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Im Namen der Wissenschaft

Nach fast 15 Jahren verabschiedet sich das Pfarrerehepaar Elekes von der evangelischen Kirchgemeinde Horn. Nicht etwa, weil es ihnen am Bodensee nicht mehr gefällt, sondern weil sie zu ihrer ersten Liebe zurückkehren: der Wissenschaft.

Laura Gansner

«Wir haben noch einige Türen, die klappern», beginnt Pfarrerin Karin Kaspers-Elekes ihre Erzählung zum bevorstehenden Abgang des Pfarrerehepaars. Sie seien nun an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie dies nicht mehr ignorieren können. «Entweder schliessen wir sie definitiv, oder wir wagen es, über die Schwelle zu treten.» Das Ehepaar hat sich für letzteres entschieden. Die klappernde Türe, die sie gelockt hat, nennt sich Wissenschaft. Sie werden nach Ungarn ziehen und von dort aus in Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten interdisziplinäre Forschungsprojekte im theologischen Bereich bearbeiten. Tibor Elekes legt dabei den Schwerpunkt auf Politologie und Soziologie, während es Karin Kaspers-Elekes in Richtung Medizin zieht. «Während der Pandemie haben wir bemerkt, dass es jetzt an der Zeit ist, den Kurs zu wechseln», erinnert sich Tibor Elekes.

Pandemie als Wendepunkt

Während sich das Pfarrerehepaar die Stelle in der evangelischen Kirchgemeinde teilt, arbeitet Karin Kaspers-Elekes noch 80 Prozent als Spitalseelsorgerin. Die Pandemie und deren Auswirkungen habe sie deshalb an vorderster Front miterlebt, erzählt Karin Kaspers-Elekes. «Da wird einem bewusst, was für ein grosser Schatz die Gesundheit ist.» Deshalb wollten sie nicht länger warten und entschieden sich für den Karrierewechsel. Mit der evangelischen Kirchgemeinde Horn habe dieser Entscheid nichts zu tun, im Gegenteil sprechen beide bereits jetzt wehmütig über ihren bevorstehenden Abschied: «Uns hier komplett zu entwurzeln ist ein reiner Vernunftentscheid», betont Karin Kaspers-Elekes. Leicht sei ihnen dieser nicht gefallen.

Unerwarteter Fund am Bodensee

«Hätte uns vor 16 Jahren jemand gesagt, dass es uns in die Schweiz ziehen wird, hätten wir nur gross geschaut», lacht Karin Kaspers-Elekes. Damals haben Elekes gemeinsam eine Gemeinde im Ruhrgebiet geleitet, die um einiges grösser war als die Kirchgemeinde in Horn. «Wir haben in den 13 Jahren dort viel Notversorgung geleistet, wobei wir unser Ziel nicht erreichen konnten», resümiert Tibor Elekes. Ihr Ziel? Näher am Mensch zu sein, in einen direkten und kontinuierlichen Austausch mit den Kirchgemeindemitgliedern zu treten. «Wir wünschten uns eine überschaubare Grösse», wie Karin Kaspers-Elekes erzählt. Bei einem Besuch eines Kollegen in der Schweiz seien sie auf die freie Stelle in Horn aufmerksam geworden und hätten sich beworben – offensichtlich erfolgreich.

Geteilte Berufung

«Der Kontakt zur Kirchgemeinde war von Minute eins positiv», lächelt Karin Kaspers-Elekes, ihr Mann nickt zustimmend. Keine Seltenheit während diesem Gespräch – immer wieder ergänzen sich die beiden in ihren Aussagen und mehr als einmal fällt eine anerkennende Bemerkung wie: «Das hast du schön formuliert.» Wie hat es das Ehepaar geschafft, nach fast 30 Jahren nicht nur geteiltem Leben sondern auch geteilter Arbeit sich noch immer wertzuschätzen? «Wir haben eine sehr lebendige Kommunikation», schmunzelt Karin Kaspers-Elekes. Ausserdem teilen sie auch ausserhalb der Kirche Interessen für Kunst und Kultur, ergänzt Tibor Elekes. Aber ausschlaggebend sei vermutlich ihre gemeinsame Berufung zum Pfarrberuf, meint Karin Kaspers-Elekes. Diese Hingabe für die Kirche zu teilen sei ein grosses Geschenk, aus dem sie immer wieder Kraft schöpfen. Fast scheint sie greifbar, die Leidenschaft mit der das Pfarrerehepaar über ihre Arbeit, ihren Glauben und die Gemeinschaft sprechen; eine Gemeinschaft, der die beiden in Zukunft nur das Beste wünschen. «Wir haben Horn gegeben, was wir zu geben hatten. Jetzt ist Zeit für etwas Neues», erklärt Karin Kaspers-Elekes. Zur Zeit ist die Pfarrwahlkommission noch auf der Suche nach einer Neubesetzung des Amtes. Für die Übergangszeit konnte die ehemalige Arboner Pfarrerin Angelika Grewe gewonnen werden. Doch das Pfarrerehepaar Elekes geht nicht ohne Abschied: Sie laden herzlich zu einem letzten Gottesdienst am Sonntag, 21. Mai, um 15 Uhr ein.

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