Eine kostspielige Umnutzung
Kim Berenice GeserWo bringt Berg seine Asylbewerbenden unter? Diese Frage treibt die Gemeinde schon länger um und gewann im Sommer 2024 an Dringlichkeit. Damals verkaufte die Gemeinde nach der Zustimmung der Bevölkerung die Liegenschaft Käsereistrasse 5 an die Bauline GmbH. Die neue Besitzerin hat das Gebäude, das bisher unter anderem als Asylwohnung genutzt wurde, abgerissen und ersetzt es derzeit durch einen Neubau. Um den drohenden Verlust von Wohnraum zu kompensieren, beschloss der Gemeinderat, den alten Kindergarten an der Dorfstrasse 43 umzunutzen. Mit dem Budget 2025 wurde beim Stimmvolk ein Kredit in Höhe von 60’000 Franken für die nötigen Arbeiten am Pavillon beantragt. Diesem Anliegen stimmten die Bergerinnen und Berger an der Bürgerversammlung Ende März zu. Nur zwei Monate später wurde das Baugesuch öffentlich aufgelegt und damit ein kostspieliger Stein ins Rollen gebracht. Denn die Stockwerkeigentümerschaft des alten Schulhauses, welche den Kindergarten fast 30 Jahre lang mit Wärme, Strom und Wasser versorgte, kündigte der Gemeinde die Zusammenarbeit. Diese musste nun für weitere 40’000 Franken die Liegenschaft erschliessen und eine Wärmepumpe einbauen.
Vertrag mit einem Toten
«Ich habe mich schön gewundert, als ich als direkter Anstösser von der Gemeinde über das Vorhaben informiert wurde», erinnert sich Robert Schwaller. Er ist einer von drei Stockwerkeigentümern im umgebauten alten Schulhaus, das an den ehemaligen Kindergarten angrenzt. «Im ganzen Baugesuch findet sich kein Hinweis auf die Erschliessung der Liegenschaft», begründet er seine Verwunderung. Schwaller berichtet, dass er auf Nachfrage, wie das künftig gehandhabt werde, vom Gemeindepräsidenten Peter Imthurn schlicht die Antwort erhielt: wie gehabt. Es bestehe ein Vertrag, der die Stockwerkeigentümerschaft zur Wasser- und Wärmezulieferung verpflichte.
Diese Aussage sei «völliger Blödsinn», befindet Schwaller. Tatsächlich existiere eine Vereinbarung für die Erschliessung des Kindergartens. «Diese datiert aber auf 1997 zurück und wurde von einer Privatperson und dem Präsidenten der Schulgemeinde unterzeichnet.» Erstere ist inzwischen verstorben, die Schulgemeinde gibt es seit Bildung der Einheitsgemeinde längst nicht mehr. «Für mich zeugt es deshalb von fachlicher Inkompetenz, bei der Umnutzung des Gebäudes ohne Rücksprache mit der Stockwerkeigentümerschaft davon auszugehen, dass diese Vereinbarung noch Bestand hat.» Auch der Rechtsdienst des Hauseigentümerverbandes (HEV) St. Gallen, den Schwaller mit der Prüfung des Falls beauftragte, zweifelt an, ob die Vereinbarung heute noch gültig ist. «Aus den vorliegenden Grundlagen sind keine langfristigen Verpflichtungen ersichtlich», heisst es im Schreiben des HEV, das «felix.» vorliegt. Damit war der Weg für die Stockwerkeigentümerschaft frei: Sie kündigten der Gemeinde den Versorgungsvertrag Ende August. Dies nicht nur, weil man sich am Vorgehen und der Kommunikation der Gemeinde in dieser Sache störte, sondern vor allem, weil der Ersatz der alten Ölheizung anstand. «Wir hätten den Energienachweis nicht erfüllt, hätten wir weiterhin den alten Pavillon geheizt», erklärt Schwaller und fügt an, bevor Mutmassungen in diese Richtung gemacht würden: «Mit den neuen Mietern des Pavillons hat die Kündigung rein gar nichts zu tun. Uns ist egal, wer dort wohnt.»
Entwicklungs- nicht Mehrkosten
Mit den Vorwürfen Schwallers konfrontiert, sagt Imthurn: «Wenn man als Gemeinde Projekte realisiert, hat man in der Regel immer auch Gegner.» Er bedaure, dass man sich mit der Stockwerkeigentümerschaft nicht einigen konnte, zumal man um eine gemeinsame Lösung bemüht gewesen sei. Wenn auch – wie der Schriftverkehr zeigt – hauptsächlich nach der Kündigung. Diese Bemühungen führt Imthurn auch ins Feld, als Antwort auf die Frage, warum der Gemeinderat erst jetzt im Amtsblatt über die zusätzlichen Kosten informiere, nachdem bereits klar war, dass die Zeitung das Thema aufgreifen wird. «Wir wollten den Ball flach halten.» Er sieht die zusätzlichen 40’000 Franken auch nicht als Mehrkosten, sondern als vorgezogene Investition in die Arealentwicklung. «Im Hinblick auf die Zentrumspläne hätten wir das Gebäude ohnehin autonom erschliessen müssen.» Nun sei dies eben früher als gedacht der Fall gewesen. Ungeachtet dessen sei es dennoch eine sinnvolle und langfristig nachhaltige Lösung.