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Ausgezeichnet loslassen

In fünfter Generation führen Christian und Vreni Künzler den gleichnamigen Malerbetrieb in Arbon. Oder haben das zumindest bis vor kurzem getan. Denn die Auszeichnung zum «Gwerbler des Jahres 2024», den die beiden diesen Mittwoch entgegennehmen durften, erreicht das Paar als die Nachfolge längst am Werk ist.

Kim Berenice Geser

«Habe ich diesen Preis wirklich verdient?», fragt Christian Künzler in die Runde. Vor wenigen Minuten hat er erfahren, dass das Gewerbe Thurgau Oberer Bodensee (GTOB) ihn, seine Frau Vreni und Geschäftsführerin Renate Mathis zu den Unternehmern des Jahres 2024 gekürt hat. Nun steht er vor dem Mikrofon im Landenbergsaal, vor ihm die rund hundert Teilnehmenden der 135. GV des GTOB und kommt lachend zum Schluss: «Sicher nicht für das letzte Jahr.» Denn da hatte bereits Mathis die Geschäftsleitung inne und der Inhaber sein Pensum reduziert. Ende dieses Jahres geht er in Pension. «Es braucht mich auch nicht mehr», fügt er gut gelaunt an. Was mit Blick auf den Arm in der Schlinge auch von Vorteil ist – «ich bin beim Skifahren ’uf d’Schnorre gheit’». Und vielleicht sei ja das der Grund, warum man ihn auszeichne, «weil ich meine Nachfolge geregelt habe», werweist er. Tatsächlich trifft er damit den Nagel auf den Kopf, ist dies doch einer der Aspekte, die zur Würdigung beitrugen – und zurecht. 

Nachfolgerin mit Herzblut

Die Nachfolge eines Familienunternehmens in fünfter Generation, das auf stolze 144 Jahre Betriebsgeschichte zurückblicken kann, erfolgreich zu regeln, gelingt längst nicht allen. Für so manches Traditionsunternehmen bedeutete dies das Aus, man denke nur an Confiserie Schwarz oder jüngst die Bressan Baut AG. Doch die gesicherte Nachfolge ist natürlich nicht der einzige Verdienst des Inhaber-Paares, das den Malerbetrieb 1996 von Christian Künzlers Vater übernommen hatte. In den letzten 30 Jahren setzten sich die beiden stets intensiv für die Ausbildung Lernender ein – insgesamt dürfen sie knapp 30 Lehrabschlüsse verbuchen – und waren aktive Mitglieder des Gewerbeverbandes. Christian Künzler präsidierte überdies bis zu seinem Rücktritt 2024 acht Jahre lang den Thurgauer Malerunternehmer-Verband.

Sie hätten nie damit gerechnet: Christian und Vreni Künzler sind gleichermassen überrascht wie erfreut über ihre Auszeichnung, bedauern jedoch, dass Geschäftspartnerin Renate Mathis nicht am Anlass dabei sein konnte.
Sie hätten nie damit gerechnet: Christian und Vreni Künzler sind gleichermassen überrascht wie erfreut über ihre Auszeichnung, bedauern jedoch, dass Geschäftspartnerin Renate Mathis nicht am Anlass dabei sein konnte. 
© z.V.g.

Die Künzler AG und ihre Führungsspitze ist somit verdienter Preisträger, da ist sich der Vorstand sowie das Publikum einig. Und Künzlers? «Ich hätte im Leben nie damit gerechnet, diesen Preis heute zu erhalten», sagt Christian Künzler im Anschluss an die GV und Vreni Künzler fügt an: «Aber es ist eine Freude und schön zu sehen, dass unsere Arbeit der letzten 30 Jahre wahrgenommen wird.» Dass der Preis ins Büro kommt, steht für die beiden ausser Frage, denn er gilt der Firma. «Der Arbeit, die wir geleistet haben und der Arbeit, die Renate auch in Zukunft leisten wird», hält der Inhaber fest. Vreni Künzler, die dem Malergeschäft noch eine Weile erhalten bleibt, nickt bekräftigend und ergänzt: «Reni ist seit 25 Jahren bei uns tätig.» Eine Zahl, die für sich spricht. Das Loslassen macht Christian Künzler deshalb auch keine Schwierigkeiten, ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Betrieb zum ersten Mal in der Firmengeschichte nicht von einem Künzler geführt wird. «Reni ist mit Herzblut dabei, bringt Kompetenz und Fachwissen mit. Ich bin happy, so wie es läuft.» 

135. Generalversammlung des GTOB in Kürze

Aktuell zählt der drittgrösste Gewerbeverein im Thurgau 364 Mitglieder und befindet sich damit auf Vorjahresniveau. Anders als der Finanzhaushalt: 2024 verzeichnet der Verein ein Minus von knapp 26 500 Franken, das vor allem auf die notwendige Investition in eine neue und verbesserte Webseite zurückzuführen ist. 2025 bewegt sich das Budget wieder in geregelten Bahnen mit einem minimalen Verlust von 1300 Franken. Der Veranstaltungskalender war 2024 reich gefüllt: Vom Znüni-Höck, über den Skitag bis zum Berufswahlparcours und dem Sonntagsverkauf war einiges los. Das Gros der Anlässe wird auch im laufenden Jahr wieder durchgeführt. Anlässlich der Gesamterneuerungswahlen kam es zu drei Rück- und zwei Eintritten im Vorstand: Für Metzger Roman Schleuniger übernimmt Fotografin Sabrina Schöni das Ressort Events. Silvio Schmals Nachfolgerin im Ressort Finanzen ist Vanessa Müller (beide TKB). Der Sitz von Gartenbauer Mathias Straub bleibt vorerst leer. Der restliche Vorstand wurde in globo wiedergewählt.

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