«Wir sehen uns nicht als Konkurrenz»
Kim Berenice GeserNächstes Wochenende steht das SummerDays Festival vor der Tür. Wie schnell waren die 63 Hotelzimmer ausverkauft?
Eveline Burkard: Sehr schnell (lacht). Wobei ich an dieser Stelle festhalten muss, dass die Organisatoren des «SummerDays» von uns ein grosszügiges Zimmerkontingent reserviert bekommen haben. Ein Teil davon wird nun aber doch nicht benötigt und kann ab sofort wieder gebucht werden.
Das heisst, im neuen Hotel werden also bereits Stars nächtigen?
(schmunzelt) Vielleicht. Das steht derzeit aber noch nicht definitiv fest. Die besagten Zimmer sind vornehmlich für Crew-Mitarbeitende reserviert.
Buchungen im b_smart Hotel Arbon sind seit Anfang Juli möglich. Wie ist die Resonanz bisher?
Selbstverständlich muss der Betrieb jetzt erst einmal anlaufen. Aber der Start war erfreulich. Bereits dieses Wochenende beherbergen wir Gäste einer Hochzeitsgesellschaft. Und auch in den kommenden Wochen haben wir erste Reservationen. Wobei diese an den Wochenenden erwartungsgemäss höher sind als unter der Woche.
Wie sehr ärgert es Sie, dass Sie die Sommermonate dieser Saison verpasst haben?
Das hat uns schon geschmerzt. Man muss aber auch sagen, dass der Bezugstermin ursprünglich erst auf den Herbst geplant war. Wir konnten also bereits früher als erwartet eröffnen.
Dennoch starten Sie mit dem Hotelbetrieb nun auf die touristisch weniger ausgelastete Herbst/Winter-Saison hin.
Das bringt Herausforderungen mit sich. Wir haben jedoch ein Angebot, das nennt sich «Wohnen auf Zeit» und richtet sich an Businesskunden, die in den Wintermonaten beruflich über einen längeren Zeitraum in Arbon und Umgebung tätig sind. Hierfür ist auf den Oktober hin noch der Einbau einer Gemeinschaftsküche im fünften Stock geplant. Ziel ist es, mit diesem Angebot die Nebensaison optimal abdecken zu können und für eine ausgeglichene Hotel-Auslastung zu sorgen.
Businesskundinnen und -kunden gehören also zu Ihrer Zielkundschaft. Wer noch?
Fahrrad- und allgemein Sport-Touristen sowie Paare und Durchreisende. Natürlich sind wir auch für Familien ausgerüstet, definieren uns aber nicht primär als Familienhotel.
In welcher Preisklasse verordnen Sie das b_smart Hotel Arbon?
Wir haben dynamische Preise, die je nach Saison und Auslastung variieren und sich zwischen 120 und 220 Franken bewegen, inklusive Frühstück und Nutzung des Spa- und Fitness-Bereichs.
Apropos Spa: Stehen dieser und das neue Restaurant mit Bar auch der Öffentlichkeit zur Verfügung?
Das Restaurant und die Bar ja. Der Spa-Bereich ist jedoch Hotelgästen und Anwohnenden des angrenzenden Wohnhauses vorbehalten.
Wie viele Angestellte beschäftigen Sie?
Mit Küche, Service und Housekeeping sind es zwischen 15 und 18 Personen in unserem Haus. Das Housekeeping variiert je nach Auslastung. Für «b_smart» arbeiten insgesamt aber über 200 Personen.
Die Gastronomie ist nicht erst seit Covid vom Fachkräftemangel betroffen. Hatten Sie Mühe, Personal zu finden?
In der Küche erstaunlicherweise überhaupt nicht. Im Service hingegen schon. Ich war aber auch wählerisch und habe spezifisch nach Mitarbeitenden gesucht, die meine Philosophie teilen und dieselbe Energie für dieses Projekt mitbringen wie ich. Aktuell ist dort noch eine Stelle offen.
Was ist denn Ihre Philosophie?
Ich bin der Ansicht, dass Angebote wie ein Spa-Bereich, eine Bar und ein Restaurant sich zwar durchaus unterstützend auf die Attraktivität eines Hotels auswirken. Die Seele sind aber die Mitarbeitenden. Ich gehe nicht ein zweites Mal in dasselbe Hotel wegen der Einrichtung oder dem Restaurant, sondern weil ich mich an die gute Bedienung erinnere, die mit Herzblut bei der Sache war. Das will ich auch hier vermitteln.
Dennoch wird auch das neue Hotel, wie schon das von «b_smart» geführte «Müllers», über ein SelfCheck-In System verfügen.
Wir digitalisieren dort Abläufe, wo es Sinn macht. Für das Check-In braucht es heute, ausser bei Gruppen, kein Personal mehr an der Rezeption. Das heisst aber nicht, dass wir in unserem Hotel auf Distanz zu den Gästen gehen. Im Gegenteil: Ich und alle meine Mitarbeitenden sind Gastgeber und wollen unseren Gästen einen gelungenen Aufenthalt bescheren. Das machen wir über den Service im Restaurant, beim Frühstück oder Abendessen, mit Anlässen und unserer Beratung vor Ort.
Mit der Hotel- und Restauranteröffnung durch die b_smart Gruppe wird das ehemalige Saurer WerkZwei-Areal weiter gestärkt. Welchen Beitrag gedenken Sie zu leisten, um sicherzustellen, dass die Anbindung an die geschichtsträchtige und touristisch wichtige Altstadt nicht verloren geht?
Es ist uns als Hotelbetreiber ein grosses Anliegen, die hiesigen Angebote zu unterstützen und zu stärken. So bin ich beispielsweise im Vorstand des neu gegründeten Vereins ZIKPunkt und als Hotelbetrieb sind wir Mitglied bei der Standortförderung Initiative Zukunft Arbon. Wir haben bereits im letzten Jahr mit einer Pop-up-Bar am «slowUp» teilgenommen und waren mit einem Essensstand am Weihnachtsmarkt vertreten. Diese Engagements wollen wir auch in Zukunft beibehalten. Darüber hinaus sind wir in engem Kontakt mit Thurgau Tourismus, um deren Produkte wie die Stadtführungen bei uns im Betrieb einzubinden und zu fördern. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu bestehenden Angeboten, sondern als Erweiterung. So bieten wir in unserem Restaurant keine italienische Küche an, um das benachbarte «La Riva» nicht zu konkurrenzieren. Und auch vom «Presswerk» unterscheidet sich unsere Speisekarte. Unser Schwerpunkt sind Fischgerichte und regionale, saisonale Küche mit Fokus auf lokale Lieferanten.
Zu Beginn der Sommerferien lag das Baugesuch der HRS für das benachbarte Baufeld auf. Insgesamt entstehen dort drei neue Gebäudekomplexe, welche die Aussicht auf den Alpstein für Hotelgäste massiv einschränken werden. Ganz zu schweigen vom Lärm während der Bauarbeiten. Schmälert das Neubauprojekt die Attraktivität des Hotels?
Während der Bauphase führen wir eine spezielle Preiskategorie für die betroffenen Zimmer. Aufgrund der durchschnittlichen An- und Abreisezeiten unserer Gäste, werden diese aber ohnehin kaum von den Lärmemissionen der Baustelle betroffen sein. Und ja es stimmt, die Neubauten verbauen die Aussicht zum Alpstein, nicht aber auf den Bodensee. Ich denke nicht, dass das Projekt negative Auswirkungen auf unseren Betrieb hat. Im Gegenteil ist anzunehmen, dass sich unser Restaurant-Klientel dadurch noch vergrössern wird.
Sie sind vor knapp zwei Jahren von Luzern in die Ostschweiz an den Bodensee gezogen. Wie nehmen Sie die Tourismusregion Arbon war?
Es ist eine unglaublich vielfältige und schöne Region. Das dürfte durchaus noch selbstbewusster nach aussen getragen werden. Ich hoffe, wir können mit unserem Hotel einen wichtigen Schritt dazu beitragen.
Zur Person
Eveline Burkard ist Hotelmanagerin des neuen b_ smart Hotels in Arbon. Die 28-Jährige führte bis anhin das Hotel Bendern der b_smart Gruppe. Burkard, die auf einem Bauernhof gross geworden ist, hat Koch gelernt und im Anschluss die Ausbildung an der Hotelfachschule in Luzern absolviert.