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«Wir haben in Berg Grosses erreicht»

Elf Jahre lang war Anneliese Leitner Schulpräsidentin von Berg. In dieser Zeit durfte sie in der kleinen Gemeinde grosse Projekte zum Fliegen bringen.

Kim Berenice Geser

Anneliese Leitner, das Jahr neigt sich dem Ende zu und damit auch Ihre Zeit als Schulpräsidentin von Berg. Als Sie Ihren Rücktritt bekannt gaben, sagten Sie, Ihr Herzblut sei abgeschliffen. Was steckt hinter dieser Aussage?

Ich bin seit elf Jahren in diesem Amt. Die ersten sieben davon waren dem Projekt Erweiterung und Teilsanierung des Schulhauses gewidmet. Dann kamen zwei Jahre Covid gefolgt vom Projekt der Schulergänzenden Betreuung. Dies waren alles wichtige Themen für unser Dorf. Wir haben für Berg Grosses erreicht. Aber das hat auch Kraft gekostet.

Spüren Sie eine gewisse Ermüdung?

Ich würde nicht von Ermüdung sprechen. Ich habe einfach gemerkt, dass es jetzt Zeit ist für neue Kräfte in diesem Amt. Jemand, der voller Energie die anstehenden Schulthemen anpacken kann. Ich bin keine Sesselkleberin und mir ist bewusst: Macht man diesen Job zu lange, besteht die Gefahr, dass man blinde Flecken entwickelt. Das geht für mich nicht einher mit dem Anspruch, den ich an mich habe. Die grossen Projekte, die ich eben angesprochen habe, sind jetzt abgeschlossen. Es ist für mich deshalb der ideale Zeitpunkt, mein Amt weiterzugeben.

Sie waren als Schulpräsidentin auch Mitglied des Gemeinderats. Bestand hier je ein Zielkonflikt?

Nein. Für ein kleines Dorf wie Berg macht die Einheitsgemeinde durchaus Sinn. Es ist wichtig, dass seitens des Gemeinderates Verständnis für das Bildungswesen vorhanden ist und umgekehrt. Andernorts sind die unterschiedlichen Behörden oft im Clinch. Bei uns bin ich mir sicher, dass die grossen Projekte, wie beispielsweise die Schulhauserweiterung auch deshalb erfolgreich waren, weil wir sie gemeinsam realisiert haben.

Anneliese Leitner orientiert sich mit Mitte 50 beruflich noch einmal neu.
Anneliese Leitner orientiert sich mit Mitte 50 beruflich noch einmal neu.
© Kim Berenice Geser

Das grosse Projekt der letzten zwei Jahre, die Schulergänzende Betreuung, startet im kommenden Sommer. Das Projekt musste 2021 nach einem Stimmengleichstand an der Urne eine Ehrenrunde drehen. Ein Jahr später wurde es dann an der Bürgerversammlung mit grosser Mehrheit angenommen. War der Zeitpunkt für die Urnenabstimmung rückblickend zu früh gewählt?

Mit dem Wissensstand von heute, könnte man sagen ja. Im ersten Anlauf wussten wir jedoch noch nicht, dass die Schulergänzende Betreuung 2024 im Kanton St. Gallen obligatorisch wird. Wir wussten nur, dass dies in absehbarer Zeit so sein würde. Der Stimmengleichstand hat uns auch gezeigt, dass wir mit diesem Projekt nicht auf dem Holzweg sind. Eine krasse Ablehnung wäre schlimmer gewesen.

Die Schulergänzende Betreuung inklusive Kita/Hort wird das «Chinderhuus Cavallino» aus Wittenbach übernehmen. Das war von Beginn an der Wunsch des Gemeinderates. Sehen Sie darin immer noch die beste Lösung?

Auf jeden Fall. Eine schulinterne Lösung wäre für unsere kleine Schule personell und finanziell eine Belastung gewesen. Überdies hätten wir nur schulpflichtige Kinder aufnehmen können. Das «Cavallino» kann die Synergien von Schulergänzender Betreuung und Hort/Kita nutzen und ist zudem personell gut aufgestellt und ausgebildet. Für die Berger Familien stellt dies einen grossen Mehrwert dar.

Kurz vor ihrem Abgang dürfen Sie noch einen weiteren Erfolg verbuchen: An der kürzlich durchgeführten Schulprüfung erhielt die Primarschule Berg gute Noten (siehe Kasten).

Das freut mich besonders, weil es mir immer ein Anliegen war, dass wir auch als kleine Landschule unsere Aufgaben wahrnehmen und Verantwortung tragen. Das braucht Herzblut und Leidenschaft und ich kann stolz sagen: Alle, die an dieser Schule mitarbeiten, haben zu diesem positiven Ergebnis beigetragen.

Was geben Sie Ihrer Nachfolgerin Ivana Cabalzar mit auf den Weg?

Ich wünsche ihr Freude an den Begegnungen mit den Menschen in diesem Amt, den Kindern, Eltern, der Lehrerschaft und den Behörden. Und dass sie dieses vielfältige Aufgabengebiet genauso spannend findet wie ich.

Und wie geht es in Zukunft für Sie weiter?

Ich bin seit 2016 als Mediatorin und Coach selbstständig. Dieser Tätigkeit werde ich mich nun vermehrt widmen. Und ich werde mehr mit meinem Mann, der Pilot ist, mitreisen und über den Tellerrand hinaussehen.

Primarschule Berg schneidet gut ab

Die Abteilung Aufsicht und Schulqualität des Amtes für Volksschule des Kantons St. Gallen überprüft in einem regelmässigen Turnus alle Schulen des Kantons. Dieses Jahr stand unter anderem die Primarschule Berg auf dem Prüfstand und darf sich über positive Noten freuen. Im Aufsichtsbericht lobend erwähnt werden vor allem die vielfältigen und innovativen Instrumente in den Bereichen Personalbeurteilung und Personalförderung.

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