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Aus robustem Holz geschnitzt

Ein Vierteljahrhundert ist es her, seit Peter Haag den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Inzwischen ist aus dem Einmannbetrieb längst ein etabliertes Unternehmen geworden, das Grossaufträge in der ganzen Deutschschweiz realisiert. Paradoxerweise hat eine Katastrophe zu dieser Entwicklung beigetragen.

Kim Berenice Geser

Es war eine Zäsur. Der Grossbrand auf dem Saurer WerkZwei im Sommer 2012 zerstörte die angemietete Halle der Leimholz Haag AG bis auf die Grundmauern. «Wir hatten nichts mehr, keine Fahrzeuge, kein Werkzeug, kein Lager, keine Pläne, kein Archiv», erinnert sich Firmeninhaber Peter Haag an dieses denkwürdige Ereignis. Er war einer von rund zwölf Unternehmern, die nach dem Brand, der ausserhalb seiner Betriebshalle entstanden war, vor dem Nichts standen. Doch weder der Anblick der Brandruinen noch das zermürbende Ermittlungsverfahren – die Brandursache konnte nie geklärt werden – zwangen ihn in die Knie. Bereits drei Tage nach der Katastrophe nahm er den Betrieb im Provisorium eines Festzelts direkt neben den Brandruinen wieder auf. «Ich kriege noch heute eine Gänsehaut, wenn ich an die riesige Solidaritätswelle denke, die uns damals entgegengebracht wurde», erzählt Haag. Alle sprangen ein, stellten Werk- und Fahrzeuge zur Verfügung und halfen den Geschädigten wieder auf die Beine. Und Haag und sein Team setzten ungeahnte Energien frei.

Neubau in Rekordzeit

Die bereits angedachten Pläne eines Umzugs – es war lange vor dem Brand klar, dass der Standort im WerkZwei nicht mehr von Dauer sein würde – wurden im Rekordtempo angepackt und umgesetzt. Bereits im Herbst 2012 konnte das Unternehmen den Boden am heutigen Standort in Steinach erwerben. Der Spatenstich folgte im Februar 2013, der Einzug im November desselben Jahres. Haag weiss: Dieses schlanke Verfahren war auch der medialen Wirkung des Ereignisses zu verdanken. «So absurd das auch klingt, wir wären ohne den Brand nicht da, wo wir heute sind.» 

Fit für die Zukunft

«Wir», das sind inzwischen 20 Mitarbeitende. Hier nicht eingerechnet sind die zwei neuen Ingenieurstellen, die im kommenden Jahr besetzt werden sollen. «Wir haben uns in den letzten Jahren vom klassischen Händler zum Holzbau-Planer entwickelt», erläutert Peter Haag. Die zunehmende Komplexität der Projekte sowie die steigenden Anforderungen vom Brandschutz, über die Klimavorschriften bis hin zur Bauphysik haben den Ausbau dieses Betriebszweiges vorangetrieben. Hinzu kommt die allgemeine Entwicklung in der Baubranche, vermehrt auf nachhaltige Materialien zurückzugreifen. «Und etwas nachhaltigeres als Holz gibt es nicht», hält Haag fest. Dass der Rohstoff dereinst knapp werden könnte, verneint er. «In der Schweiz wächst immer mehr Holz nach, als wir verbauen.» Damit der Betrieb auch für die Zukunft gerüstet ist, wurden jüngst die Firmenstrukturen überarbeitet. Im kommenden Jahr wird unter anderem die Organisation angepasst, indem neu Abteilungsleitende eingesetzt werden. Haag: «So schaffen wir zukunftsgerichtete Strukturen, die auch eine Nachfolge-Lösung ermöglichen.» Denn der 61-Jährige denkt zwar noch nicht an die Pension, doch die Erfahrung hat ihn gelehrt: Eine frühzeitige Planung macht sich für alle bezahlt.

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