Wechsel nach 20 Jahren an der Spitze
Kim Berenice GeserJörg Freundt, Sie haben 1990 Ihre Lehre bei der AXA gemacht [damals noch AXA Winterthur, Anm. d. Red.]. Seit zwanzig Jahren leiten Sie die Agentur. Warum nun die Stabsübergabe?
Jörg Freundt: Ich habe die Agenturleitung im Alter von 30 Jahren übernommen. Jetzt bin ich 50. In den letzten zwei, drei Jahren habe ich gemerkt, dass ich eine berufliche Veränderung brauche. Zeitlich hat mich die Leitung stark absorbiert und ich machte mir Gedanken, ob ich so weiterarbeiten will.
Ihre Antwort war nein. Dennoch bleiben Sie weiterhin als Kundenberater bei der AXA. Warum?
Freundt: Die AXA in Arbon zu verlassen war für mich keine Option. Die Agentur, die Kundinnen und Kunden, die Mitarbeitenden, das ist und bleibt mein Ding. Mir war es wichtig, die Kontinuität aufrechtzuerhalten. Was ich hier aufgebaut habe, wollte ich weiterführen, nur nicht mehr in leitender Position. Ich bin also mit diesem Wunsch an die AXA herangetreten.
Wie war die Reaktion?
Freundt: Ich habe viel Verständnis und Wertschätzung erfahren. Auch wenn man den Entscheid natürlich bedauerte. Bereits im letzten Jahr hatte ich die Leitung nur noch interimistisch inne, während die Generalagentur Frauenfeld nach einer Nachfolge für die Hauptagentur Arbon suchte.
Diese haben sie mit Ihnen, Roman Loibl, gefunden. Wie kam es dazu?
Roman Loibl: Ich habe einen Freund, der bei der AXA arbeitet. Bei einem Essen im Januar 2023 erzählte er mir, dass diese Funktion vakant sei. Ich war damals seit fünf Jahren selbstständig und habe es genossen, von Zuhause aus zu arbeiten und so mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können. Davor war das aus karrieretechnischen Gründen nicht möglich. Inzwischen sind meine beiden Söhne aber in der Ausbildung und das Angebot kam zur rechten Zeit. Die neue Aufgabe und wieder in einem Team zu arbeiten haben mich gereizt. Also bewarb ich mich und im vergangenen Mai erhielt ich die Zusage.
Jörg Freundt, Sie arbeiten nun neu als Kundenberater unter Roman Loibl. Hatten Sie beim Bewerbungsprozess ein Mitspracherecht, wen Sie nach zwanzig Jahren als Chef nun als Vorgesetzten erhalten?
Freundt: Nein, aber die Leitung der AXA-Generalagentur Frauenfeld kennt mich und vertritt ähnliche Werte wie ich. Ich konnte mich also voll und ganz darauf verlassen, dass sie den richtigen Entscheid treffen.
Loibl: Das ist auch wichtig. Zumal Arbon nicht Zürich ist. Die Stadt hat ihre eigene Energie und es braucht jemanden, der hierher passt.
Sie haben sich davor nicht gekannt?
Loibl: Nein, ich kannte niemanden im Team. Ich habe im Vorfeld aber allen Mitarbeitenden die Gelegenheit zum Austausch gegeben. Mit Jörg habe ich mich bei einem ersten Treffen über unsere Werte und Ziele ausgetauscht. Er ist wichtig für mich, denn ich will eine Fortführung dessen, was Jörg hier in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat.
Freundt: Ich kann das bestätigen. Wir sind auch oft derselben Meinung. Roman führt mit frischer Energie weiter, was ich aufgebaut und getragen habe. Das macht den Wechsel auch für mich wesentlich einfacher.
Wie haben die Mitarbeitenden auf den Wechsel reagiert?
Loibl: Positiv. Ich denke, die Mitarbeitenden wollen für die Kundinnen und Kunden das Beste und gleichzeitig die Möglichkeit, selbst erfolgreich zu sein.
Kam es zu Wechseln im Team?
Freundt: Ja zu einem, dieser hatte mit dem Führungswechsel aber nichts zu tun. Meine Frau Corinne ist in ihren alten Beruf als Lehrerin zurückgekehrt. Grund dafür war, dass die eidgenössische Finanzmarktaufsicht künftig vorgibt, dass auch Innendienstmitarbeitende die Ausbildung zum Versicherungsvermittler, respektive -vermittlerin abschliessen müssen. Das hat sie nicht gereizt, weshalb sie sich für eine neue Herausforderung entschieden hat.
Welche Folgen hat der Führungswechsel für die Kundschaft?
Freundt: Als Agenturleiter hatte ich bisher natürlich die Verantwortung für den gesamten Kundenstamm. Jetzt darf ich mich auf weniger Kundinnen und Kunden eingehender konzentrieren. Aufgrund meiner Ausbildung handelt es sich dabei vor allem um Firmenkunden. Der Übergang der Mandate ist jedoch fliessend und wird von der Kundschaft auch gut aufgenommen.
Herr Loibl, welche Pläne haben Sie für die Hauptagentur in Arbon?
Loibl: Never change a winning team. (lacht) Ich werde am Standort Arbon und seinen Mitarbeitenden festhalten. Es gibt zurzeit keinen Anlass für grössere Veränderungen.
Und Sie Herr Freundt, planen Sie noch eine Auszeit?
Freundt: Nein, ich geniesse es einfach, wieder mehr Zeit für meine Familie und mich selbst zu haben.
Werdegang des neuen AXA-Filialleiters
Roman Loibl ist 45 Jahre alt und wohnt mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Arnegg. Ursprünglich hat Loibl Lebensmitteltechnologe gelernt. Seit 1998 ist er im Versicherungssektor tätig. Vor seinem Engagement bei der AXA arbeitete er zwölf Jahre bei der Zürich Versicherung auf dem Platz St. Gallen, acht davon als Generalagent. Anschliessend war er fünf Jahre lang selbstständig als Versicherungsfachmann tätig.