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Ein politischer Spätzünder

Max «Mäge» Luterbacher zieht nach 18 Jahren den Hut. Der Präsident der SVP Steinach übergab sein Amt letzte Woche seinem Nachfolger Markus Mäder. Im Interview spricht er über seine späte politische Berufung und die Verantwortung der Ortsparteien für das Miteinander im Dorf.

Kim Berenice Geser

Herr Luterbacher, Sie gaben Ihren Rücktritt letzte Woche anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der SVP Steinach. Ein kalkulierter Schachzug, damit Ihnen auch der SVP Schweiz Präsident Marcel Dettling die Ehre erweist?

Max «Mäge» Luterbacher: (lacht) Nicht ganz, aber sein Besuch an meiner letzten HV als Präsident hat mich natürlich sehr gefreut. Meinen Rücktritt habe ich bereits vor einem Jahr angekündigt. Wobei ...

Ja?

Markus Mäder, mein Nachfolger, hat mich darauf hingewiesen, dass ich schon bei unserer 13. HV gesagt hätte, in einem Jahr ist Schluss. (schmunzelt).

Da haben Sie dann aber noch einige Jahre angehängt. Warum war jetzt der richtige Zeitpunkt?

Ich werde demnächst 80, da ist die Zeit gekommen. Ausserdem betreibe ich ja immer noch den Hafentreff in Steinach. Da fängt im März die nächste Saison an und die Personalsuche beschäftigt mich bereits jetzt. Zusätzlich habe ich kürzlich die Vermarktung für ein neues Produkt übernommen. «Flystop», kleine Fliegengitter, die man im Sommer zum Schutz auf die Gläser legen kann. Dem will ich mich dieses Jahr intensiv widmen.

«Angefangen haben wir mit 20 Personen, heute sind es 66 Mitglieder.»
Max «Mäge» Luterbacher

Ihnen wird also auch in Zukunft nicht langweilig werden. Blicken wir noch ein wenig zurück. 18 Jahre sind eine lange Zeit. Wie hat sich die SVP Steinach in dieser Zeit entwickelt?

Die grösste Veränderung ist mit Sicherheit das Mitgliederwachstum. Angefangen haben wir mit 20 Personen, heute sind es 66 Mitglieder. Und wir waren erfolgreich. Wir haben in den letzten 25 Jahren zwei Nationalräte, drei Kantonsräte, zwei Gemeinderäte und zwei Schulräte gestellt. Wir haben nicht nichts gemacht.

Sie sagen das, als ob Ihnen das vorgeworfen würde.

Das ist nicht der Fall, aber die wenigsten wissen, was ein Präsident einer Ortspartei tatsächlich macht. Das ist nicht nur ein Titel, es ist ein Amt mit Verpflichtungen und Verantwortungen.

Was hat Sie damals gereizt, es zu übernehmen?

Ich kam ja erst mit 60 Jahren zur SVP. Vorher wusste ich nicht einmal, wie man Politik schreibt (lacht). Mit 70 wurde ich sogar noch Kantonsrat. Es ist ganz einfach: Wenn du mal drin bist, packt es dich. Dann willst du mitmachen und nicht nur Mitläufer sein. 

Ein politischer Spätzünder also. Woher kam die plötzliche Berufung?

Der Grund war Michael Götte, der die SVP Steinach damals auch gegründet hat. Er hat mich so lange bearbeitet, bis ich zugesagt habe und war quasi mein politischer Ziehvater.

Mäge Luterbacher hatte seine letzten HV als Präsidentwo er von SVP Schweiz Präsident Marcel Dettling verabschiedet wurde.
Mäge Luterbacher hatte seine letzten HV als Präsident der SVP Steinach, wo er von SVP Schweiz Präsident Marcel Dettling verabschiedet wurde.
© z.V.g.

Welche politische Bedeutung messen Sie den Ortsparteien zu?

Eine grosse. Politik wird auf der Lokalebene gemacht, an der Basis bei den Mitgliedern. Hier gilt es, die Menschen abzuholen, zu informieren und für die Politik zu begeistern. Und die Ortsparteien braucht es, um die Anliegen der Bevölkerung auf kommunaler Ebene zu vertreten. Wir spüren es beispielsweise stark, dass wir seit acht Jahren nicht mehr im Gemeinderat vertreten sind und somit keine direkten Informationen mehr aus dem Gremium erhalten. Das ist auch das Problem bei Parteilosen. Die sind nicht organisiert, stellen keine Kantons- und Nationalräte und erhalten so nur die Infos, die über öffentliche Kanäle wie die Medien publiziert werden. Ich werde nicht selten vor Abstimmungen und Wahlen auch von Nicht-Mitgliedern angeschrieben und gefragt: «Was soll ich abstimmen?»

Sie sagen, es ist Auftrag der Ortsparteien, die Bevölkerung abzuholen und zu informieren. Wie gelingt das?

Beispielsweise mit unserem Format «SVP bi dä Lüüt». Hier laden wir immer wieder Gäste, darunter meist auch Kantons- und Nationalräte ein, um über aktuelle Themen und Abstimmungsvorlagen zu diskutieren. Und das nicht nur mit unseren Mitgliedern, das Format steht der ganzen Bevölkerung offen und soll anregen, auch Fragen zu stellen. Daneben haben wir monatliche Delegiertenversammlungen der SVP, an denen auch Abgeordnete der Ortsparteien teilnehmen und die gesammelten Infos anschliessend an die Mitglieder weitergeben.

«Was Markus Mäder auf jeden Fall in Angriff nehmen wird, ist eine Kandidatur für die nächsten Gesamterneuerungswahlen aufzubauen.»
Max «Mäge» Luterbacher

Der neue Präsident der SVP-Ortspartei Steinach heisst Markus Mäder. Der ehemalige Steinacher Gemeinderat wirkte bei der Gründung der SVP Steinach als Aktuar und war viele Jahre Ihr Vize. Was wird Ihr Nachfolger bewegen?

Ich gehe davon aus, er wird im gleichen Rahmen wie ich weitermachen, vielleicht sogar etwas mehr. Er ist ja auch noch jünger (lacht). Was er auf jeden Fall in Angriff nehmen wird, ist eine Kandidatur für die nächsten Gesamterneuerungswahlen aufzubauen. Er ist die richtige Wahl für dieses Amt. Als Gründungsmitglied, Polizist, ehemaliger Gemeinderat und Laienrichter bringt er einen gut gefüllten Rucksack mit. 

Was geben Sie ihm mit auf den Weg?

Ich muss ihm nichts mitgeben. Er war ja immer an meiner Seite und weiss, wie der «Karren» läuft.

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