Ein Ende aus heiterem Himmel
Laura Gansner«Leider mussten wir vor wenigen Tagen erfahren, dass die langjährige Partnerschaft mit dem Raumplanungsbüro Strittmatter Partner AG infolge Geschäftsaufgabe per Ende Juni abrupt beendet werden muss», schreibt der Steinacher Gemeindepräsident Michael Aebisegger im Vorwort von «Steinach aktuell» vom 23. Juni. Die Mitteilung trifft die Gemeinde völlig überraschend inmitten der Arbeiten an der Ortsplanungsrevision, in welcher sie von Balz Bodenmann, einem der Geschäftsleiter der Strittmatter Partner AG, begleitet wurden. «Wir sind definitiv nicht glücklich», kommentiert Aebisegger die unerwarteten Geschehnisse. Die Einstellung der Geschäftstätigkeiten habe man in Steinach nicht kommen sehen. Aebisegger findet deutliche Worte: «Ich kann eine so unkontrollierte und unvorbereitete Auflösung nicht nachvollziehen, das ist schlichtweg unprofessionell». Man wolle jetzt natürlich keine Zeit verlieren und sei auch bereits in Gesprächen mit potentiellen zukünftigen Partnern, aber ein solcher «Reiterwechsel» gehe eben nicht ohne eine Verzögerung der Weiterarbeit an der Ortsplanungsrevision über die Bühne. Damit steigt der Zeitdruck auf die Gemeinde, denn wie alle 77 Gemeinden des Kantons St. Gallen muss Steinach auf Grundlage des 2017 neu in Kraft getretenen Planungsund Baugesetz die Ortsplanung bis im Jahr 2027 revidiert haben.
Schlussstrich war nicht absehbar
Auch die Gemeinde Berg arbeitet zur Zeit an der Revision ihrer Ortsplanung. «Wir sind aktuell nicht in einer kritischen Phase, deshalb stresst mich das Ganze nicht so», versichert der Berger Gemeindepräsident Peter Imthurn. Man habe bereits 90 Prozent der Arbeiten an der Ortsplanungsrevision erledigt und warte aktuell auf Antworten vom Kanton. Und dennoch brauchen sie für die verbleibenden 10 Prozent einen neuen Raumplanungs-Partner: «Ein solcher Wechsel ist immer schlecht». Informiert wurde die Gemeinde anfangs Juni über die Auflösung der Strittmatter Partner AG in einem Schreiben, welches auch auf der Homepage des Raumplanungsbüros zu finden ist. Wenn auch der ebenfalls für die Gemeinde Berg verantwortliche Raumplaner Balz Bodenmann bereits im Januar «anstehende Veränderungen» bei Peter Imthurn anmeldete, war damals von einer gänzlichen Geschäftsauflösung nicht die Rede. Kein Wunder, denn der Entscheid sei sehr kurzfristig entstanden, wie Hanspeter Woodtli, Teilhaber der Strittmatter Partner AG, erzählt.
Mangelware Raumplaner
Im Raumplanungsbüro «Strittmatter Partner» habe es in den letzten Jahren eine Abwanderung von Mitarbeitenden aus dem Raum Zürich gegeben, die in näherer Umgebung eine Anstellung gefunden hatten. «Aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels sieht der Stellenmarkt für Raumplanerinnen oder Raumplaner aktuell super aus», so Hanspeter Woodtli. Hinzu kommt, dass sich einer der Geschäftspartner Mitte 2021 von «Strittmatter Partner» trennte. «Einige unserer Mitarbeitenden haben bei uns gekündigt und werden ihn im neu zu gründenden Büro unterstützen», verrät ein offizielles Schreiben an die Geschäftspartner der Strittmatter Partner AG. Nach diesem Abgang diverser Mitarbeitenden hatte das Büro weiterhin gleichviele Projekte zu stemmen, aber nicht genügend Leute an Bord. «Wenn alles so unsicher ist, wird es schwierig, ein Geschäft weiterzuführen», resümiert Woodtli.
Wechsel zur Konkurrenz
Da kam das Angebot der ERR Raumplaner AG – einem bisherigen Konkurrenten von «Strittmatter Partner» –, einen Teil der Angestellten zu übernehmen, wie gelegen, erzählt Hanspeter Woodtli. Die entsprechenden Gespräche hätten im Mai stattgefunden. Anfang dieser Woche wurde der Transfer nun vollzogen, inklusive einem Teil der ehemaligen Geschäftsleitung von «Strittmatter Partner», Karin Bétrisey. Die zwei verbleibenden Geschäftsleiter von «Strittmatter Partner» schlagen andere Wege ein: Während Alex Müller in Zukunft selbständig tätig sein wird, wechselt Balz Bodenmann zur Wälli AG. Mit dem Transfer eines Teils des «Strittmatter Partner»-Teams zu «ERR Raumplaner» wandern auch einige der laufenden Projekte mit zum neuen Planungsbüro. So zum Beispiel jene der Stadt Arbon. «Für uns geht alles weiter wie bisher», versichert Stadtpräsident René Walther. Dies, obwohl die Ortsplanungsrevision noch nicht rechtskräftig ist.