Das Ende zum Greifen nah
Kim Berenice GeserDer Aderlass der «Mubea» schreitet voran. Erst diesen März hatte das Unternehmen die Streichung von 130 Stellen im Laufe des Jahres bekannt gegeben. Das entspricht rund 46 Prozent der damaligen Belegschaft. Die historisch tiefe Auslastung und die negativen Aussichten wurden damals als Gründe genannt. Der Stahlrohr-Hersteller produziert hauptsächlich für die Automobilindustrie, leidet deshalb direkt unter den Einflüssen, welche die europäischen Autobauer unter Druck setzen. Diese haben mit zurückhaltendem Konsumverhalten zu kämpfen, mit der Verunsicherung der Kundschaft verursacht durch den technologischen Wandel, mit weltweiten Handelsstreitigkeiten und Zöllen sowie der immer stärker werdenden chinesischen Konkurrenz. Eine Besserung dieser Umstände ist kaum in Sicht. Das war der «Mubea»-Geschäftsleitung bereits im März bewusst. Sie liess schon damals verlauten, dass es schwierig werden dürfte, die Produktion am Standort in Frasnacht aufrecht zu erhalten, sollte sich die Situation in absehbarer Zeit nicht grundlegend ändern. Weshalb nun der nächste Hammer folgt.
Kaum 40 Personen bleiben zurück
«Angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage und des drastischen Nachfrage-Einbruchs sieht sich die Mubea Präzisionsstahlrohr AG als Zulieferin der Automobilindustrie veranlasst, eine erneute Konsultation vorzusehen.» Dies gab das Unternehmen am späten Mittwochnachmittag in einer Medienmitteilung bekannt. Denn trotz des massiven Stellenabbaus hat sich die wirtschaftliche Situation der «Mubea» nicht geändert: «Die Auftragslage aller Werke, insbesondere auch in Arbon, ist nach wie vor rekordtief und die Aussichten scheinen sich auf absehbare Zeit nicht zu verbessern.» Weshalb nun die mögliche Einstellung der Produktion in Arbon im Verlauf des ersten Halbjahres 2026 geprüft werde.

Dies würde die Streichung von weiteren 100 Arbeitsplätzen in der Produktion und den produktionsnahen Bereichen bedeuten. Womit in Arbon künftig nur noch 35 bis 40 Personen beschäftigt sein würden. Geplant sei, dass diese in den nächsten Jahren werksübergreifend internationale Aufgaben erfüllen würden, heisst es seitens des Unternehmens.
Sozialplan und Härtefälle
Wie schon im Frühjahr würde auch dieser Stellenabbau «geordnet und sozialverträglich» unter Erarbeitung und Umsetzung eines Sozialplans erfolgen, versichert die Unternehmensleitung in ihrer Medienmitteilung. Die Verantwortlichen des Amtes für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau wurden über die nach wie vor schwierige wirtschaftliche Lage sowie über das eingeleitete, neuerliche Konsultationsverfahren in Kenntnis gesetzt. Bezüglich der noch laufenden Aufträge und Verpflichtungen will der Verwaltungsrat betont wissen, dass diese in jedem Fall «qualitativ einwandfrei» abgewickelt werden sollen. Dies ungeachtet des ausstehenden Entscheids über die Zukunft des Standortes. Im Falle einer Einstellung der Produktion soll eine Übergabe der Aufträge an andere Werke der Gruppe ermöglicht werden. «Es liegt dem Verwaltungsrat daran, die Mitarbeitenden, die hierfür einen aktiven Beitrag leisten, zu unterstützen sowie Härtefälle, falls immer möglich, bestmöglich abzufedern.» Auch Angebote zur Weiterbeschäftigung in anderen Werken würden geprüft. Bis es so weit kommt, läuft allerdings erst das Konsultationsverfahren bis zum 2. Oktober. Das gesetzlich vorgeschriebene Prozedere soll den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, Ideen und Vorschläge einzubringen, wie sich der Abbau ihrer Arbeitsplätze verhindern oder zumindest minimieren liesse. Die Ergebnisse aus dem Konsultationsverfahren im Frühjahr geben allerdings wenig Grund zur Hoffnung. Der im März publik gemachten ersten Entlassungswelle fielen bisher 100 der ehemals 280 Mitarbeitenden zum Opfer. Weitere Kündigungen werden in den nächsten Wochen ausgesprochen, wie «Mubea» mitteilt.