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Er fängt an, aufzuhören

Seit 30 Jahren räumt Hanspeter Marschner mit dem Malen seine Gedanken auf. «Die Kopfkreationen zur Hand herauslassen», nennt er den Prozess. Dabei sind im Laufe der Jahre zahlreiche Werke entstanden. Für Teile seines Opus sucht er nun ein neues Zuhause, denn seine Zeiten im Atelier neigen sich dem Ende zu.

Kim Berenice Geser

Was ihn beschäftigt, was ihn umtreibt, verarbeitet Hanspeter Marschner in der Malerei. Und obwohl er seit drei Jahrzehnten mit Farben, Sprache, Formen spielt, will er nicht Künstler genannt werden. Dass er einer ist, ist dennoch unbestritten. Bringt ein Künstler doch per Definition Kunstwerke hervor und davon hat Marschner unzählige geschaffen. «Unser Welttheater fasziniert mich noch immer», sagt er in seinem Atelier sitzend. In all seinen Facetten, vom Krieg, über Künstliche Intelligenz bis hin zur Entwicklung Arbons und dem Mikrokosmos der Zellbiologie, fliessen die Themen des «Affentheaters» Menschheit in seine Malerei ein, hinterlassen Spuren in Einsen, Nullen, Membranen, kräftigen, fröhlichen Farben. Und werden es auch in Zukunft noch tun, allerdings in reduzierter Form. 

Das Loslassen anpacken

Während ihn sein Geist immer noch auf Trab hält, spürt Marschner, dass die Kraft nachlässt. «Die Intensität meines Schaffens nimmt ab», sagt er und fügt an: «Ich werde demnächst 83 und merke, dass mir dieses und jenes nicht mehr gleich leicht von der Hand geht.»

Hanspeter Marschner in seinem Atelier im alten Postgebäude an der Friedenstrasse 7, das erfüllt ist von seinen Werken.
Hanspeter Marschner in seinem Atelier im alten Postgebäude an der Friedenstrasse 7, das erfüllt ist von seinen Werken.
© Kim Berenice Geser

So sei das mit dem Alter, bemerkt er lächelnd. Weshalb er sich nun auch dazu entschlossen hat, seinen Werkbestand zu reduzieren. «Ich fange an, aufzuhören.» Auch wenn er nicht vor hat, das Atelier gleich aufzugeben, sei ein Ende vorhersehbar. «Ich will nicht, dass meine Tochter irgendwann all dies aufräumen muss», er macht eine ausladende Handbewegung, die sein Atelier mitsamt seiner Werke einschliesst. Obwohl er Respekt hat, vor dieser neuen Art des Schaffens, die sich vielleicht nicht mehr auf der Leinwand, sondern nur noch auf einem Skizzenblock abspielen könnte, freut er sich, den Schritt des Loslassens anzugehen. «Wie das Anfangen, das in die Öffentlichkeit treten mit meinen Werken ein Prozess war, so ist es auch das Aufhören.» Immerhin sei er in der glücklichen Position, etwas hinterlassen zu dürfen. «Vielleicht hat ja jemand Freude daran.» Er lacht, in dieser ihm eigenen Art, die erahnen lässt, dass er auch nach 30 Jahren, unzähligen Ausstellungen und Werken von sich noch immer nicht als Künstler denkt. Sondern als Vater seiner gemalten Gedanken, für die er nun ein neues Daheim sucht.

Atelier-Öffnung zum Ausverkauf

Nach 30 Jahren gemalter Gedanken öffnet Hanspeter Marsch-
ner sein Atelier an der Friedenstrasse 7 in Arbon an zwei Wochenenden zum Ausverkauf seines umfangreichen Werkbestandes:

Freitag, 14. Februar
18 bis 20 Uhr
Samstag, 15. Februar
10 bis 12 Uhr
18 bis 20 Uhr
Freitag, 21. Februar
18 bis 20 Uhr
Samstag, 22. Februar
10 bis 12 Uhr
18 bis 20 Uhr

Bei einem Glas Wein und entspannter Atmosphäre kann nach dem passenden Bild gesucht werden. 

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