Stachen will kein Zirkuszelt
Laura GansnerDie Schulgemeinde Stachen hatte einen Plan: den Schulraum auf dem angrenzenden Sportplatz zu erweitern. Das Stadtparlament Arbon einen andern: dieses Vorhaben durch den Stadtrat auf den Prüfstand zu stellen. Wie dem eingereichten Postulat «Abgabe Sportplatz Stachen für ein Schulzentrum Stachen» zu entnehmen ist, soll damit keineswegs bezweckt werden, das Schulhaus Stachen zu schliessen, ganz im Gegenteil. Es soll «zu einem vollwertigen vierten Arboner Primarschulzentrum mit Turnhalle ausgebaut und aufgewertet werden». Konkret wird eine Fusion der Primarschulgemeinden Stachen und Arbon von den unterzeichnenden Parlamentarierinnen und Parlamentariern als optimale Lösung präsentiert. Eine Lösung, die der Präsident der Schulgemeinde Stachen Jürgen Schwarzbek aus einem einfachen Grund ausschlägt: Zeitdruck.
Die alles entscheidende Zeit
An der dieswöchigen Schulgemeindeversammlung vor rund 50 Schulbürgerinnen und Schulbürgern – in Abwesenheit jeglicher Unterzeichnenden des Postulats – findet Jürgen Schwarzbek klare Worte: «Wir brauchen Platz und zwar jetzt.» Denn die Schulkinder werden von Jahr zu Jahr mehr. Laut aktuellen Hochrechnungen sollen in fünf Jahren 118 Schülerinnen und Schüler in Stachen unterrichtet werden. Das sind 35 Kinder mehr als heute, was einem Anstieg von 42 Prozent entspricht. Deshalb müsse jetzt mit der Planung eines neuen Schulhauses gestartet werden und nicht mit der Fusion der Primarschulgemeinden Arbon und Stachen, wie Schwarzbek konstatiert. Auch hier sei alles eine Frage der Zeit: «Bis eine solche Fusion umgesetzt wäre, kann es drei bis fünf Jahre dauern.» Bis dahin sei der Bau eines neuen Schulhauses längst überfällig.
Fünf Jahre für eine Fusion, fünf Jahre für den Bau eines Schulhauses – weshalb geht die Schulgemeinde Stachen das Vorgehen nicht parallel an? «Wir haben weder den Auftrag der Schulbürgerinnen und Schulbürger, noch den Zwang der Primarschulgemeinde Stachen», schliesst Schwarzbek dieses Vorgehen aus. Regina Hiller, Präsidentin der Primarschulgemeinde (PSG) Arbon, bestätigt seine Aussage: «Ein gemeinsames Schulzentrum im Süden von Arbon wäre aus unserer Sicht zwar attraktiv, aber für uns ist klar, dass dafür Bereitschaft von beiden Seiten bestehen muss.» Deshalb würde die PSG Arbon nach einer eigenen Lösung suchen, um den auch bei ihnen voraussehbaren Platzmangel zu bewältigen.
Stachen nimmt das Zepter an sich
«Wir wollen unsere Kinder nicht irgendwann in einem Zirkuszelt unterrichten müssen, weil wir jetzt nicht handeln», so Schwarzbek. Auf zwei Folien präsentiert er den Schulbürgerinnen und Schulbürgern, wie Stachen zu seinem neuen Schulhaus kommt – vor allem wo. Die favorisierte Lösung ist die eines Neubaus auf dem Sportplatz, an welchen zu einem späteren Zeitpunkt auch der Anbau einer Turnhalle möglich wäre. Damit das Schulhaus 2028 stehen könnte, benötigt die Schulgemeinde Stachen jedoch eine positive Antwort der Stadt Arbon bis spätestens im Juli, erläutert Schwarzbek. Arbons Stadtpräsident René Walther versetzt dieser Wunschvorstellung einen Dämpfer: «Ich befürchte, dass das Arboner Stadtparlament eine vorberatende Kommission bilden wird.» In diesem Fall könnte das Geschäft frühestens im September behandelt und abgeschlossen werden. Die versammelten Schulbürgerinnen und Schulbürger haben darauf nur eine Antwort: kollektives Kopfschütteln. Aber nicht Handlungsunfähigkeit, denn Schwarzbek stellt eine zweite Lösung vor, bei welcher die Grünfläche hinter dem Schulhaus Stachen für einen Neubau genutzt werden könnte. Schwarzbek macht damit klar: Die Stachener Schulgemeinde lässt sich ihre langfristige Planung nicht vom Arboner Stadtparlament diktieren. Mit der Genehmigung eines Wettbewerbkredits von 180 000 Franken für den Bau eines neuen Schulhauses bestätigen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die Schulbehörde in ihrem Vorhaben. Der Startschuss für den Projektwettbewerb soll nach dem Entschluss vom Parlament im Juli fallen – egal, um welche der beiden Parzellen es sich handeln wird.