Neuanfang oder Kontinuität? Die Wahl der Arboner Schulbehörden steht an
Kim Berenice GeserSSG Arbon: Die Kandidierenden der Kampfwahl
Sechs Kandidaten für vier Sitze, das ist die Ausgangslage für die Gesamterneuerungswahl der Sekundarschulbehörde Arbon am 9. Februar. In den Kurzinterviews sprechen sie über ihre Motivation, ihre Qualifikation und die Baustellen der kommenden Legislatur (siehe unten). Ohne Gegenkandidat stellt sich Schulpräsident Robert Schwarzer zur Wiederwahl. Auf die Frage, welche Note er sich für die vergangene Legislatur gibt, antwortet er: keine. «Das obliegt meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Schulbürgerinnen und Schulbürgern.» Sein Bemühen sei es, gute Arbeit für die Sek Arbon zu leisten. «Meinen Kolleginnnen und Kollegen in der Behörde gebe ich gerne die Note 5,5.» Keine 6 deshalb, weil man immer noch besser werden kann. Die Schulraumplanung war eines der grossen Themen der vergangenen vier Jahre und wird die SSGA mit dem geplanten Neubau Lärche auch in Zukunft begleiten. Man gehe optimistisch an die weitere Umsetzung heran, sagt Schwarzer, zumal die Schule viel «Goodwill» geniesse. Und ja, ein neues Schulzentrum zu erstellen, kostet viel Geld. «Doch Investitionen in die Bildung machen sich mehr als bezahlt», ist er überzeugt und fügt an: «Alternativen haben wir keine. Wir können die zunehmende Zahl der Schülerinnen und Schüler ja nicht auf der Aufschüttung am See unterrichten.» Angesprochen auf die Bekanntgabe, dass die SSGA einen Zusammenschluss mit der Musikschule Arbon prüfen will und konfrontiert mit der Frage, ob dadurch keine Gefahr besteht, dass sich die SSGA mit diesem zusätzlichen Projekt übernimmt, antwortet er: «Unser Auftrag ist die Führung der Sekundarschule.» Man werede den Antrag der Musikschule für eine Integration in die SSG aber ergebnisoffen prüfen. «Kommt die Schulbehörde zum Schluss, dass ein solcher Zusammenschluss Sinn macht, werden die Schulbürgerinnen und Schulbürger via die vorzunehmende Änderung der Gemeindeordnung an der Urne zu entscheiden haben», so Schwarzer. Die Herausforderungen der kommenden Legislatur sieht er bei der Lehrpersonenrekrutierung, dem zunehmenden Schulabsentismus, der Frage der integrativen Beschulung, der Entlastung von Lehrpersonen und der Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz. Die Wiederwahl vorausgesetzt, wird es Schwarzers letzte Amtszeit sein. Ob es eine volle wird, lässt der 72-Jährige offen. «Voraussetzung für die Ausübung dieses 50 Prozent-Pensums ist eine gute Gesundheit. Doch dafür hat man in keinem Alter eine Garantie.
Urs Gähwiler, FDP, bisher
Aliki Schamaun, Parteilos, neu
Felix Heller, SP, bisher
Sandra Zimmermann, SVP, neu
Ruedi Meier, FDP, neu
Stéphanie Oertli Kühne, Die Mitte, neu
PSG Arbon: «Wir stehen gesund da»
Während es in der Sekundarschulgemeinde am 9. Februar zur Kampfwahl kommt, bleibt in der Primarschulgemeinde Arbon alles beim Alten. Oder zumindest fast. Alle fünf bisherigen Behördenmitglieder lassen sich wieder zur Wahl aufstellen. Und auch für den neuen sechsten Sitz im Gremium, den die Stimmbevölkerung im November 2024 mit der Annahme der revidierten Gemeindeordnung guthiess, lässt sich nur eine Person aufstellen. Somit ist die Wahl ohne Auswahl quasi entschieden. Dennoch lassen es sich die Bisherigen nicht nehmen, Bilanz zu ziehen und ihre Ziele für die kommende Legislatur zu definieren.
Präsidium
Regina Hiller spricht mit Blick auf die letzte Legislatur von einer hohen Stabilität. Gleichzeitig habe man als Schulgemeinde auch neue Wege beschritten, die heute Vorbild-Charakter hätten. So zum Beispiel in der Schulsozialpädagogik: Aus einem Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule OST sind inzwischen zwei Vollzeitstellen an der PSGA und ein CAS-Lehrgang entstanden. Um verhaltensauffälligen Kindern besser gerecht zu werden, hat die PSGA die Abteilung Psychomotorik eingerichtet, anfangs noch mit 70 heute aufgrund des Bedarfs bereits mit 100 Stellenprozent. Kopfzerbrechen bereitet ihr die Personalrekrutierung, die in Zeiten des Fachkräftemangels herausfordernd bleibt.
Finanzen
Martin Thalmann zieht ein positives Fazit der letzten vier Jahre. «Alle Legislaturziele wurden erreicht, wir stehen gesund da.» Die Ausgaben der PSGA bewegen sich unter dem kantonalen Schnitt des Volksschul-Aufwands. Dies auch nachdem der Sparkurs 2023 korrigiert wurde, welchen die PSGA nach der zu ihren Ungunsten ausgefallenen Änderung des Beitragsgesetzes eingeschlagen hatte. Zur Korrektur kam es, als festgestellt wurde, dass sich die Sparmassnahmen auf die Schulqualität auswirkten. Vor allem die zu grossen Klassen hätten dem Qualitätsanspruch der PSGA nicht genügt, so Thalmann. Somit sollen auch in Zukunft fehlende finanzielle Mittel nicht mehr über die Schulqualität abgefedert werden. Die anstehenden, teilweise grossen Investitionen in den Schulraum sollen, wenn möglich, ohne weitere Fremdverschuldung getätigt werden. Eine Zwängerei beim Steuerfuss strebt Thalmann nicht an. «Der Souverän hat letztes Jahr Nein gesagt.» Und die PSGA verfüge über die Mittel, um mehrere Jahre Eigenkapital abzubauen. Thalmanns Ziel für die nächsten vier Jahre ist es, der Bevölkerung die finanzielle Entwicklung der PSGA transparent und nachvollziehbar aufzuzeigen. Zeitpunkt und Notwendigkeit eines möglichen zweiten Anlaufs der Steuerfuss-Erhöhung sollen im Zuge der kommenden Finanzplanung diskutiert werden.
Liegenschaften
Feliciano Gervasi sieht seine Legislaturziele zu 80 Prozent erfüllt. Zum Abzug führt die Bauverwaltung, die aufgrund der Vielzahl an Projekten nicht im gewünschten Ausmass professionalisiert werden konnte. Vor allem der Liegenschaftsbewirtschaftung soll künftig noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, wenn gleich bereits jetzt positive Effekte der 2020 geschaffenen Stelle spürbar seien. Die Überprüfung der Schulraumplanung konnte indes mit dem Ja der Stimmbevölkerung zum Kauf des Reben 4 erfolgreich abgeschlossen werden. Der längerfristige Raumbedarf ist damit gesichert. Der kurzfristige kann zwischenzeitlich mit der Umnutzung der Zahnarztpraxis im Stacherholz und der Erweiterung des Kindergartens Brühlstrasse gedeckt werden. Den nötigen Ausbau der Schulergänzenden Betreuung (SEB) im Bergli sichert die PSGA mit der Miete des Swisscom-Gebäudes an der Rebenstrasse.
Gesellschaft
Carole Hollenstein darf Positives vermelden: Nebst der UNICEF-Rezertifizierung und dem, in der Zusammenarbeit mit der Stadt entwickelten, Konzept zur frühen Förderung bringt vor allem die Schulergänzende Betreuung Grund zur Freude. Die SEB wurde an allen PSGA Standorten ausgebaut und bietet heute auch Ausbildungsplätze in Sozialpädagogik an. Das SEB-Konzept der PSGA diene vielen Schulen als Vorbild und werde regelmässig angefragt, so Hollenstein. In Arbon ist die Nachfrage nach SEB-Plätzen so gross, dass Wartelisten bestehen.
IT
Hakan Kilbüker weiss auch nach nur einem Jahr im Amt um die Wichtigkeit seines Ressorts. Die digitalen Entwicklungen erfordere eine zunehmende Professionalisierung in diesem Bereich. Um diese zu gewährleisten wurde ein IT- und Medienbildungskonzept erarbeitet, das sämtliche Bereiche von der Pädagogik bis zur Infrastruktur abdeckt und nun umgesetzt werden soll. In den Schulzimmern leisten seit einem Jahr zwei ausgebildete Lehrpersonen Support im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik.
Jacline Widmer, Die Mitte, neu
Beruf: Schulleiterin
Jahrgang: 1979
Ich kandidiere, weil ich mich seit meiner Primarlehrerausbildung mit Schulentwicklungsfragen beschäftige. Als Schulleiterin kenne ich den operativen Aspekt. Ich finde es spannend, nun auch die strategische Ebene kennenzulernen und mitzuwirken.
Ich bin die richtige Kandidatin, weil ich mit meinem Hintergrund als Primarlehrerin, Heilpädagogin und Schulleiterin fachlich einen wertvollen Beitrag leisten kann.
Die grössten Baustellen der PSGA sind die Digitalisierung, die dazu führt, dass Lerninhalte anders gewichtet werden. Reine Wissensvermittlung tritt in den Hintergrund. Es gilt dagegen, die «4 K», also Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken zu fördern, um für die Zukunft fit zu sein. Weiter bringt die grosse Heterogenität der Kinder zahlreiche Herausforderungen mit sich. Es geht um Chancengerechtigkeit oder auch um Fragen der frühen Förderung. Und weiterhin beschäftigen wird uns der Lehrpersonenmangel.
Um meine Vision für die PSG Arbon zu entwickeln, muss ich zuerst die PSG Arbon gut kennenlernen. Ich kenne die Stärken und Entwicklungsbereiche noch nicht ausreichend, um diese Frage zu beantworten.
Mein liebstes Schulfach war Mathematik.
Geschwänzt habe ich Französisch.