«Das Feuer ist nicht mehr da»
Manuela MüllerRita Nüesch, Sie präsidierten die Frauenwerkstatt über 10 Jahre lang. Weshalb endet deren Kapitel nun nach zwei Jahrzehnten?
Wir haben gemerkt, dass sich die Bedürfnisse der Frauen in den vergangenen Jahren verändert haben. Zudem ist die Mitgliederanzahl der Frauenwerkstatt in den letzten Jahren gesunken. Dies führte zu Problemen bei der Finanzierung.
Und diese konnten nicht behoben werden?
Da sich die Mitgliederzahl von 60 auf 35 reduziert hatte, hätten wir die Mitgliederbeiträge erhöhen müssen. Jedoch wollten nicht alle bestehenden Mitglieder einen höheren Beitrag bezahlen. Somit wären wir auf Sponsoren angewiesen gewesen. Wir haben auch einige Anfragen verschickt und hatten zum Beispiel von der Stadt Arbon eine Zusage für die finanzielle Unterstützung. Diesen Beitrag haben wir aber nie bezogen.
Weshalb nicht?
Wir wollten den Verein nicht nur durch Sponsorenbeiträge am Leben erhalten.
Wie finanzierte sich der Verein denn bisher ausser durch die Mitgliederbeiträge?
Wir haben uns mit dem Verkauf der gefertigten Sachen aus der Werkstatt an Märkten etwas dazuverdient.
Besonders schön waren Projekte wie zum Beispiel die Gestaltung des Stöckelschuhs für die Ohrenkino-Tage unter dem Motto «Märchen und Stöckelschuhe» im Jahr 2022, aber auch das alljährliche Kranzen, oder die regelmässige Teilnahme an Märkten.
Wie Sie erwähnten, spielten nicht nur die Finanzen eine entscheidende Rolle, sondern auch die veränderten Bedürfnisse der Mitglieder. Ursprünglich war das Hauptziel der Frauenwerkstatt der kreative Austausch. Dem ist nicht mehr so?
Wir beobachten, dass man zwar in einem Verein Mitglied sein möchte, jedoch keine Verpflichtungen eingehen will. Zudem gibt es heutzutage so viele Ideen und Anleitungen beispielsweise auf Online-Plattformen wie «Pinterest», die man zuhause leicht nachmachen kann.
Womit hat man doch noch versucht, Mitglieder zu motivieren oder neue zu gewinnen?
Viele interessierte Frauen fragten nach, ob sie bei uns neue Leute kennenlernen können. Auch bei unseren Mitgliedern war ein «Höck» ein Input, den wir wahrnahmen. Jeden dritten Donnerstag organisierten wir also diesen Abend, um sich miteinander auszutauschen, sassen aber teilweise doch nur zu zweit in der Frauenwerkstatt. Der Input wurde zwar umgesetzt, jedoch nicht genutzt.
Das weitere Fortbestehen der Frauenwerkstatt scheiterte also auch am mangelnden Interesse der Mitglieder?
Wir haben gemerkt, dass das Feuer bei den Frauen nicht mehr da war. Aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel und der veränderten Bedürfnisse riefen wir eine ausserordentliche Versammlung ein, wo wir beschlossen, den Verein dieses Jahr aufzulösen.

An welche Momente denken Sie trotz Auflösung gerne zurück?
Wir hatten immer ein gutes Team in der Frauenwerkstatt, haben viel zusammen erlebt und konnten die ein oder andere Lebenskrise gemeinsam bewältigen. Manch eine Frau fand hier einen Ort, um sich mit anderen auszutauschen. Besonders schön waren Projekte wie zum Beispiel die Gestaltung des Stöckelschuhs für die Ohrenkino-Tage unter dem Motto «Märchen und Stöckelschuhe» im Jahr 2022, aber auch das alljährliche Kranzen, oder die regelmässige Teilnahme an Märkten.
Wie beenden Sie nun das Kapitel Frauenwerkstatt?
Am 14. Juni findet von 9 bis 12 Uhr ein Flohmarkt statt, an dem die restlichen Sachen der Werkstatt verkauft werden. Die Räumlichkeiten werden am 21. Juni definitiv ausgeräumt und gereinigt. Danach bereiten wir der Frauenwerkstatt mit einem Umtrunk einen würdigen Abschied. Zeit abzuschliessen und etwas Neues entstehen zu lassen.
Die Räume bleiben also nicht leer?
Auch nach dem Auszug der Frauenwerkstatt wird weiterhin kreativer Wind in den Räumlichkeiten an der Brühlstrasse 10 wehen. Mehr darf ich jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten.