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Das Training wird nicht geschwänzt

Die Sekschülerin Yara Giger ist begeistertes Mitglied im Volleyball-Club Arbon. Und das nicht nur, weil sie den Sport liebt. Das Vereinsleben hat verschiedene positive Auswirkungen auf sie. In diesem persönlich geprägten Artikel geht sie der Frage nach, ob es ihrem Umfeld ebenso geht und spricht mit Fachpersonen über die Effekte einer Vereinsmitgliedschaft.

Yara Giger

Früher war ich eine schlechte Verliererin. Nach einer Niederlage war ich immer frustriert und sauer auf meine Teamkameradinnen. Das hat sich geändert in meiner Zeit beim Volleyball-Club (VBC) Arbon. Wenn ich heute verliere, trifft es mich nicht mehr so hart und ich kann mir meine Fehler besser eingestehen. Nicht nur das, auch meine Teamfähigkeit hat sich verbessert. Niederlagen zu ertragen und teamfähig zu sein sind beides wichtige Eigenschaften in einem Mannschaftssport, aber auch ausserhalb des Feldes. In der Schule kann ich inzwischen schlechte Noten besser «einstecken» und arbeite besser in Gruppen. Ausserdem ist das Tolle daran, in einem Verein zu sein, dass man neue Leute kennenlernt und Freundschaften schliessen kann. Mir ist meine Vereinszeit wichtig, als Ausgleich zum stressigen Schulalltag und den vielen Hausaufgaben. Ich habe mich gefragt: Geht es meinen Teamkameradinnen und Freundinnen ähnlich?

Zeit mit Freunden verbringen

«Ich habe jede Woche etwas, auf das ich mich freue», sagt meine Freundin Tabea über ihr Training in der Jugendriege des STV Roggwil. «Ich liebe es, in Kontakt mit Personen zu sein, die die gleichen Interessen haben wie ich.» Tabea schätzt den Kontakt mit Gleichaltrigen ausserhalb der Schule und ist der Meinung, die Zeit im Verein bringe ihr den optimalen Ausgleich zur Schule und ihren anderen Aktivitäten. Gerne nutzt Tabea das Training auch als Lernpause oder um den Kopf durchlüften zu können. Genau wie meine Mitspielerin Elena. Sie nutzt das Training ebenfalls als eine Pause. Ihr gefällt es, dass sie neue Menschen kennenlernt und sie ihre Mitspielerinnen fast jede Woche sieht. Sie ist im VBC, weil sie den Sport liebt und dort ihre Freundinnen sind. So geht es auch Anina: «Ich liebe es Volleyball zu spielen. Mich gleichzeitig mit Freunden zu treffen macht es umso besser.» Sie habe viel von ihren Mitspielerinnen und Trainerinnen gelernt, erzählt Anina. Seit sie dem Verein beigetreten sei, könne sie viel besser im Team arbeiten. «Das merke ich auch in der Schule.» Teamarbeiten würden ihr nicht mehr so schwerfallen und sie könne besser mit anderen kooperieren. Auch Ioanna ist die Gemeinschaft wichtig, darum macht sie einen Teamsport. «Mir gefällt der Zusammenhalt aller Teams bei Vereinsaktivitäten.» Darüber hinaus habe ihre Vereinsmitgliedschaft aber auch positive Auswirkungen auf ihre schulischen Leistungen. «Ich habe gelernt, mit meiner Nervosität besser umzugehen.» Was Ioanna auch in der Schule bei Vorträgen weiterhilft. Manchmal stehen Schule und Verein aber auch in Konkurrenz zueinander. In einem Verein zu sein, bringt nämlich auch eine gewisse Verantwortung mit sich – vom regelmässigen Erscheinen über Turnierwochenenden bis zu Sponsorenläufen. Das kann zu einem Interessenskonflikt führen. Alle meine Freundinnen sagen im Gespräch, dass es Tage gibt, an denen sie kaum Zeit für ihre Hobbys haben, weil ihr schulischer Zeitplan mit Hausaufgaben und Prüfungen überfüllt ist. Dennoch sind alle der Meinung: Eine Mitgliedschaft in einem Verein lohnt sich. Das sehen auch die Fachleute so.

Yara Giger (2.v.l.) und ihre Teamkolleginnen des Volleyball-Clubs Arbon geniessen die gemeinsame Zeit im Verein und profitieren davon auch in der Schule.
Yara Giger (2.v.l.) und ihre Teamkolleginnen des Volleyball-Clubs Arbon geniessen die gemeinsame Zeit im Verein und profitieren davon auch in der Schule.
© z.V.g.

Soziale Kompetenzen fördern

Sowohl Martina Birchler, Psychologin und Beraterin bei der «Perspektive Thurgau», als auch Beni Müggler, Schulsozialarbeiter der Sekundarschulgemeinde Arbon, befürworten das Engagement in einem Verein. Und das auch bei einem vollgepackten Stundenplan. Denn die Vereinszeit sei ein guter Ausgleich zur Schule und der Denkarbeit und habe positive Auswirkungen auf Jugendliche. «Eine Vereinsmitgliedschaft kann das Selbstwertgefühl stärken», sagt Beni Müggler. Birchler geht noch weiter: «Sie fördert auch die Sozialkompetenz. Jugendliche lernen Kompromisse einzugehen, sich durchzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und sich zu organisieren.» Je nach Verein werden unterschiedliche Kompetenzen stärker oder weniger stark gefördert. In der Pfadi zum Beispiel steht eher der Umgang mit Menschen und die soziale Verantwortung im Zentrum, in einem Sportverein dagegen mehr der Wettkampfgeist und der Ehrgeiz. Birchler hebt noch einen anderen wichtigen Aspekt hervor: «Ein Verein kann Jugendlichen auch Halt und Geborgenheit geben.» Müggler fügt an: «Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder einem Team erfüllt Jugendlichen mit einem gewissen Stolz.» Diese Erfahrung habe auch ich schon gemacht. Die Zugehörigkeit zum Team und zu wissen, dass ich als Mitglied vom Verein wertgeschätzt werde, machen mich stolz. Darum ist für mich klar: Egal wie viele Hausaufgaben ich auf habe, das Training wird nicht geschwänzt.

Yara Giger ist 13 Jahre jung und besucht die zweite Sekundarschule im Reben 4. Sie war letzte Woche für zwei Tage zum Schnuppern beim «felix.». In dieser Zeit entstand der obige Text, den Yara selbst recherchiert und geschrieben hat.

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