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Mit den Bienen im Einklang

Der Imkerverein Egnach und Umgebung kümmert sich seit 125 Jahren um Bienen und ihr Wohlergehen. Passend zum anstehenden Jubiläum spricht Präsident Martin Stettler über seine Passion, das Bienensterben und die nötigen Massnahmen, dieses einzudämmen.

Aaron Grubelnik

Martin Stettler, was fasziniert Sie am Imkern?

Am meisten fasziniert mich, dass man mit der Natur arbeiten muss. Vor 50 Jahren, als ich in die Oberstufe ging, habe ich mit meinem Vater angefangen zu imkern und es hat mich nicht mehr losgelassen. Ein Grund dafür ist, dass das Imkern sich immer verändert. Jedes Jahr, jede Saison und jedes Bienenvolk ist unterschiedlich. Man muss immer flexibel sein und sich in die Bienen und die Natur hineinversetzen können.

Was braucht es noch, um Imker zu werden?

Zeit, Zeit und nochmals Zeit. In der Hochsaison von Ende März bis Ende September muss man fast immer verfügbar sein. Man darf maximal zwei Wochen fehlen. Im Winter bereitet man dann die Geräte und Bienenstöcke für das nächste Jahr vor. Imkern ist ein Ganzjahresjob.

«Biodiversität ist wichtig, nicht nur für die Bienen, sondern für alle Insekten.»
Martin Stettler

Kann man vom Imkern leben?

Es gibt schon Berufsimker in der Schweiz. Als Familienbetrieb kann man ab 200 bis 250 Völkern auch davon leben. Als Firma bräuchte man 300 bis 400 Bienenvölker. Es reicht allerdings nicht aus, nur den Honig zu verkaufen. Auch andere Bienenprodukte wie Wachskerzen, Pollen oder Gelée Royale sollten angeboten werden.

Natur- und Tierschutzorganisationen warnen seit Jahren vor dem Bienensterben. Wie bedrohlich schätzen Sie die Lage ein?

Das ist schwierig zu sagen. Bienen gibt es seit Jahrtausenden und sie haben sich immer angepasst. Das grösste Problem ist die Zerstörung der Natur. Bienen brauchen Pollen und Nektar. Und wie beim Menschen ist es wichtig, dass sie nicht immer das gleiche zu sich nehmen. Dies kann nur durch Biodiversität erreicht werden.

Martin Stettler betreut 30 Bienenvölker im Oberthurgau. «Für die Arbeit mit ihnen braucht es eine ruhige Hand. Sie reagieren auf Nervosität und Hektik», erklärt er.
Martin Stettler betreut 30 Bienenvölker im Oberthurgau. «Für die Arbeit mit ihnen braucht es eine ruhige Hand. Sie reagieren auf Nervosität und Hektik», erklärt er.
© Aaron Grubelnik

Was unternimmt der Imkerverein, um diese zu fördern?

Die Bevölkerung sensibilisieren. Die Biodiversität ist wichtig, nicht nur für die Bienen, sondern für alle Insekten. Es braucht nicht nur Blühstreifen, in den Gärten sollte auch ein möglichst vielfältiges Pflanzenangebot, das vor allem auch im Sommer blüht, vorhanden sein. Hier wird bereits viel gemacht. So wurden beispielsweise Blühstreifen für Bestäuber in den nationalen Massnahmenplan des Bundesamtes für Landwirtschaft für die Gesundheit der Bienen aufgenommen. Zudem hat unser Verband BienenSchweiz die Kampagne zur Föderung von Blühflächen ins Leben gerufen.

Schon seit 125 Jahren setzt sich der Imkerverein Egnach und Umgebung für das Wohl der Bienen ein. Das ist eine lange Zeit. Wie kam es, dass der Verein so lange Bestand hat?

Durch Mitgliederpflege und gute Vorstandsarbeit. Wir haben einmal im Monat einen «Höck» bei dem wir uns über verschiedene Themen informieren und austauschen und erhalten wertvolle Unterstützung durch den Thurgauer Kantonalverband, sowie von BienenSchweiz oder Apisuisse unserem Imker-Dachverband in der Schweiz. In der Hauptzeit bieten wir ein attraktives Programm an, damit wir unsere Mitglieder laufend über aktuelle Kenntnisse informieren können. Zudem sind wir Ansprechpartner für alle Fragen und Probleme zum Thema Bienen und Imkern. Durch all dies ist unser Verein über die Jahre laufend gewachsen und umfasst mittlerweile 118 aktive und 20 passive Mitglieder.

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