Neue Wege fürs Gehirn
Kim Berenice GeserBio- und Neurofeedback ist im Spitzensport oder in der Luftfahrt längst etabliert. Das gezielte Gehirntraining hat aber ein noch viel grösseres Anwendungsfeld, als die Konzentrations- und Leistungssteigerung. «Neurofeedback kommt unter anderem bei Schlafstörungen, Lernschwächen, chronischen Schmerzen, Migräne, Angst- und Panikattacken, ADHS, Stress und Burnout zur Anwendung», erklärt Inka Zellner. Auch zur Demenzprävention eignet sich die Therapieform. Die 48-jährige Therapeutin wurde selbst durch eines ihrer Kinder auf die Behandlungsmethode aufmerksam. Dank einer Neurofeedback-Therapie gelang es damals, dessen Impulskontrollprobleme nachhaltig und ohne Medikamente zu behandeln. Doch wie funktioniert dieses Gehirntraining konkret? Zellner führt aus: «Unser Gehirn ist ein Supercomputer im ständigen Anpassungsprozess.» Genau dieser werde genutzt, um Unter- und Überaktivierungen gewisser Hirnregionen auszugleichen. Hierfür werden – auf die individuell zu trainierende Hirnregion ausgerichtet – Elektroden am Kopf befestigt, die in Echtzeit Messergebnisse liefern, die für ein Live-Feedback verwendet werden: Die Patientinnen und Patienten sehen sich während einer Behandlungseinheit einen Film an, der durch Punkte oder Grauschleier gestört wird. «Das Hirn versucht sofort, diese Störfaktoren zu umgehen und auszublenden.» Gelingt ihm das, wird es belohnt, indem die Punkte verschwinden. «So können wir unteraktivierte Hirnregionen anregen und überaktive beruhigen, aber auch Areale verbinden.» Dadurch lerne das Hirn beispielsweise nach einem Schlaganfall wieder Verbindungen herzustellen zwischen dem für die Motorik zuständigen Teil des Gehirns und jenem für die Wahrnehmung, um so Bewegungsabläufe oder die Sprache wieder zu verbessern.
Aber wie bei jedem Lernprozess gälte: «Bio- und Neurofeedback braucht Zeit.» Circa acht Sitzungen seien nötig, bis Ergebnisse sichtund, weil die Therapieform technologiebasiert ist, auch messbar sind und mindestens noch mal gleich viele, um das Erlernte zu festigen. Dafür, versichert Zellner, sei das Ergebnis nachhaltig, denn: «Wie beim Fahrrad fahren gilt, was das Gehirn einmal gelernt hat, verlernt es nicht wieder.» Für Erwachsene kostet eine einstündige Sitzung 150 Franken (Kinder 125 Franken für 45 Minuten). Bis Ende Jahr sollte Zellners Praxis auch Krankenkassen anerkannt sein. Wer nun neugierig geworden ist und sich selbst ein Bild von dieser Behandlungsmethode machen möchte, hat am Samstag, 8. Juni, von 13 bis 17 Uhr Gelegenheit dazu. Dann öffnet Zellner ihre Praxis an der Hauptstrasse 10 in Arbon für einen Besuchstag.