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Der Biber ist gekommen, um zu bleiben

Der Biber hat sich in und um Arbon sesshaft gemacht. Doch das Zusammenleben mit seinen menschlichen Mitbewohnern stellt diese vor Herausforderungen.

Kim Berenice Geser

Schlendert man dieser Tage um den Arboner Weiher, entdeckt man sie überall: die Spuren des Bibers. Da sind die offensichtlichen wie die angenagten oder gefällten Bäume. Wer genauer hinschaut, kann aber auch seine bevorzugten Wege und vielleicht sogar den Eingang zu seinem Bau ausfindig machen. Wie Didi Feuerle, der zuständige Stadtrat des Ressorts Bau und Umwelt, auf einem Rundgang entlang des Aachweihers erklärt, sind heute alle städtischen Gewässer von Bibern besiedelt. Zwischen zwei bis acht Tiere wohnen in den rund sechs Revieren. «Wir gehen davon aus, dass der Peak jetzt erreicht ist», so Feuerle. Kommende Generationen werden auf andere Gewässer ausweichen müssen.

Spagat zwischen Natur und Kultur

Die Rückkehr des Nagers nach Arbon, die vor rund acht Jahren ihren Anfang nahm, ist für die Artenvielfalt von grosser Bedeutung und darf als Erfolg verbucht werden. Dennoch kommen mit dem Zuzug des Bibers auch Herausforderungen auf die Stadt und den Werkhof zu. Denn das Arboner Gemeindegebiet ist längst kein Auenwald mehr, in dem die Aktivitäten des Bibers einen wichtigen Beitrag zur Auslichtung des Gehölz leisten. Arbon ist heute dicht besiedelt und die Natur stark vom Menschen reguliert. Macht sich der Biber heute über Nacht an einer Weide entlang der Aach zu schaffen, so hat dies Folgen. Je nach Grösse des Baums können umliegende Gebäude beschädigt werden, wird er nicht rechtzeitig gesichert. Und mit dem Verlust der Bepflanzung verlieren die Bäche die für sie wichtige Beschattung.

Didi Feuerle, Resortleiter Bau und Umwelt, beim
Didi Feuerle, Resortleiter Bau und Umwelt, beim "Biberbaum".
© z.V.g.

Die Mitarbeitenden des Werkhofs sind deshalb täglich auf Bibertour, schützen grössere und wertvolle Bäume mit Drahtgittern vor Verbiss, fällen umsturzgefährdete Bäume und pflanzen regelmässig neue Futter-Bäume für den Biber. Da das Tier geschützt ist, werden Massnahmen immer in Rücksprache mit der Jagd- und Fischereiverwaltung umgesetzt. Es ist ein Spagat zwischen Natur und Kultur. Doch einer, der sich lohnt. An den vom Biber gelichteten Stellen können junge Pflanzen wachsen und mit jedem angestauten Gewässer entsteht neuer Lebensraum, der zum Beispiel dem Eisvogel als Jagdrevier dient. «Der Biber ist ein faszinierendes Tier und wir können viel von ihm lernen», betont Feuerle. Mit Informationstafeln an den Arboner Biber-Hotspots klärt die Stadt deshalb über das Tier auf und will damit die Bevölkerung für ihren tierischen Mitbewohner sensibilisieren. Denn dieser ist gekommen, um zu bleiben.

Schwarzpappel am Weiher wird zum Biberbaum

Der Biber hat sich an der stattlichen Schwarzpappel am Arboner Weiher gütlich getan. Da die Schäden bereits zu gross sind und der Baum in zwei Jahren ohnehin seinen Zenit erreicht hätte, hat das Ressort Bau und Umwelt unter der Führung von Didi Feuerle beschlossen, ihn dem Biber und der übrigen Tierwelt zu überlassen. In den nächsten Wochen werden die äusseren Äste abgetrennt und der dicke Baumstamm wird sich so in den kommenden Jahren zu einem Lebensraum für Insekten entwickeln.

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