Der letzte Blick durch die Linse
Kim Berenice GeserSeit er denken kann, ist die Kamera sein ständiger Begleiter. Im Militär genoss Fritz Heinze dank seines fotografischen Talents eine Sonderstellung. Später reiste er nach der Schicht in der Druckerei den Pferden – seiner Leidenschaft – an die Springturniere und Messen nach. Die Bilder, in der Nacht entwickelt, gingen per Express-Versand an die Magazine. Und heute ist er bekannt als Haus- und Hoffotograf von Steinach. «Dabei wusste ich bis kurz vor unserem Umzug hierher noch nicht einmal, wo Steinach liegt», erinnert sich Heinze zwanzig Jahre später schmunzelnd. «Wir kannten nur die Silhouette des Gredhauses – aus Arboner Perspektive.»
Steinach sei damals eine «tote Zone» gewesen. Das habe sich erst mit der Eröffnung des Bahnhofs 2007 geändert. Damals wohnten Heinze und seine Frau bereits drei Jahre im Dorf, dessen malerische Kulisse sie bei einem Spaziergang von Arbon her in den Bann gezogen hatte. Und eigentlich hätte Heinze hier seine Pensionierung geniessen können. Die Liste, mit allen Wunschprojekten war bereits geschrieben, da klopfte die katholische Kirche an. «Sie suchten jemanden, der Bilder macht und Texte für sie schreibt.» Heinze sagte zu und so kam eines zum andern. Er schrieb für Vereine, die Gemeinde, das Tagblatt, den «felix.» und seit zwei Jahren für die Online-Plattform «gwüsst»; hat mehrere Bildbände zu Steinach gemacht, Ausstellungen kuratiert und unzählige Veranstaltungen fotografisch verewigt. «Mir war nie langweilig», sagt Heinze. Seine Neugier trieb ihn an. Er liebte es, hinter die Kulissen zu blicken und Bauprojekte wie die Sanierung der Kirche, den Neubau des «Gartenhofs» oder der Hängebrücke begleiten zu dürfen. Für die Gemeinde und die örtlichen Vereine wurde er so schnell zu einem unverzichtbaren und geschätzten Partner. «Für mich gibt es keine ‹Hundsverlochete›, jedes Fest hat seine Bedeutung», sagt Heinze. Und für die Vereine sei es wichtig, dass die Mitglieder und die Bevölkerung über ihre Anlässe und Aktivitäten informiert seien und gute Bilder davon hätten. Darum stellte er sich gerne in den Dienst der Öffentlichkeit, behielt dabei aber seinen kritischen Blick auf die Geschehnisse im Dorf. «Deshalb musste ich auch immer wieder Kritik für meine Berichte einstecken.» Dennoch steht für ihn fest: «Die Gemeinde wird mich vermissen.» Dass er so kurz vor der wegweisenden Bach-Abstimmung abtritt, wurde auch schon bedauert. Heinze sagt dazu: «Den richtigen Moment gibt es nicht», und fügt an: «Wenn du das hier bis 80 geniessen durftest, was willst du mehr?»
Und wie geht es nun weiter? «Ich habe eine neue Liste geschrieben.» Darauf stehen Dinge, wie das Rennvelo wieder bewegen, den Aletschgletscher besichtigen und in Lauterbrunnen den Base Jumpern beim Sprung in die Tiefe zusehen. «Ich werde mich daran gewöhnen müssen, nicht mehr wettkampfmässig zu fotografieren.» Er schmunzelt. «Aber ich kann es kaum erwarten.»