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Eigen- oder Fremdprojekt?

Drei Varianten sollen der Roggwiler Bevölkerung dabei helfen, eine optimale Gestaltung ihres Dorfzentrums voranzutreiben. Jedoch sind nicht alle einer Meinung, in welche Richtung die Reise gehen soll.

Manuela Müller

Sollen der Ochsen und das Farinolihaus im Besitz der Gemeinde bleiben, im Baurecht vergeben oder an einen Investor verkauft werden? Dieser Frage gingen rund 160 Personen an der Informationsveranstaltung zum Zentrum Roggwil am Montag in der Mehrzweckhalle Freidorf nach. Den Auftakt machte Vize-Gemeindepräsident Markus Zürcher mit einer ausführlichen Chronologie der vergangenen 26 Jahre. Diese reicht vom Erwerb des Farinolihauses durch die Gemeinde im Jahre 1999 über den zusätzlichen Kauf des Ochsens 2020 bis in die Gegenwart und zeigt: Es wurden wohl Studien, Pläne und Projekte zusammengetragen, umgesetzt wurde aber nichts davon. Der letzte konkrete Versuch scheiterte 2022, als die Stimmbevölkerung den Planungskredit von 250’000 Franken für die Weiterentwicklung des Projekts «Zentrum Roggwil» ablehnte.

Die Entscheidung in Roggwiler Hand

Seit diesem Stichtag ist die Kommission Zentrum Roggwil damit beschäftigt, einen Weg zu finden, um die unterschiedlichen Ansichten und Meinungen der Bevölkerung zu bündeln. Man kam zum Schluss: Vor weiteren Projektversuchen braucht es einen Grundsatzentscheid bezüglich der künftigen Besitzverhältnisse von Ochsen und Farinolihaus. Hierfür wurden drei Varianten evaluiert. An einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung am Montag, 15. September, sollen nun die Stimmberechtigten darüber entscheiden, für welche der Varianten ein konkreter Planungskredit ausgearbeitet werden soll.

Vize-Gemeindepräsident Markus Zürcher will mit der Informationsveranstaltung für Klarheit bei der Bevölkerung Roggwils sorgen.
Vize-Gemeindepräsident Markus Zürcher will mit der Informationsveranstaltung für Klarheit bei der Bevölkerung Roggwils sorgen.
© Kim Berenice Geser

Variante 1 – Die Gemeinde baut selbst mit Eigennutzung. Angedacht sind ein Mehrzweckraum, die Verlegung des jetzigen Gemeindehauses sowie Klein- und Alterswohnungen und eine Tiefgarage. Die grobe Kostenschätzung für diese Variante beläuft sich auf 7 bis 10 Mio. Franken. Hinzu kommen Wettbewerbskosten in Höhe von 316’000 Franken und allfällige Sanierungskosten für das heutige Gemeindehaus. Letztere würden bei allen drei Varianten fällig, ebenso wie die Kosten für den Architekturwettbewerb, die jedoch je nach Variante unterschiedlich hoch ausfallen.

Variante 2: Die Gemeinde gibt die Grundstücke im Baurecht ab. Als Baurechtsnehmerin könnte eine gemeinnützige Wohnbaugesellschaft oder Genossenschaft agieren. Es wird eine Wohnnutzung mit Tiefgarage angestrebt. Wettbewerbskosten: 85’000 Franken.

Variante 3: Die Parzellen werden an einen Investor verkauft. Für die mögliche Nutzung werden vorab die Rahmenbedingungen durch die Gemeinde definiert und danach eine baurechtlich mögliche Nutzung durch den Investor bestimmt. Der Architektur-/Investorenwettbewerb schlägt für die Gemeinde mit 180’000 Franken in der Vorfinanzierung zu Buche. Diese wird durch den siegreichen Investor rückvergütet.

Behalten oder doch verkaufen?

Der grobe Zeitplan der Kommission sieht den Projektabschluss im Jahr 2030 vor. Dieser Termin entlockte dem Publikum ein unterdrücktes Lachen. Und auch bei der anschliessenden Diskussion zeigte sich, dass noch viele Fragen offen und etliche Ideen vorhanden sind. Während jemand den Abriss der Häuser zugunsten eines Dorfplatzes vorschlug, warf ein anderer die Idee in den Raum, das Schlossgässli zu verbreitern und dafür die Betenwilerstrasse im Abschnitt Ochsenplatz zu schliessen. Mehrere Votanten warnten davor, die Parzellen aus der Hand zu geben. Andere zeigten sich überzeugt: Ohne Investor kein Fortschritt. Und über allem hing die wiederholte Frage nach dem aktuellen Status des Farinolihauses. Der Auftrag der Bevölkerung an den Gemeinderat im Dezember 2024 war klar: Das denkmalgeschützte Haus ist aus dem kantonalen Schutzplan zu entlassen. Mehrere Anwesende fragten sich deshalb, ob der Entscheid des Kantons in dieser Sache nicht abzuwarten sei, bevor über die vorliegenden Varianten abgestimmt wird. Kommissionsmitglied Philipp Juchlis Antwort darauf war: «Wir bringen das Farinolihaus nur mit einem konkreten Projekt, mit dem wir den Kanton überzeugen, aus dem Schutzplan.» Um ein solches jedoch überhaupt ausarbeiten zu können, müsse im Vorfeld die Entscheidung für eine der drei Varianten getroffen sein. Welche das Rennen macht, wird sich am 15. September zeigen. Worin sich die Mehrheit in der Mehrzweckhalle diese Woche einig war, fasste Kommissionsmitglied und ehemaliger Roggwiler Gemeinderat Max Bühler in Worte: «Jetzt geht es darum, vorwärts zu schauen und für unser Dorf und unsere Zukunft eine vernünftige Gestaltung zu machen.» Eine Aussage, die mit spontanem Applaus bekräftigt wurde.

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