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Vier Kandidaten, ein Amt – Wer holt sich das Präsidium?

Vier Kandidaten buhlen in Roggwil um das vakante Gemeindepräsidium. Noch vor dem grossen Wahlpodium von nächster Woche hat ihnen «felix.» auf den Zahn gefühlt, ihre Motivation und Ziele ergründet und erfahren, welchen ihrer Konkurrenten die einzelnen Kandidaten wählen würden.

Kim Berenice Geser

Andreas Albrecht, Heiner Studer-Schmid, Kevin Länzlinger und Jürg Lengweiler wollen Roggwils nächster Gemeindepräsident werden. Drei von ihnen bringen bereits Erfahrung im Gemeindewesen mit: Länzlinger ist quasi in der Verwaltung gross geworden. Der 31-jährige Bauverwalter hat bereits seine Berufsausbildung auf der Gemeindeverwaltung absolviert und ist dieser stets treu geblieben, erst in Wittenbach und seit eineinhalb Jahren in Tübach. Studer-Schmid, mit 68 der älteste der vier Kandidaten, amtete 16 Jahre lang als Gemeinderatsmitglied von Nunningen, die letzten sieben davon als Gemeindepräsident. Die Solothurner Gemeinde entspricht in etwa der Grösse Roggwils. Der Dritte im Bunde, der 54-jährige Lengweiler ist seit zwei Jahren Mitglied des Roggwiler Gemeinderates und hat das Ressort Landwirtschaft und Sicherheit unter sich. Hauptberuflich arbeitet er als Versicherungsbroker und Philatelist. Mit Quereinsteiger Andreas Albrecht hat er folglich die Wurzeln in der Privatwirtschaft gemeinsam. Dieser ist 48 Jahre alt, diplomierter Betriebswirtschafter und war zuletzt als CEO der V-Zug Kühltechnik AG tätig. Auf den folgenden beiden Seiten geben die vier Kandidaten Auskunft über ihre Motivation und Ziele und beantworten jeweils eine Jokerfrage, die ihnen einer ihrer Kontrahenten gestellt hat. In den ungekürzten Online-Versionen der Interviews verraten sie ausserdem ihre Pläne für den Ochsen, ob sie das Farinolihaus für schützenswert halten und welchen ihrer Mitstreiter sie wählen würden.

Podiumsdiskussion

Am Mittwoch, 23.  April, findet in der Mehrzweckhalle Freidorf das grosse Wahlpodium mit allen vier Kandidaten statt. Die Türöffnung ist um 19.30 Uhr, das Podium beginnt um 20 Uhr. Moderiert wird der von der Interpartei organisierte Anlass von der ehemaligen Thurgauer Regierungsrätin Cornelia Komposch.

Der grosse Kandidaten-Check

Andreas Albrecht – Jahrgang 1977 – parteilos – dipl. Betriebswirtschafter – wohnhaft in Roggwil

Andreas Albrecht – Jahrgang 1977 – parteilos – dipl. Betriebswirtschafter – wohnhaft in Roggwil

Sie kommen aus der Privatwirtschaft, haben jetzt ein Jahr Auszeit gemacht und wollen nun in die Politik. Warum?
Mich hat dieses Amt schon interessiert, als es vor zwei Jahren das letzte Mal ausgeschrieben war. Was ich bisher in der Privatwirtschaft gemacht habe, hat einen hohen Deckungsgrad mit diesem Amt. Ich arbeite eng mit Menschen zusammen und treibe Projekte voran. Natürlich gilt es in einer Gemeindeverwaltung noch mehr Interessengruppen abzuholen, ausserdem sind Prozesse bisweilen langsamer, dafür langfristiger. Roggwil braucht jemanden mit Energie. Ich bin im Kanton bereits gut vernetzt und sicher, diese anspruchsvolle Aufgabe würde mich erfüllen aber auch fordern.

Urs Koller war auch ein Quereinsteiger aus der Privatwirtschaft, der die Komplexität des Amtes unterschätzte. Warum passiert Ihnen das nicht?
Als ehemaliger CEO der V-Zug Kühltechnik AG bin ich mich ein komplexes Aufgabengebiet gewohnt. Mein Erfolg in Unternehmensführung zeigt, dass ich Verantwortung übernehme und Transformationen umsetze. Mein frischer Blick kann helfen, eingefahrene Strukturen zu optimieren. Ich bin authentisch, kann Menschen begeistern und bringe Achtsamkeit und Demut mit, die es für ein solches Amt braucht.

Sie haben also nicht vor, die Verwaltung privatwirtschaftlich zu organisieren?
Ich will nichts von heute auf morgen umkrempeln, sondern mir Zeit nehmen, die Lage  zu analysieren und erst dann Verbessungen einleiten Wichtig sind mir Fokus auf Stärken und stabile Verhältnisse und der weitere Fortschritt der Verwaltung.

Was war der Grund für Ihre Auszeit?
Kein Burnout, so viel vorweg. Im Verwaltungsrat von V-Zug kam es vor drei Jahren zu einem Wechsel. Dieser führte dazu, dass die Situation für mich nicht mehr passte. Weil das Projekt mit dem Neubau in Sulgen abgeschlossen war und ich alle meine Versprechungen zum Stellenantritt eingehalten hatte, entschied ich mich zu kündigen. Eigentlich war nur eine Auszeit von drei Monaten geplant gewesen. Doch das richtige Jobangebot blieb bisher aus und ich habe die Zeit für Projekte, Weiterbildungen und Familie genutzt.

Wenn es mit der Wahl klappt: Wie viele Amtszeiten machen Sie?
Ich plane, bis 65 zu bleiben. Jetzt bin ich 48 Jahre alt.

Ihr Wunschpensum?
100 Prozent. Das ist meines Erachtens auch nötig für eine Gemeinde wie Roggwil.

Mit oder ohne Bauverwaltung?
Das lasse ich offen. Ich will mir erst ein Bild machen. Aber es gilt auf jeden Fall die Bauverwaltung zu professionalisieren. Es kann nicht sein, dass der Gemeindepräsident Prüf- und Bewilligungsinstanz in Personalunion ist.

Es ist 2042, und jemand lobt Ihre Amtszeit als erfolgreich – was haben Sie konkret erreicht?
Die Zentrumslösung wird von der Mehrheit als ausgezeichnete Lösung angesehen. Ich hatte immer offene Türen für die Anliegen der Bevölkerung; war ein hartnäckiger Verhandlungspartner mit Herz und habe die Gemeinde mit Drive weiter gebracht.

Sie treten als Parteiloser an. Wo verordnen Sie sich politisch?
Gut bürgerlich zwischen Mitte, FDP und SVP.

Bei welchem Entscheid des Gemeinderates in den letzten fünf Jahren waren Sie anderer Meinung?
Dass die Pläne fürs Zentrum nichts vors Volk gekommen sind und es deshalb an der letzten Gemeindeversammlung zur Eskalation kam. Man hätte diesen Punkt traktandieren müssen. Es nicht zu tun, war nicht gerade hilfreich.

Farinolihaus: schutzwürdig oder nicht?
Ich würde es abbrechen und auch die Strassenführung ändern, mit dem Ziel, eine ausgezeichnete Zentrumslösung für die Gemeinde Roggwil zu schaffen.

Ihre Pläne für den Ochsen?
Einen Begegnungsort schaffen, der als Aushängeschild für die Gemeinde dient. Z.B. Ein neues Gemeindehaus an diesem Standort wäre möglich, so dass die Kindertagesstätte die Räume am alten Standort in Schulnähe nutzen könnte. Auch ein Altersheim wäre denkbar. Aber was ich will, ist nicht von Belang, sondern das, was die Bürgerinnen und Bürger wollen. Und dann gilt es zu klären, ob diese Pläne umsetzbar und bezahlbar sind.

Roggwils grösste Baustelle?
Der Projektstau und die Kommunikation.

Spange Süd: Wunschdenken oder konkretes Ziel?
Muss ein Ziel sein.

Welchen Ihrer drei Konkurrenten würden Sie wählen?
Ich würde  mich wählen. Aber wenn ich einen der anderen drei nennen müsste, wäre es Jürg Lengweiler, weil er eine gewisse Erfahrung mitbringt. Allerdings ist sein gewünschtes Pensum von 60 Prozent für die offenen Aufgaben zu wenig.

Jokerfrage: Kevin Länzlinger will wissen, warum Sie sich nach 13 Jahren in Roggwil jetzt plötzlich für das politischen Geschehen der Gemeinde interessieren?
Ich habe in den letzten Jahren in meinem Berufsleben viel Positives in den Unternehmen bewirkt, für die ich tätig war. Jetzt bin ich an einem Punkt, an dem ich mir die Frage stelle: Was kann ich aus diesen Erfahrungen noch Sinnvolles machen, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Meine Antwort ist diese Kandidatur.

Heiner Studer-Schmid – Jahrgang 1957 – FDP – Geomatiker/Bauverwalter – wohnhaft in Arbon

Heiner Studer-Schmid – Jahrgang 1957 – FDP – Geomatiker/Bauverwalter – wohnhaft in Arbon

Sie waren 16 Jahre lang Gemeinderatsmitglied in Nunningen (SO), knapp sieben davon als Präsident. Seit drei Jahren wären Sie pensioniert, kandidieren jetzt aber für das Roggwiler Gemendepräsidium. Ist Ruhestand bei Ihnen kein Thema?
Nein. Ich habe auch noch bis im März als selbstständiger Bauverwalter gearbeitet und will auch noch weiter beruflich tätig sein. Es war nie mein Ziel, mit 65 nur noch die schöne Zeit des Lebens zu genies-
sen. Das passt nicht zu mir.

Vor drei Jahren haben Sie Ihre Heimat in Solothurn verlassen und sind Sie nach Arbon gezogen, warum das?
Ein Umzug auf diesen Zeitpunkt hin war bei uns immer schon geplant. Hierher hat es uns gezogen, weil meine Frau Familie am Bodensee hat und wir Segler sind.

Warum kandidieren Sie in Roggwil und nicht in Arbon? Auch hier wären in den letzten drei Jahren politische Ämter zu besetzen gewesen.
Ich habe mir das tatsächlich überlegt und auch mit Stadtpräsident René Walther Kontakt aufgenommen. Doch meines Erachtens ist es in Arbon schwierig, etwas zu erreichen und Projekte vorwärts zu bringen. In Roggwil ist das anders. Ich bin viel hier unterwegs. Die Menschen sind offen und es finden sich wenig negative Schlagzeilen. Ein gutes Zeichen.

Nun ja, erst vor wenigen Monaten machte der plötzliche Abgang des Gemeindepräsidenten von sich reden.
Damit habe ich mich extra nicht zu fest auseinandergesetzt. Die Menschen, mit denen ich hier gesprochen habe, haben mich ermutigt zu kandidieren. Und da ich nie mit der Politik abgeschlossen habe, mich das Gemeindewesen immer noch interessiert, kandidiere ich nun hier.

Sie sind mit 68 Jahren der älteste Kandidat. Wie viele Amtszeiten gedenken Sie zu machen?
Sechs Jahre, sprich eineinhalb Legislaturen sind das Ziel.

Neben Ihnen sind noch drei weitere Kandidaten im Rennen. Ihren Platz zugunsten eines jüngeren Kandidaten aufzugeben, kommt für Sie nicht in Frage?
Keiner der anderen drei bringt das mit, was ich mitbringe. Ich habe sowohl langjährige Erfahrung als Bauverwalter als auch als Gemeindepräsident, bringe folglich den vollständigen Rucksack mit.

Ihr Wunschpensum?
Optimal wären 60 Prozent, während der Einarbeitung natürlich mehr.

Mit oder ohne Bauverwaltung?
Ich bin offen dafür, die Bauverwaltung, also den operativen Teil, in einem künftigen Schritt von der strategischen Ebene zu trennen. Als Bauverwalter und Politiker kann ich aber auch beide Aufgaben übernehmen.

Es ist 2031, und jemand lobt Ihre Amtszeit als erfolgreich – was haben Sie konkret erreicht?
Ich habe die Projekte umgesetzt, die jetzt in der Pipeline sind; die Zusammenlegung der Schulgemeinden mit der politischen Gemeinde mit allen Beteiligten ausdiskutiert; eine schlanke Verwaltung beibehalten und nicht für jedes Projekt ein Planungsbüro eingesetzt, sondern wieder vermehrt auf die Eigenständigkeit der Gemeinde gesetzt.

Bei welchem Entscheid, der in Roggwil in den letzten fünf Jahren gefällt wurde, waren Sie anderer Meinung?
Dazu habe ich keine Meinung.

Farinolihaus: schutzwürdig oder nicht?
Ich wäre dafür, dass es unter Schutz bleibt. Roggwil hat einige sehr schöne alte Häuser. Solange der bauliche Zustand es erlaubt, sollten diese erhalten bleiben.

Ihre Pläne für den Ochsen?
Stehen lassen, restaurieren, unterhalten und teilweise einer öffentlichen Nutzung zugänglich machen.

Roggwils grösste Baustelle?
Es happert wohl an der Umsetzung von Projekten, was aber auch am fehlenden Gemeindepräsidium liegen kann. Ich würde aber auf jeden Fall die Infrastruktur als erstes evaluieren, weil ohne deren Unterhalt schnell hohe Kosten entstehen können.

Wie ordnen Sie Roggwils Finanzhaushalt ein?
Unproblematisch. Eine Steuererhöhung ist nicht in Aussicht und auch die Verschuldung ist gut.

Spange Süd: Wunschdenken oder konkretes Ziel?
Sofern die Umsetzung verantwortbar ist, wäre eine Realisierung sicher gut.

Welchen Ihrer drei Konkurrenten würden Sie wählen?
Kevin Länzlinger, weil er die Erfahrung aus der Gemeinde- und der Bauverwaltung mitbringt.

Jokerfrage: Jürg Lengweiler will von Ihnen wissen, wie ernst es Ihnen mit Ihrer Kandidatur ist, denn in den letzten Wochen hat man Sie kaum an Veranstaltungen angetroffen.
Ich nehme diese Sache sehr ernst. Da ich bis Ende März noch gearbeitet habe, war es mir teilweise aus beruflichen Gründen nicht möglich, an Anlässen teilzunehmen. Allerdings bin ich auch nicht der, der an allen Veranstaltungen teilnimmt, um mich zu präsentieren und werde auch nur sehr zurückhaltend inserieren.

Kevin Länzlinger – Jahrgang 1993 – parteilos – Leiter Bauverwaltung – wohnhaft in Wittenbach

Kevin Länzlinger – Jahrgang 1993 – parteilos – Leiter Bauverwaltung – wohnhaft in Wittenbach

Sie sind bald 32 (jetzt noch 31) und damit der jüngste Kandidat im Rennen. Wie machen Sie die fehlende Lebenserfahrung Ihrer Konkurrenten wett?
Ich sehe mein Alter nicht als Nach-, sondern als Vorteil. Und ganz so jung bin ich nun auch wieder nicht. Ich habe 15 Jahre Berufserfahrung, bringe viel Know-how in der Verwaltung mit und bin seit 2019 in Führungspositionen tätig. Als junge Person kann man auf einer Gemeinde viel bewirken. Ich bringe frischen Wind hinein und hinterfrage alte Zöpfe.

Welche Zöpfe wären das?
Verwaltungen waren früher oft träge und langsam. Heute sind wir Dienstleistungsanbieter. Das heisst, wir müssen effizient sein. Mit der fortschreitenden Digitalisierung lässt sich hier vieles vereinfachen, Prozesse optimieren und Abläufe standardisieren. So spart man Ressourcen, die andernorts sinnvoller eingesetzt werden können.

Sie waren Leiter Bauverwaltung in Wittenbach, haben dann vor 1,5 Jahren ins viel kleinere Tübach gewechselt. Wurde Ihnen Wittenbach zu gross?
Nein. Ich war seit meiner Lehrzeit in Wittenbach angestellt und wollte nach 13 Jahren einfach einen Wechsel. Die kleinere Gemeinde Tübach hat mich gereizt, weil mein Wirkungsbereich aufgrund des kleineren Personaletats hier viel breiter ist und ich wesentlich mehr Projekte betreue als vorher.

Die Leitung Bauverwaltung in Wittenbach und Tübach hatten bzw. haben Sie 1,5 Jahre inne. Wie lange gedenken Sie das Amt des Gemeindepräsidenten auszuführen?
Mindestens zweieinhalb Legislaturen. Meine Kandidatur ist nicht unüberlegt, ich strebe ein langfristiges Engagement an. Um auf Gemeindeebene Projekte umsetzen zu können, braucht es Zeit. Unter zweieinhalb Legislaturen lässt sich nichts Nachhaltiges bewirken.

Was reizt Sie am Seitenwechsel von der Verwaltung in die Exekutive?
Wenn man so will, bin ich auf der Gemeinde gross geworden. Diese Arbeit gefällt mir so gut, dass ich mich nicht nur stetig weitergebildet habe, sondern nun auch den Wunsch habe, den nächsten Schritt zu gehen. Gemeindepräsident ist für mich nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Es ist ein spannendes, vielfältiges Amt, das Recht, Politik, Kommunikation und Soziales miteinander vereint. Ich will hier mitgestalten und mitwirken.

Warum Roggwil?
Ich bin in Berg aufgewachsen, mein Opa hat in Roggwil gewohnt. Ich fühle mich in dieser Region zuhause und würde mich auch nicht bewerben, wenn dem nicht so wäre.

Sie treten als Parteiloser an. Wo verordnen Sie sich politisch?
Tendenziell rechts bei der FDP oder SVP.

Ihr Wunschpensum?
100 Prozent.

Mit oder ohne Bauverwaltung?
Mit der Bauverwaltung, wobei ich einer Trennung nicht im Weg stehe, sofern das gewünscht ist.

Es ist 2035, und jemand lobt Ihre Amtszeit als erfolgreich – was haben Sie konkret erreicht?
Die Finanzlage in den letzten 10 Jahren war solide. Es gab keine grösseren Steuerfusserhöhungen und auch der Finanzplan der nächsten fünf Jahre sieht rosig aus. Infrastrukturprojekte konnten umgesetzt und das Projekt Zentrum einen Abschluss finden. Wir betreiben aktive Bodenpolitik und haben gute Rahmenbedingungen unter anderem fürs Gewerbe geschaffen. Ausserdem haben wir eine effiziente Verwaltung und eine offene, transparente Kommunikation.

Bei welchem Entscheid, der in Roggwil in den letzten fünf Jahren gefällt wurde, waren Sie anderer Meinung?
Beim Farinolihaus hätte anders kommuniziert werden sollen.

Farinolihaus: schutzwürdig oder nicht?
Es ist wichtige, dass es gewisse Schutzobjekte in einer Gemeinde gibt. Aber es gilt die Interessen richtig zu gewichten. Hier würde ich sagen, das Farinolihaus sollte aus dem Schutzplan entlassen werden, da eine Nutzung im jetzigen Zustand meines Wissens langfristig keinen Sinn ergibt. Dies allerdings unter dem Vorbehalt, dass es einen Gestaltungsplan über das gesamte Planungsgebiet braucht. Allerdings kenne ich das Dossier nicht und weiss deshalb auch nichts über die Hintergründe, weshalb das Haus unter Schutz gestellt wurde.

Ihre Pläne für den Ochsen?
Ein Ort, wo Wohnen, Gewerbe und Soziales miteinander verbunden werden, entsprechend den Bedürfnissen aus der Bevölkerung und basierend auf einer Bedürfnisanalyse.

Roggwils grösste Baustelle?
Das Zentrum.

Spange Süd: Wunschdenken oder konkretes Ziel?
Sollte angegangen werden.

Wie beurteilen Sie die Finanzlage der Gemeinde?
Aktuell ist die Ausgangslage gut. Allerdings gilt es, hier weiterhin den Finger draufzulegen und abzuwägen, welche Ausgaben notwendig und welche wünschenswert sind. Denn viele Aspekte im Budget einer Gemeinde können vom Gemeinderat nicht direkt beeinflusst werden. Weshalb es umso wichtiger ist, dort ein Auge drauf zu werfen, wo dies möglich ist.

Welchen Ihrer drei Konkurrenten würden Sie wählen?
Jürg Lengweiler, weil er  in der Vergangenheit  schon aktiv im Gemeindewesen mitgewirkt hat.

Jokerfrage: Andreas Albrecht will von Ihnen wissen, wie Sie mit Druck umgehen.
Indem ich klar priorisiere und strukturiert arbeite. Den Ausgleich finde ich durch Zeit mit der Familie oder einer Stunde Sport. Das hilft mir den Kopf zu lüften und mich neu zu fokussieren.

Jürg Lengweiler – Jahrgang 1970 – FDP – Versicherungsbroker – wohnhaft in Roggwil

Jürg Lengweiler – Jahrgang 1970 – FDP – Versicherungsbroker – wohnhaft in Roggwil

Sie sind ein politischer Spätzünder. Ihr Engagement als Gemeinderat ist Ihr erstes politisches Amt. Jetzt wollen Sie zwei Jahre später bereits Gemeindepräsident werden. Was kommt als nächstes?
Nichts mehr. Die Pensionierung in zehn Jahren.

Dennoch: Woher kommen Ihre jüngst erweckten, politischen Ambitionen?
Diese kamen eigentlich eher zufällig zustande, als ich vor wenigen Jahren der FDP beigetreten bin. Damals wurde die Nachfolge für den Gemeinderatssitz diskutiert. Diese Aufgabe reizte mich, weil ich etwas Derartiges bis dahin noch nicht gemacht hatte. Jetzt habe ich Blut geleckt (lacht). Es ist ein so spannendes, vielfältiges und breites Amt.

Sie sind Versicherungsbroker und Philatelist. Was qualifiziert Sie als Gemeindepräsident?
Ich kann kommunizieren, habe ein breites Netzwerk, bin zielstrebig, wissbegierig und arbeite gerne im Team. Darüber hinaus bringe ich langjährige Erfahrung aus der Führung und der Projektleitung mit.

Die Stelle wurde als 60 bis 100 Prozent Pensum ausgeschrieben. Sie wollen 60 Prozent arbeiten. Haben Sie kein Interesse an der Bauverwaltung?
Dieser Entscheid hat mit Interesse nichts zu tun. Es gilt viel mehr die strategische von der operativen Ebene zu trennen. Ich will, dass künftig eine eigene Stelle Bauverwaltung diesen Bereich leitet und sich voll und ganz auf diese wichtige Tätigkeit fokussieren kann. Denn mit dem heutigen Modell wäre ich quasi mein eigener Chef. Das geht heute nicht mehr.

Wie haben Ihre Gemeinderatskolleginnen und -kollegen auf Ihre Kandidatur reagiert?
Ich habe keine negative Rückmeldung erhalten. Wir haben das Thema allerdings auch nicht vertieft besprochen, weil Debora Bilgeri und Markus Zürcher Mitglied der Findungskommission waren und wir Fairness gegenüber allen Kandidaten walten lassen wollten.

Hätten Sie sich aufstellen lassen, hätten Sie vom Gemeinderat negative Rückmeldungen erhalten?
Bei einer negativen Rückmeldung hätte ich mich mit der FDP beraten, bei zweien hätte ich nicht kandidiert.

Wie viele Amtszeiten streben Sie an?
Zweieinhalb.

Es ist 2035, und jemand lobt Ihre Amtszeit als erfolgreich – was haben Sie konkret erreicht?
Das Dorfzentrum ist wunderschön geworden. Alle wichtigen Strassen in Roggwil und Freidorf sind saniert. Der Steuerfuss ist immer noch gleich hoch wie heute – was herausfordernd wird. Wir haben nur noch eine Wasserkorporation für das gesamte Gemeindegebiet. Alle Liegenschaften der Gemeinde sind saniert und mit PV-Anlagen ausgestattet. Und wir haben eine florierende Landwirtschaft.

Ihre Prognose für den Finanzhaushalt der Gemeinde?
Wir haben noch einige grosse Projekte, die anstehen, darunter die Sanierung der Schiessanlage. Doch wenn wir weiterhin so haushälterisch wirtschaften, müssten diese alle ohne Steuerfusserhöhung umsetzbar sein.

Bei welchem Entscheid, der in Roggwil in den letzten fünf Jahren gefällt wurde, waren Sie anderer Meinung?
Bei der Ablehung des Budgetkredits zur Zentrumsgestaltung. Das hat uns auf Feld 1 zurückgeworfen.

Farinolihaus: schutzwürdig oder nicht?
Das kommt auf das Projekt an.

Ihre Pläne für den Ochsen?
Die Gemeinde darf hier nur selber bauen, wenn auch eine öffentliche Nutzung entsteht, zum Beispiel mit Alterswohnungen, einer Kita, einem Restaurant. Ansonsten sollen Dritte hier ein Projekt realisieren, vorzugsweise im Baurecht.

Roggwils grösste Baustelle?
Die Zentrumspläne

Spange Süd: Wunschdenken oder konkretes Ziel?
Wir dürfen sicher nicht aufhören, daran weiterzuarbeiten. Aber wir reden hier noch immer von einem Zeithorizont von mindestens 10 bis 15 Jahren.

Welchen Ihrer drei Konkurrenten würden Sie wählen?
Andreas Albrecht, aus einem Bauchgefühl heraus.

Jokerfrage: Heiner Studer-Schmid will von Ihnen wissen, ob Sie sich bewusst sind, was es heisst, auf einer Gemeindeverwaltung zu arbeiten. Denn dies sei nicht dasselbe, wie Gemeinderat zu sein.
Ja, dessen bin ich mir bewusst und das ist ja das Spannende daran. Denn als Gemeindepräsident ist man noch näher am Geschehen und kann noch besser mitgestalten.

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