zum Inhalt springen

·

Zur Artikelübersicht

«Sie kommen nicht mit leeren Händen zu uns»

Was alles gedeihen kann, wenn Migrantinnen und Migranten hier Wurzeln schlagen, davon erzählt ein Arboner Buchprojekt, das am Samstag, 23. September, vorgestellt wird.

Kim Berenice Geser

Was würden Sie mitnehmen, wenn Sie Ihre Heimat verlassen müssten? Welche Erinnerungsstücke würden Sie mit sich tragen auf dem Weg in eine unbekannte Zukunft? Fragt man die Migrantinnen und Migranten aus dem HEKS-Projekt «Neue Gärten», lautet eine der Antworten: Samen. Samen von Pflanzen, die sie in ihrer Heimat angebaut und beerntet haben. Vor diesem Hintergrund haben sich Adelheid Karli, Projektleiterin bei HEKS und der freiwillige Helfer und pensionierte Sozialarbeiter Ueli Troxler in den vergangenen vier Jahren zusammen mit den Migrantinnen und Migranten einem ganz speziellen Projekt gewidmet. Sie haben besagte Samen, die vorwiegend aus Eritrea und Syrien stammen, hier im Arboner Gemeinschaftsgarten der HEKS angepflanzt und getestet, wie die pflanzlichen Einwanderer unter den hiesigen Bedingungen gedeihen. Das Ergebnis war eine blühende Freude.

Steckbriefe und Rezepte

«Viele Sorten, welche die Migrantinnen und Migranten aus ihren Heimatländern mitgebracht haben, gedeihen hier bestens», erzählt Ueli Troxler. Dazu gehören neben bekannten Pflanzen wie Okra oder Kichererbsen auch in diesen Breitengraden noch unbekannte Sorten wie Molokhia – eine dem Spinat ähnliche Grünpflanze – oder die glutenfreie Sorgumhirse. Für deren Anbau konnte Troxler nach einem gelungenen Selbstversuch sogar einen Bauern in Frauenfeld finden, um einen Feldversuch unter landwirtschaftlichen Bedingungen zu wagen. Alle Erkenntnisse aus dem seit über vier Jahren laufenden Projekt haben Ueli Troxler, Adelheid Karli sowie die mitwirkenden Migrantinnen und Migranten nun zusammen mit Fotografin Michèle Mettler in einem Buch festgehalten. Das in Saatpapier eingefasste Werk «Saatgut und Migration – die Welt in unseren Gärten» enthält nebst Geschichten der Mitwirkenden Kurzporträts der angebauten Sorten inklusive Pflanztipps und Rezepte. Alle Informationen zu den Sorten sowie die Rezepte stammen aus dem Erfahrungsschatz der Migrantinnen und Migranten. «Diese Menschen kommen nicht mit leeren Händen zu uns», sagt Troxler. Wer mehr über das Projekt erfahren und die Mitwirkenden kennenlernen will, hat dazu am Samstag, 23 September, die Gelegenheit: «Saatgut und Migration» wird um 17 Uhr im Burkhardt Haus an der Rebenstrasse 33 in Arbon vorgestellt.

Anzeigen