Kevin Länzlinger – Jahrgang 1993 – parteilos – Leiter Bauverwaltung – wohnhaft in Wittenbach
Sie sind bald 32 (jetzt noch 31) und damit der jüngste Kandidat im Rennen. Wie machen Sie die fehlende Lebenserfahrung Ihrer Konkurrenten wett?
Ich sehe mein Alter nicht als Nach-, sondern als Vorteil. Und ganz so jung bin ich nun auch wieder nicht. Ich habe 15 Jahre Berufserfahrung, bringe viel Know-how in der Verwaltung mit und bin seit 2019 in Führungspositionen tätig. Als junge Person kann man auf einer Gemeinde viel bewirken. Ich bringe frischen Wind hinein und hinterfrage alte Zöpfe.
Welche Zöpfe wären das?
Verwaltungen waren früher oft träge und langsam. Heute sind wir Dienstleistungsanbieter. Das heisst, wir müssen effizient sein. Mit der fortschreitenden Digitalisierung lässt sich hier vieles vereinfachen, Prozesse optimieren und Abläufe standardisieren. So spart man Ressourcen, die andernorts sinnvoller eingesetzt werden können.
Sie waren Leiter Bauverwaltung in Wittenbach, haben dann vor 1,5 Jahren ins viel kleinere Tübach gewechselt. Wurde Ihnen Wittenbach zu gross?
Nein. Ich war seit meiner Lehrzeit in Wittenbach angestellt und wollte nach 13 Jahren einfach einen Wechsel. Die kleinere Gemeinde Tübach hat mich gereizt, weil mein Wirkungsbereich aufgrund des kleineren Personaletats hier viel breiter ist und ich wesentlich mehr Projekte betreue als vorher.
Die Leitung Bauverwaltung in Wittenbach und Tübach hatten bzw. haben Sie 1,5 Jahre inne. Wie lange gedenken Sie das Amt des Gemeindepräsidenten auszuführen?
Mindestens zweieinhalb Legislaturen. Meine Kandidatur ist nicht unüberlegt, ich strebe ein langfristiges Engagement an. Um auf Gemeindeebene Projekte umsetzen zu können, braucht es Zeit. Unter zweieinhalb Legislaturen lässt sich nichts Nachhaltiges bewirken.
Was reizt Sie am Seitenwechsel von der Verwaltung in die Exekutive?
Wenn man so will, bin ich auf der Gemeinde gross geworden. Diese Arbeit gefällt mir so gut, dass ich mich nicht nur stetig weitergebildet habe, sondern nun auch den Wunsch habe, den nächsten Schritt zu gehen. Gemeindepräsident ist für mich nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Es ist ein spannendes, vielfältiges Amt, das Recht, Politik, Kommunikation und Soziales miteinander vereint. Ich will hier mitgestalten und mitwirken.
Warum Roggwil?
Ich bin in Berg aufgewachsen, mein Opa hat in Roggwil gewohnt. Ich fühle mich in dieser Region zuhause und würde mich auch nicht bewerben, wenn dem nicht so wäre.
Sie treten als Parteiloser an. Wo verordnen Sie sich politisch?
Tendenziell rechts bei der FDP oder SVP.
Ihr Wunschpensum?
100 Prozent.
Mit oder ohne Bauverwaltung?
Mit der Bauverwaltung, wobei ich einer Trennung nicht im Weg stehe, sofern das gewünscht ist.
Es ist 2035, und jemand lobt Ihre Amtszeit als erfolgreich – was haben Sie konkret erreicht?
Die Finanzlage in den letzten 10 Jahren war solide. Es gab keine grösseren Steuerfusserhöhungen und auch der Finanzplan der nächsten fünf Jahre sieht rosig aus. Infrastrukturprojekte konnten umgesetzt und das Projekt Zentrum einen Abschluss finden. Wir betreiben aktive Bodenpolitik und haben gute Rahmenbedingungen unter anderem fürs Gewerbe geschaffen. Ausserdem haben wir eine effiziente Verwaltung und eine offene, transparente Kommunikation.
Bei welchem Entscheid, der in Roggwil in den letzten fünf Jahren gefällt wurde, waren Sie anderer Meinung?
Beim Farinolihaus hätte anders kommuniziert werden sollen.
Farinolihaus: schutzwürdig oder nicht?
Es ist wichtige, dass es gewisse Schutzobjekte in einer Gemeinde gibt. Aber es gilt die Interessen richtig zu gewichten. Hier würde ich sagen, das Farinolihaus sollte aus dem Schutzplan entlassen werden, da eine Nutzung im jetzigen Zustand meines Wissens langfristig keinen Sinn ergibt. Dies allerdings unter dem Vorbehalt, dass es einen Gestaltungsplan über das gesamte Planungsgebiet braucht. Allerdings kenne ich das Dossier nicht und weiss deshalb auch nichts über die Hintergründe, weshalb das Haus unter Schutz gestellt wurde.
Ihre Pläne für den Ochsen?
Ein Ort, wo Wohnen, Gewerbe und Soziales miteinander verbunden werden, entsprechend den Bedürfnissen aus der Bevölkerung und basierend auf einer Bedürfnisanalyse.
Roggwils grösste Baustelle?
Das Zentrum.
Spange Süd: Wunschdenken oder konkretes Ziel?
Sollte angegangen werden.
Wie beurteilen Sie die Finanzlage der Gemeinde?
Aktuell ist die Ausgangslage gut. Allerdings gilt es, hier weiterhin den Finger draufzulegen und abzuwägen, welche Ausgaben notwendig und welche wünschenswert sind. Denn viele Aspekte im Budget einer Gemeinde können vom Gemeinderat nicht direkt beeinflusst werden. Weshalb es umso wichtiger ist, dort ein Auge drauf zu werfen, wo dies möglich ist.
Welchen Ihrer drei Konkurrenten würden Sie wählen?
Jürg Lengweiler, weil er in der Vergangenheit schon aktiv im Gemeindewesen mitgewirkt hat.
Jokerfrage: Andreas Albrecht will von Ihnen wissen, wie Sie mit Druck umgehen.
Indem ich klar priorisiere und strukturiert arbeite. Den Ausgleich finde ich durch Zeit mit der Familie oder einer Stunde Sport. Das hilft mir den Kopf zu lüften und mich neu zu fokussieren.