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Im Reich der Roboter

Vor einem Jahr wurde Niklaus Vogel für seinen Einsatz im Namen der Nachwuchsförderung im «RoboTech Lab» zum Arboner des Jahres gekürt. Mit «felix. die zeitung» wirft er einen Blick zurück und erzählt, was sich im letzten Jahr verändert hat.

Laura Gansner

An der linken Wand des «RoboTech Lab» in Arbon strahlen einen Ramon Germann der Variosystems AG, Stadtpräsident René Walther und – zwischen ihnen – Niklaus Vogel von einem im Grossformat aufgezogenen «Selfie» aus an. Entstanden ist das Bild vor einem Jahr an der Neujahrsbegrüssung der Stadt Arbon, an welcher Vogel aufgrund seiner Arbeit in der Begabtenförderung des Kantons Thurgau zum Arboner des Jahres 2023 gekürt wurde. Das Bild ist jedoch nur eines von vielen: Verteilt an den Wänden hängen Bilder mit Kindern beim Programmieren von Robotern, am Tüfteln mit 3D-Druckern oder staunend bei Experimenten. Bis auf das Selfie sind sie allesamt im Technik-Labor im Untergeschoss des Berufsbildungszentrums Arbon (BZA) entstanden. Diese Gewichtung in der Auswahl an Bildmaterial widerspiegelt sich auch in den Geschichten von Niklaus «Niki» Vogel, der auf jede Frage mindestens fünf Anekdoten aus seinem Unterricht zu erzählen weiss.

Türen zum Forschen öffnen

«Hier ist schon KI am Werk», erzählt Niki Vogel, während er neben einem Highspeed Verpackungsroboter steht. Mit den Kindern lässt er das Gerät jeweils Pralinen in Pralinenblister einsortieren, was er sogleich demonstriert. Dabei fällt ihm ein: «Heute Morgen hat dank dieser Maschine eine Kanti-Schülerin verstanden, was Vektoren sind.» Sie wollte eigentlich nur ihre kleine Schwester für einen Kurs im Labor abladen, doch blieb, begeistert von den Robotern und Tüfteleien, noch ein wenig länger. Das ist kein einmaliges Erlebnis, erzählt Niki Vogel mit hörbarer Freude in der Stimme.

«Ich nehme sie mit in eine neue Welt.»
Niklaus Vogel

Unterdessen bietet Niki Vogel neu auch Kurse für Seniorinnen und Senioren an. Dies neben den wöchentlichen Kursen der Begabtenförderung Thurgau, den spezifische Impulsanlässe, der Zusammenarbeit mit Lernenden der Variosystems AG, Aerne Engineering AG, FPT Motorenforschung AG und Stadler Rail AG sowie mit Studierenden des Zentrums für berufliche Weiterbildung in St. Gallen. Entstanden ist dies ebenfalls aus einer Begegnung im Labor. «Eine Frau, die ihre Enkelin hier ablud, wollte von mir wissen, ob sie nicht auch teilnehmen könnte», erinnert sich Vogel. Wieso nicht, habe er sich gedacht und sogleich ein Programm auf die Beine gestellt.

Niklaus Vogel demonstriert den Bernoulli-Effekt. Die Reaktion auf den fliegenden Schraubenzieher war bei der Fotografin etwa dieselbe wie jene der Kinder auf dem Bild an der Wand.
Niklaus Vogel demonstriert den Bernoulli-Effekt. Die Reaktion auf den fliegenden Schraubenzieher war bei der Fotografin etwa dieselbe wie jene der Kinder auf dem Bild an der Wand.
© Laura Gansner

«Wieso nicht?» könnte ganz grundsätzlich das Motto von Niki Vogel sein. Kindern den Bernoulli-Effekt mit einem fliegenden Schraubenzieher demonstrieren – wieso nicht? Gemeinsam die Struktur eines Handychips im Bereich der Nanometer ausmessen – wieso nicht? Mit Kindern im Kindergartenalter an Robotern tüfteln – wieso nicht? «Ich nehme sie einfach mit in eine neue Welt.» Eine Welt, in der mit angepackt werden darf und nicht alles so «sprachlastig» ist wie im regulären Schulunterricht. «Für Kinder, die ansonsten im Schulsystem weniger zurechtkommen, kann das hier ganz neue Türen zum Lernen und Forschen öffnen.» Das ausgebaute Angebot hat inzwischen sogar personelle Folgen.

Zu viel gibt es nicht

Seit er vor über vier Jahren mit seinem Sohn Manuel das «RoboTech Lab» mithilfe der selbstgegründeten Robotik- und KI-Firma birdypol eröffnet hat, haben die Nachfragen ständig zugenommen. Deshalb hat er sich unterdessen Verstärkung geholt: Tobias Kreis und Andreas Senn – zwei ehemalige Schüler Vogels – erweitern seit diesem Jahr das Experten-Team. Ob seine Auszeichnung zum Arboner des Jahres zur erhöhten Auslastung beigetragen hat, sei schwierig zu sagen, so Vogel. Zu viel wird die Arbeit im Labor dem 70-Jährigen so oder so nicht, oder wohl eher: nie. «Solange ich jungen Talenten innovative Ideen und neue Technologien ermöglichen kann, werde ich hier in irgendeiner Form mit dabei sein.»

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