gewisse Gewöhnungszeit erfordern wird. Sie will deshalb die Verkehrssituation noch ein weiteres Jahr beobachten. Dann gälte es die Zukunft der IG zu beschliessen, so Kehl. «Nach vier Stadtpräsidenten und diversen Stadträten können wir endlich auf eine Beruhigung unserer Strassen hoffen.»