«Ich bin ausgebrannt»
Kim Berenice Geser«Taxi Firma zu verkaufen mit 4 Fahrzeugen. Bitte nur ernsthafte Angebote.» Diese Meldung macht aktuell in Arbon die Runde. Der Aufruf kommt von Kurt Frischknecht. Seit zwölf Jahren führt er das Taxiunternehmen Eve in Arbon und Steinach und eigentlich wäre die Auftragslage anhaltend gut, um den Betrieb weiterzuführen. «Wir sind ja praktisch das einzige Taxiunternehmen auf dem Platz», sagt Frischknecht. Sein Problem ist das Personal. Seit rund drei Jahren sei er immer wieder auf der Suche. Doch wie in vielen anderen Dienstleistungsbranchen auch sind die Mitarbeitenden Mangelware. In dieser angespannten Situation ist jeder Ausfall einer zu viel. Und genau das zieht dem Unternehmen nun den Boden unter den Füssen weg.
Die Zeit drängt
«Anfang Januar fiel einer meiner besten Mitarbeitenden überraschend krankheitsbedingt aus», berichtet Kurt Frischknecht. Und leider sehe es Stand heute nicht danach aus, als ob eine Rückkehr in den Beruf möglich sei. Damit reduzierte sich der Personalbestand von «Taxi Eve» von einem Tag auf den andern auf zwei Festangestellte – Frischknecht mitgerechnet – und fünf Aushilfen. «Ich habe heute vier Autos und nur zwei festangestellte Chauffeure, früher waren es mal fünf. Diese Rechnung geht nicht mehr auf.» Die Arbeitsbelastung sei schlicht zu hoch, um sie auf Dauer bewältigen zu können. «Ich merke, dass ich ausgebrannt bin.» Deshalb hat sich der Unternehmer schweren Herzens dafür entschieden, seinen Betrieb zu verkaufen. «Meine Gesundheit ist mir einfach wichtiger.» Daher auch die Dringlichkeit. Frischknecht hat sich eine Frist bis Ende März gesetzt. Länger will er den Schritt nicht hinauszögern. Sein Wunsch wäre es, die Firma im Ganzen weitergeben zu können. «Das Schlimmste für mich wäre, wenn ich sie zerstückeln müsste.» Aber im Notfall würde er dies tun.
Arbon hat Potenzial
Dass seine missliche Lage potenzielle Käufer abschrecken könnte, davon geht Frischknecht nicht aus. «In Arbon hast du immer Arbeit und so lange die Bars und Clubs im Städtli bleiben, gilt das auch für den Nachtbetrieb.» Er ist davon überzeugt, dass ein neues Team mit frischem Schwung in Arbon und Umgebung eine gute Basis für ein erfolgreiches Taxiunternehmen finden wird. Nicht zuletzt würde sich darüber wohl auch die Stadt freuen, die seit geraumer Zeit eine Nachfolge für den Betrieb des Rufsammeltaxis sucht (siehe Kasten). Diesen hatte Frischknecht von 2021 bis Sommer 2023 inne, beendete dann jedoch aus persönlichen Gründen die Zusammenarbeit mit der Stadt.
Aktuell bleibt das Rufsammeltaxi auf der Strecke
«Die Stadt bedauert den allfälligen Verlust eines Taxiunternehmens, das auch den Platz Arbon abdeckt beziehungsweise abgedeckt hat», schreibt die Stadt Arbon auf Anfrage zur drohenden Schliessung der Taxi Eve GmbH. Auf die Frage, wie mit dem städtischen Angebot des Rufsammeltaxis nun weiter verfahren werde, verweist die Stadt darauf, dass es in Arbon ausser «Taxi Eve» keine Taxidienstleister gäbe, die über einen genügend grossen Fuhrpark und über eine ausreichende Anzahl Mitarbeitender verfügen, um den Rufsammeltaxi-Betrieb in den definierten Randzeiten zuverlässig abzudecken. Im vergangenen Jahr sei deshalb Kontakt mit drei grösseren Taxiunternehmen aus der näheren Region aufgenommen worden. Weil das Nachfragevolumen jedoch zu klein und die eigene Auslastung zu gross sei, fanden sich keine Interessenten. Dennoch würde der Stadtrat gerne am Angebot festhalten wollen. «Aufgrund der beschriebenen Umstände ist dies derzeit jedoch nicht möglich», heisst es seitens der Stadt. Und weiter: «Der Stadtrat sieht Potenzial, wenigstens für die Strecke Romanshorn–Arbon eine Lösung finden zu können und hat die Verwaltung mit entsprechenden Abklärungen beauftragt.» Derzeit laufen entsprechende Gespräche. Falls sich diese Lösung nicht realisieren lässt, wird der Rufsammeltaxibetrieb mangels Optionen voraussichtlich offiziell gänzlich eingestellt.