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Kappung weckt Unmut

Die letzte Woche veröffentlichte Mitteilung der Stadt Arbon, die Bahnhofstrasse Süd für einen einjährigen Testversuch zu kappen, stiess bei der Bevölkerung auf Unverständnis. Nun reagiert die Stadt und ordnet den Entscheid ein.

Kim Berenice Geser

«Goht’s eigentlich no?» So lautet der Grundtenor der Rückmeldungen zum stadträtlichen Entscheid von letzter Woche. Sowohl in der Leserbrief-Rubrik des «felix.» als auch in den Sozialen Medien wird der auf nächsten Sommer angesetzte einjährige Versuch, die Bahnhofstrasse Süd zu kappen, harsch kritisiert. Der Stadt wird vorgeworfen, die Anwohnenden der Bahnhofstrasse bevorzugt zu behandeln und den Steuerzahlenden mit den geplanten Ausgaben von 200 000 Franken «ans Bein zu pinkeln». Die Stadt sah sich deshalb gezwungen, diese Woche noch einmal Stellung zu beziehen.

Nachwirkungen der NLK

Stadtpräsident René Walther räumt ein, dass die Mitteilung von letzter Woche zu wenig umfangreich gewesen sei. «Ich verstehe die Fragen, die dadurch aufgekommen sind.» Die Massnahmen dürfen jedoch nicht isoliert betrachtet werden und hätten nur zweitrangig damit zu tun, den «Autoposern» entgegenzuwirken. «Eine Beruhigung oder Kappung der Bahnhofstrasse war bereits im Rahmen des Projekts ‹Neue Linienführung Kantonsstrasse› (NLK) als flankierende Massnahme vorgesehen gewesen», erläutert er. Teil der Gesamtplanung sei es schon damals gewesen, den Verkehr im Bereich des Arboner Bahnhofs konsequent auf die NLK zu lenken und den Schleichverkehr in Richtung Altstadt und AdolphSaurer-Quai zu reduzieren oder gar zu unterbinden. «Parallel dazu sollte die Situation für den Langsamverkehr optimiert und die Aufenthaltsqualität beim Bahnhof generell verbessert werden.» Walther fügt an, dass auch die Workshops und die Online-Mitwirkung, welche sich 2021 und 2022 mit möglichen Massnahmen an der Bahnhofstrasse befassten, in diesem Zusammenhang zu sehen seien.

Die Kappung der Bahnhofstrasse Süd soll nicht nur verkehrsberuhigend wirken, sondern auch den Bahnhofplatz aufwerten.
Die Kappung der Bahnhofstrasse Süd soll nicht nur verkehrsberuhigend wirken, sondern auch den Bahnhofplatz aufwerten.
© Kevin Fitzi

Erschliessung über Steinach

Konkret beinhaltet der einjährige Testlauf eine Kappung der Bahnhofstrasse auf einer Länge von 50 Metern parallel zu den «Metropol»-Parkplätzen. Der heute bestehende Fussgängerstreifen und die Mittelinsel werden abgebrochen und durch eine farbliche Gestaltung der Strassenoberfläche ersetzt. Die Taxiparkplätze werden aufgehoben, ebenso drei der fünf Parkfelder vor dem Bahnhofgebäude. Zwei davon werden einige Meter weiter vorne Richtung Steinach ersetzt. An der Breitseite der Unterführung auf Seite des Wendeplatzes sind vier neue Parkplätze vorgesehen. Der gesperrte Streckenabschnitt darf ausschliesslich von der Post, Bussen, Taxis, Anlieferern und Ausnahmetransporten befahren werden. Zubringerdienst zu den Wohnliegenschaften ist nicht gestattet. Deren Erschliessung erfolgt neu nur noch über den Knoten Bahnhof- und Hauptstrasse von Steinach her. Nebst den Massnahmen zur Verkehrsberuhigung ist eine Aufwertung des Aussenraums mit diversen Bepflanzungen und Rabatten geplant. So solle die Ankommens- und Aufenthaltsqualität am Bahnhof verbessert werden, lautet die Begründung des Stadtrates. Massnahmen, die überdies auch schon Jahre zurückreichen würden, führt Walther aus. Unter dem Arbeitstitel «Fenster zum See» sei schon vor geraumer Zeit die Schaffung eines Bahnhofplatzes angedacht worden, der sich vom Bahnhofgebäude über die Bahnhofstrasse und den heutigen «Metropol»-Parkplatz bis zum Seeufer erstreckt. «Eine Kappung der Bahnhofstrasse, wie sie ab Sommer 2024 versuchsweise umgesetzt werden soll, wäre Bedingung für die spätere Realisierung eines solchen Bahnhofplatzes.» Auch bei den Kosten relativiert die Stadt diese Woche. Die budgetierten 200 000 Franken würden eine Kostenabweichung von 20 Prozent beinhalten. Konkret seien 85 000 Franken für die verkehrsberuhigenden Massnahmen vorgesehen und noch einmal 75 000 Franken für die Aufwertung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Der Kostenvoranschlag beläuft sich also «nur» auf 160 000 Franken.

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