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Oh du kurioses Milizsystem

Seit Ende Oktober proben die SchauspielerInnen der «Bühni Steinach» unter der Regie von Enzo Crescenza für die Gemeindeversammlung – nicht im politischen sondern im kulturellen Kontext. 

Kim Berenice Geser

Eine ganz normale Gemeindeversammlung läuft langsam, aber sicher aus dem Ruder. Vorstösse zu subventionierten Kindergeburtstagen und der Erneuerung des Gemeindewappens sorgen für hitzige Debatten. Ebenso die Einbürgerung eines übermässig assimilierten serbischen Einbürgerungswilligen, die Wahl eines neuen Ferienheims und die Fusion mit der Nachbargemeinde. Dazwischen mischt ein nörgelnder Zuzüger die Versammlung mit sinnlosen Anträgen auf. Nicht gerade hilfreich sind die ständigen Störungen durch die KV-Lernende und die schwindende Loyalität des Schulpräsidenten. Der zu Beginn so souveräne Gemeindepräsident gerät arg ins Schleudern. Das Chaos im Steinacher Gemeindesaal ist vorprogrammiert. Beim in Bedrängnis geratenen Gemeindepräsidenten handelt es sich allerdings nicht um den sonst so kontrollierten Michael Aebisegger und bei der Versammlung auch nicht um eine realpolitische Veranstaltung. Die Schilderung beschreibt die Handlung des Theaterstücks «Heute Gemeindeversammlung» aus der Feder von Schauspieler und Autor Mike Müller, welches das Ensemble der «Bühni Steinach» derzeit für die Theaterabende in zwei Wochen probt (siehe Info-Box unten). Ein Stück, das die Schauspielerinnen und Schauspieler vor besondere Herausforderungen stellt. 

Fokus und Präzision gefragt

«Viele Monologe und eine nahezu durchgehende Präsenz der Darsteller auf der Bühne fordern die Schauspieler heraus, ihre Mimik und Gestik konstant einzusetzen – auch dann, wenn sie nicht direkt sprechen», erläutert Regisseur Enzo Crescenza und fügt an: «Für die Darsteller bedeutet dies, über die gesamte Dauer von 90 Minuten hinweg in jeder Szene präsent und aufmerksam zu sein, um die emotionale Tiefe und Spannung der Aufführung zu tragen.»

Schon wieder wird die Versammlung gestört: Nicole, die KV-Lernende der Gemeindeverwaltung (2.v.l.), hilft einmal mehr der Gemeindeschreiberin Marina Giannini (3.v.l.), weil diese mit dem Programm auf dem Laptop überfordert ist.
Schon wieder wird die Versammlung gestört: Nicole, die KV-Lernende der Gemeindeverwaltung (2.v.l.), hilft einmal mehr der Gemeindeschreiberin Marina Giannini (3.v.l.), weil diese mit dem Programm auf dem Laptop überfordert ist.
© z.V.g.

Da sich die Handlung im Rahmen einer Gemeindeversammlung entfaltet, lässt sie wenig Raum für dynamische, actionreiche Spielszenen, in denen zwischendurch etwas Luft abgelassen werden könnte. Stattdessen liegt der Fokus auf der präzisen Betonung und Wirkung der Texte, die die verschiedenen Charaktere zum Leben erwecken. Dass einige der Schauspieler zusätzlich mit einem speziellen Dialekt auftreten, macht das Ganze noch komplexer. «Es ist ein mutiger Schritt, den wir hier wagen – eine neue Herangehensweise, die das Theaterstück noch facettenreicher macht», konstatiert der Regisseur. Er wie auch das restliche Ensemble sind gespannt, wie das Publikum auf diese Inszenierung reagieren wird. 

Die Untiefen der Gemeindepolitik

Doch trotz Wagnis in der Stückwahl verspricht der Regisseur: «Die Zuschauenden dürfen sich auf ein unterhaltsames und zugleich bissiges Stück freuen, das die typischen Klischees einer Gemeindeversammlung aufgreift.» Dass diese etwas überspitzt dargestellt seien, sei klar. «Aber das gehört schliesslich zum Wesen des Theaters!» Die Hauptrolle des Gemeindepräsidenten Raoul Furrler übernimmt Niki Huwiler – «brillant gespielt», wie der Regisseur festhält. Mit viel Humor und einer Portion Satire nimmt das Ensemble der «Bühni Steinach» das Schweizer Milizsystem unter die Lupe und entführt das Publikum in die oft kuriosen Untiefen der Gemeindepolitik. Crescenza: «Es wird sicherlich ein unvergesslicher Abend!»

Eine Versammlung, die es in sich hat

«Heute Gemeindeversammlung» heisst die Komödie in zwei Akten, geschrieben von Mike Müller, welche an den Theaterabenden vom 20. bis 22. Februar im Gemeindesaal Steinach aufgeführt wird. Tickets gibt es über www.theater-steinach.ch oder am Frontoffice der Gemeinde Steinach. 

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