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Dem Defizit an den Kragen

Das strukturelle Defizit des «Gartenhofs» gibt der Steinacher Bevölkerung zu denken. Der zuständige Gemeinderat Markus Lanter versichert jedoch, das letztjährige Minus sei kein Indikator für die künftige wirtschaftliche Lage des Betriebs.

Kim Berenice Geser

Es war ein deutliches Ergebnis: Der Antrag von Rolf Ritter, dem ehemaligen Steinacher Hausarzt, zum Defizit im «Lebensraum Gartenhof» an der Bürgerversammlung von letzter Woche wurde einstimmig bei nur einer Gegenstimme angenommen. Ritter forderte mehr Transparenz bezüglich der finanziellen Situation des «Gartenhofs», einen Vergleich mit ähnlichen Institutionen in der Region und ein Konzept zur Senkung der Betriebskosten. Ausschlaggebend für den Antrag war der ausgewiesene Verlust von 489 000 Franken, welcher operativ um rund 147 000 Franken höher ausgefallen ist als budgetiert. Nun muss man wissen, dass die Steinacher Bevölkerung ein strukturelles Defizit von jährlich 300 000 Franken in Kauf nahm, als sie 2016 dem 15 Mio. Franken Kredit für den Neubau zustimmte. Diese Überschreitung des budgetierten Defizits ist den Steinacherinnen und Steinachern angesichts der Finanzaussichten der Gemeinde (siehe auch Seite 7) aber deutlich zu viel.

Ausfall kam teuer zu stehen

Auffällig ist das Rechnungsergebnis 2023 auch deshalb, weil der «Lebensraum Gartenhof» ein Jahr davor «nur» ein Defizit von knapp 270 000 Franken auswies. Besteht also tatsächlich Grund zur Sorge? Nein, trotz herausfordernden Umständen, hält der zuständige Gemeinderat und Präsident des «Gartenhof»-Beirates Markus Lanter fest. «Wir sind nicht in einer finanziellen Schieflage.» Das schlechte Ergebnis hänge, wie im Geschäftsbericht ausgewiesen, vor allem mit einem Ereignis zusammen: dem überraschenden und plötzlichen Ausfall der ehemaligen Heimleiterin Andrea Knöpfel. Dieser musste von Herbst 2022 bis Sommer 2023 überbrückt werden. Die notwendige Unterstützung zur Weiterführung des Betriebs unter anderem durch die Spirix Care AG war – wenngleich unabdingbar und fachlich wertvoll – sehr kostenintensiv. Ebenso das benötigte temporäre Personal. Damals wurde festgestellt, dass der Betrieb personell unterdotiert war, «was zwar kurzfristig tiefere Personalkosten bedeutete, langfristig aber nicht nachhaltig ist», so Lanter. Aus dieser Erfahrung zog man bereits vor einem Jahr die notwendigen Schlüsse und leitete entsprechende organisatorische und betriebliche Anpassungen ein. Eine seit einiger Zeit eingeführte laufende kurzfristige Ergebnisüberwachung erhöht die Transparenz zusätzlich, auch gegenüber dem Gemeinderat.

Personal ist Schlüssel zum Erfolg

Ein weiterer Faktor, der die Rechnung 2023 stark belastete und dies auch in den künftigen Jahren noch tun wird, ist die Zinssituation. In den beiden Anfangsjahren des Neubaus war diese noch deutlich entspannter. Inzwischen kommen zu den jährlichen Abschreibungen von 600 000 Franken noch 200 000 Franken Zinsen hinzu. Abgesehen von diesen beiden Budgetposten, die den getätigten Investitionen geschuldet seien, bewege man sich im Vergleich mit umliegenden Institutionen kostenmässig im vergleichbaren Rahmen, berichtet Lanter.

«Wir streben im Beirat die nachhaltige Qualitätssicherung des Betriebs an.»

Die Auslastung des «Lebensraums Gartenhof» beträgt derzeit fast hundert Prozent und es sind sowohl für die Demenz- als auch für die Pflegeabteilung Wartelisten vorhanden. Dennoch ist für 2024 wieder ein Minus von 378 100 Franken budgetiert. «Wir streben im Beirat die nachhaltige Qualitätssicherung des Betriebs an», lautet die Begründung. Der Beirat sei optimistisch, in den kommenden Jahren das betriebliche Defizit jährlich um 50 000 Franken reduzieren zu können. Dies erreiche man, in dem in die Aus- und Weiterbildung des Personals investiert werde, um gutes Personal zu gewinnen und auch halten zu können. Zusätzlich sollen die betrieblichen Abläufe weiter verbessert und noch effizienter gestaltet werden. Diesbezüglich habe unter dem neuen Heimleiter Markus Bittmann bereits ein grosser Schritt gemacht werden können, weitere werden folgen. Langfristig solle das strukturelle Defizit von 300 000 Franken unterschritten und eine ausgeglichene Rechnung angestrebt werden. «Dies wird aber leider nicht von heute auf morgen möglich sein», hält Lanter fest.

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