Wechsel bei den Grünen
Kim Berenice GeserIm März wurde Heidi Heine mit 832 Stimmen wieder ins Arboner Stadtparlament gewählt. Das waren knapp doppelt so viele Stimmen wie der Listenzweite Bernard Miserez erhielt oder die gewählten Vertretenden der EVP und der Bürger Fraktion Arbon. Dieses Ergebnis lässt sich durchaus als Vertrauensbeweis für die Vertreterin der noch jungen Arboner Partei lesen. Die Grünen Arbon wurden im März 2018 gegründet und zog nur ein Jahr später mit insgesamt drei Vertretenden ins Parlament und den Stadtrat ein. Dennoch gibt Heidi Heine nur acht Monate nach der Wiederwahl ihren vorzeitigen Rücktritt auf den 15. November bekannt – aus persönlichen Gründen wie sie in einem Kommuniqué schreibt (siehe Kasten unten). Besagte persönliche Gründe seien bei den Gesamterneuerungswahlen noch kein Thema gewesen, versichert Heine auf Anfrage. Gepaart mit dem fehlenden Rückhalt im Parlament hätten diese nun jedoch den Ausschlag für ihren Entscheid gegeben. Heine setzte sich beispielsweise alleine für die Einführung einer Mehrwertabgabe bei Ein- und Umzonungen von Bauland ein, die für eine «kostengünstige und zukunftsträchtige Entwicklung Arbon hätte eingesetzt werden können». «Ich wollte die Leute ins Boot holen und Nachhaltigkeit mehr zum Thema machen», sagt Heine. Leider sei ihr das zu selten gelungen. Parteipräsidentin Cornelia Wetzel Togni bedauert den Rücktritt von Heidi Heine. Sie sei ein wichtiges Gründungsmitglied und ein Motor für die Partei gewesen. «Ihr Rücktritt ist für uns ein Verlust.» Aber mit José Franco hätten die Grünen einen Mitstreiter im Parlament, der ihre Sache gut vertreten werde, ist sich Wetzel Togni sicher. Der 1959 geborene Nachfolger von Heine ist Geschäftsführer einer Firma für ökologische Verpackungen für Obst und Gemüse in Arbon. Seine erste Parlamentssitzung wird Franco voraussichtlich im Dezember bestreiten.
Kommuniqué von Heidi Heine (Grüne) zu ihrem Rücktritt aus dem Arboner Stadtparlament
Geschätzte Bevölkerung von Arbon
Ich bedanke mich bei allen Wählerinnen und Wählern für das mir entgegengebrachte Vertrauen. Es war mir eine grosse Ehre, einen Teil der Bevölkerung über fünf Jahre im Arboner Parlament und der Finanzkommission zu vertreten. Ich trete aus persönlichen Gründen vorzeitig zurück. Ganz besonders danken möchte ich dem Viertel der Wählerschaft, die sich mit mir gegen den geplanten Stadthof in seiner jetzigen Form versuchte zu wehren: «Merci vielmol!» Ich hoffe hier noch auf ein Wunder, dass die Investorinnen doch noch nachhaltiger als bisher geplant bauen. Bis heute bin ich überzeugt, dass die Umsetzung des neuen Quartiers um den Bahnhof entscheidend ist, wie sich der Rest der Stadt, weiter entwickeln wird. Wird es ein mit- oder gegeneinander? Geht die Schere arm-reich in Arbon auseinander oder rücken wir als Gesellschaft zusammen? An vielen Ecken und Enden durfte ich mich aktiv einbringen und bin erfreut, was wir alles mit anstossen durften. Mein Herz macht jeweils einen «Gump», wenn ich an den vielen kleinen Ecken, an denen Arbon eine Entwicklung zu mehr Biodiversität macht, vorbeikomme. Meine Nachfolge senkt zwar leider die Frauenquote des Parlaments, ich wünsche ihm aber viel Glück, wieder frischen Wind ins Parlament zu bringen. Die Herausforderungen sind gross. Unserem Stadtrat, sowie dem Parlament wünsche ich die Weisheit, vor allem die Pflege, den Schutz der Umwelt und das Gemeinwohl beherzt ins Zentrum zu rücken. Ohne diese Ethik ist Wirtschaft nicht viel wert. Es geht nur «mitenand», insbesondere auch mit den Anliegen von Frauen. Arbon braucht wirtschaftliche, ökonomische, soziale und ökologische Entwicklungen. Verkauft eure Perlen nicht. Das wünsche ich dieser wunderbaren Stadt und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern. «Hebet eu Sorg».
Heidi Heine, Stadtparlamentarierin Arbon