Die Antwort interessiert nicht
Kim Berenice GeserWo heute Gemüse in den Schrebergärten gezogen wird, soll in wenigen Jahren 63’000 Kubikmeter Schulraum stehen. Das verändert ein Quartier, dessen ist sich auch die Sekundarschulbehörde bewusst. Weshalb sie am Dienstagabend die Bevölkerung einlud, um Fragen und Ängsten zu begegnen. Rund 80 Personen waren diesem Ruf gefolgt, die Mehrheit von ihnen Senioren, Politvertretende und Mitglieder der diversen Schulbehörden. Eine Stunde lang lauschten sie den Ausführungen der Projektverantwortlichen, die das geplante neue Sekundarschulzentrum Lärche an der St. Gallerstrasse aufdröselten – vom Standort, über die Kosten bis zur Belüftung der Turnhalle. Ungeachtet dessen war die erste Frage nach der Präsentation: «Warum werft ihr dieses Projekt in ein Wohnquartier hinein?»
Kollektives Kopfschütteln
Gestellt hatte sie Marino Wyser. Wohnhaft in besagtem Quartier hatte er sich in der Vergangenheit bereits in Leserbriefen gegen die «Lärche» geäussert. Ebenso Coni Krohn, die das Projekt zwar für schön, aber überdimensioniert hält. Mit beiden hatten Schulpräsident Robert Schwarzer und seine Behördekollegen schon im Vorfeld Kontakt und ihnen das Projekt im Detail erläutert. Entsprechend genervt reagierte Schwarzer als die zwei an diesem Abend dieselben Kritikpunkte äusserten, die er geklärt zu haben glaubte. Zumal sie just in den 60 Minuten davor behandelt worden waren. So gibt es in Arbon derzeit keinen anderen Standort, der gross genug und in der richtigen Zone für öffentliche Bauten liegt als der gewählte. Ein Umstand, der Daniel Leu, Präsident der Baukommission, die Spitze entlockte, die Stadt habe es in der Vergangenheit leider verschlafen, den Schulraumbedarf in der Raumplanung entsprechend zu berücksichtigen. Ein Versäumnis, das allerdings mehrere Legislaturen zurückliege und den heutigen Verantwortungstragenden nicht angelastet werden könne. Wiederholt betonte Schwarzer, man baue nicht auf Vorrat. Das Raumprogramm sei ausgewiesen: 2029 müssen statt der heutigen 620 rund 100 Schülerinnen und Schüler mehr beschult werden. Da brauche es auch die Dreifach-Turnhalle, weil bereits heute zu wenig Hallenfläche für die eigenen Jugendlichen vorhanden ist. Dem befürchteten Verkehrsaufkommen begegne man mit der Tiefgarage, die als Luxus erachtet werden könne, jedoch der Entlastung des Quartiers dienen soll. Als Krohn dann die Befürchtung äussert, mit dem neuen Schulhaus werde die Zahl der Todesfälle auf dem Schulweg ansteigen, kam es zum kollektiven Kopfschütteln im Saal.
Ein Gegner wird zum Befürworter
Die Proteste von Wyser, Krohn und einer weiteren Anwohnerin waren aber nicht die einzigen Wortmeldungen an diesem Abend. Während Peter Pfister eine öV-Pflicht für Lehrpersonen vorschlug – so liesse sich bei der Tiefgarage sparen – lobten verschiedene Votanten das Projekt als durchdacht. Darunter Jörg Niggli, der scherzte, diesmal trete er nicht als Gegner sondern Befürworter eines Grossprojekts auf. «Ja, die Bausumme von knapp 63 Mio. Franken ist hoch, aber wir bekommen viel für dieses Geld.» Man solle sich nicht von Schlagworten wie Luxusobjekt vereinnahmen lassen. Mit einem Nein bestrafe man die Schülerinnen und Schüler, werte den Standort Arbon ab, befeuere den Fachkräftemangel und sorge für unnötige Zusatzkosten. Ob seine Worte Wirkung zeigen, wird sich am 28. September an der Urne weisen. Die Zweier-Delegation aus Roggwil hielt schon mal fest: «Wir zahlen dieses Schulzentrum mit.»
Abstimmungsparolen: dreimal Ja, einmal Nein
Direkt im Anschluss an die Infoveranstaltung der SSG Arbon fassten mehrere Arboner Parteien ihre Abstimmungsparolen zum Kredit «Lärche». Sowohl Die Mitte als auch die SP sagen einstimmig Ja zur Vorlage. Die zusätzliche Schulraumkapazität sei ausgewiesen und das vorgestellte professionell geplante Projekt trage der wachsenden Schülerzahlen Rechnung, so die SP. Die Mitte sieht im Projekt ein Bekenntnis «zur Zukunft unserer Kinder und unserer Stadt». Eine moderne, qualitativ hochwertige Bildung sei das Fundament einer starken Gesellschaft. Die Planung stehe sowohl finanziell wie konzeptionell auf soliden Beinen. Auch die FDP ist von der fundierten Planung des Projekts überzeugt und empfiehlt die Vorlage «grösstmehrheitlich» zur Annahme. Von der SVP gibt es ein Nein. Eine Mehrheit der Mitglieder spricht sich im Zirkularbeschluss gegen das Projekt aus. Eine Begründung nennt die Partei nicht.