Mutige Kirche von morgen
Laura GansnerNeben Ihrem Amt als Präsident der Kirchenvorsteherschaft haben Sie seit 10 Jahren auch das Amt als Präsident der Sekundarschulgemeinde Arbon inne. Ist der Aufwand der beiden Ämter nicht länger vereinbar?
Robert Schwarzer: Die beiden Ämter waren in der Regel gut nebeneinander auszuüben. Wobei man Kirchenpräsident und Sekundarschulpräsident nicht von Montag bis Freitag, sondern sieben Tage in der Woche ist. Da wollte ich mich etwas entlasten. Dies umso mehr, als wir in der Sekundarschule neben dem Tagesgeschäft vor grösseren baulichen Herausforderungen stehen. Wir benötigen bis 2028 aufgrund der steigenden Schülerzahlen neuen Schulraum und eine zusätzliche Turnhalle.
Immer wieder werden im Hinblick auf die Zukunft der Kirche düstere Bilder gemalt, vor allem aufgrund der steigenden Austritte aus der Kirche. Welches Bild malen Sie?
Wir haben in Arbon leider eine Entwicklung wie in vielen anderen Kirchgemeinden auch: Die Mitgliederzahlen nehmen ab. Wir zahlen da zum Teil unter anderem auch die Zeche für die unsäglichen, schändlichen Missbrauchsskandale anderer. Da verstehe ich, dass man genug von Kirche hat. Andererseits darf man selbstverständlich nicht alle in den gleichen Topf werfen. In den Kirchen wird sehr viel, sehr gute Arbeit geleistet, die weit über die Verkündigung hinausgeht. Oftmals ist aber auch die «Steueroptimierung» der Grund. Bezüglich der Zukunft der Kirche bin ich trotzdem optimistisch. Irgendwann wird man wieder stärker erkennen, was in dieser Welt wirklich Bestand hat. Dazu muss die Kirche aber auch bereit sein, sich zu reformieren. Dies, ohne dabei dem Zeitgeist zu verfallen.
Wo sehen Sie Spielraum für eine solche Reform?
Durch die Kirchenordnung der Thurgauer Landeskirche ist vieles vorgegeben. Trotzdem hat man einiges an eigenem Handlungs- und Gestaltungsraum. Diesen gilt es zu nutzen und manchmal auch Grenzen auszuloten, mutig zu sein. Mutig wäre für mich zum Beispiel, die strengen Regeln für die Zulassung zur Konfirmation landeskirchlich zu reformieren. Christsein muss sich im Alltag, im Miteinander mit den Mitmenschen, zeigen und ist für mich nicht davon abhängig, wie oft man im Gottesdienst war. Wobei vieles einfach gesagt ist: Den Tatbeweis zu erbringen muss man sich immer wieder neu vornehmen.
Was tut die Evangelische Kirche Arbon konkret, um wieder mehr Menschen für die Kirche zu begeistern, diese «attraktiver» zu gestalten?
Mit über die Gottesdienste hinausgehenden, bewährten und neuen Angeboten. Es ist beeindruckend, was in der Evangelischen Kirchgemeinde Arbon alles angeboten wird.
Was wünschen Sie sich für und von Ihren Nachfolgerinnen und Nachfolgern?
Wir hatten in der Kirchenvorsteherschaft ein tolles Miteinander, unkompliziert, pragmatisch und wertschätzend. Ich wünsche mir, dass das so fortgesetzt wird. Und natürlich auch,dass sie von den Kirchbürgerinnen und Kirchbürgern in ihrer Arbeit die nötige Unterstützung erhalten und die Kirchgemeinde weiter voranbringen.
Nach dem Amtsabtritt: Womit werden Sie Ihre freigewordene Zeit in Zukunft verbringen?
Im Vordergrund steht, für die Sekundarschule die notwendige Zeit einzusetzen und gute Arbeit zu leisten. Wir haben da sehr gute Teams und ein Arbeitsklima, in dem arbeiten Freude macht. Wenn ich dann neben den familiären Aufgaben noch etwas mehr mit unserem Oldtimer-Schiff und mit meinem Bruder auf den See kann, dann ist das natürlich schön.