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«Die Jugend ist unsere Gegenwart»

Die Steinacher Jugend wünscht sich einen Jugendtreff. Gemeinsam mit 17 Jugendlichen setzt sich nun eine Jugendkommission der katholischen Kirche für dieses Ziel ein. Im Zentrum steht dabei aber nicht die Religion.

Laura Gansner

Normalerweise ist es an einem Freitagnachmittag ruhig im Steinacher Gemeindesaal. Doch am vergangenen Freitagnachmittag füllte sich dessen Nebeneingang mit wuselndem Stimmengewirr von einem Dutzend Ju- gendlichen. Versammelt, um über ihren Einsatz für «Action in Steinach» zu sprechen. Was zur Zeit noch eine Aus- nahme darstellt, wird schon bald die Regel sein, denn im Keller der Liegenschaft soll dem ehemaligen Jugendtreff der katholischen Kirche Steinach neues Leben eingehaucht werden. Drei Pfade ebneten den Weg dahin.

Pfad eins: Eine engagierte Jugend

Unter dem Namen «Action in Steinach» organisiert eine Gruppe von aktuell 17 Jugendlichen im Alter von elf bis 13 Jahren seit rund zwei Jahren Anlässe für Jüngere und Gleichaltrige. Unterstützt werden sie dabei von Philipp Wirth, der seit August 2023 Pfarreibeauftragter der Jakobuspfarrei Steinach ist. Wirth erzählt von den Anfängen:

«Hier geht es um Aufgaben, die den Jugendlichen zugetraut werden.»
Philipp Wirth, Pfarreibeauftragter Jakobuspfarrei

«Als ich einmal auf eigene Faust einen Kino-Abend organisiert habe, kam niemand. Ein halbes Jahr später, organisiert von den Jugendlichen selbst, kamen zwanzig.» 15 von ihnen haben sich daraufhin für die Mitarbeit bei «Action in Steinach» angemeldet, ein Teil davon ist noch heute mit dabei. Die erlebte Selbstwirksamkeit sei ausschlaggebend für ihren Einsatz, so Wirth: «Die Jugendlichen sind zum Beispiel in der Schule mit Anforderungen konfrontiert, die von aussen an sie herangetragen werden. Hier geht es um Aufgaben, die ihnen zugetraut werden.» Die Jugendlichen selbst betonen den Aspekt der Gemeinschaft. «Es macht Spass, wenn an unsere Anlässe viele Kinder kommen», sagt «Action in Steinach»-Mitglied Silvan (11). Luis (13) fügt hinzu: «Ausserdem ist es cool, dass wir das gemeinsam mit Kollegen organisieren können.» Neben einem Lieblingsanlass – der Discoabend (siehe Kasten) – teilen die Jugendlichen ausserdem einen klaren Wunsch: einen Jugendtreff.

Ein Teil der Jugendlichen von «Action in Steinach» gemeinsam mit dem Pfarreibeauftragten Philipp Wirth (rechts) und zwei Mitgliedern der neugegründeten Jugendkommission, Janine Monnard und Karin Adani (v.r.).
Ein Teil der Jugendlichen von «Action in Steinach» gemeinsam mit dem Pfarreibeauftragten Philipp Wirth (rechts) und zwei Mitgliedern der neugegründeten Jugendkommission, Janine Monnard und Karin Adani (v.r.).
© Laura Gansner

Pfad zwei: Klares Studienergebnis

Unabhängig von der Aktivität von «Action in Steinach» hat die Gemeinde Steinach Ende 2022 bei der Ostschweizer Fachhochschule in St. Gallen eine Jugend–Sozialraumanalyse in Auftrag gegeben. Ziel war es, eine «Untersuchung der Sozialräume von Steinacher Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren» vorzunehmen (Steinach aktuell Nr. 16/2022). Seit August des letzten Jahres liegen dem Gemeinderat die Ergebnisse vor, und diese sprechen eine deutliche Sprache. Anhand verschiedener Umfragen konnte die Studie feststellen, dass ein grosser Bedarf nach einem Jugendtreff besteht. Das Projektteam der Fachhochschule schlägt dem Steinacher Gemeinderat deshalb vor, die Schaffung eines solchen zu unterstützen. Zeitgleich hat sich auf Zutun von Philipp Wirth hin eine Jugendkommission gegründet, die sich für die Neueröffnung eines Jugendtreffs einsetzt. Gemeinderat Diego Müggler kommentiert: «Wir im Gemeinderat haben diese Entwicklung sehr positiv zur Kenntnis genommen.» Da es keinen Sinn mache, in Steinach zwei sich konkurrierende Jugendarbeitsangebote zu haben, wird der Gemeinderat nun den Prozess der Jugendkommission beobachten und währenddessen kein vergleichbares Angebot lancieren.

Pfad drei: Verbündete finden sich

Damit zurück zur Jakobuspfarrei: Ende des letzten Jahres machte sich Philipp Wirth auf die Suche nach Mitgliedern für eine Jugendkommission. Anders als bei «Action in Steinach» wollte er diesmal Erwachsene ansprechen, die gemeinsam die Grundbausteine für den Jugendtreff legen wollen.

«Die Kirche hat Räume, um ein solches Projekt schnell zu realisieren.»
Karin Adani, Mitglied der Jugendkommission

Aktuell besteht die Gruppe aus zehn Personen, die an dem Projekt arbeiten, so dass voraussichtlich noch vor den Sommerferien die Neueröffnung stattfinden kann. Der Jugendtreff wird derzeit von der katholischen Kirche getragen, der evangelische Jugendarbeiter wird sich ebenfalls daran beteiligen. Dass der Jugendtreff im kirchlichen Rahmen organisiert wird, sei für die Jugendlichen nicht von grosser Bedeutung, betont Wirth. «Die Kirche hat eben bereits Räume, um ein solches Projekt schnell zu realisieren», erklärt Karin Adami, eine der Kommissionsmitglieder. Mitstreiterin Janine Monnard fügt an: «Religion spielt keine Rolle, sondern nur unser gemeinsames Ziel: Der Jugend einen Raum zu geben.» Diesen brauchen die Jugendlichen, um für sich sein zu dürfen, betont Philipp Wirth: «Ich bin allergisch auf den Satz: ‹Die Jugend ist unsere Zukunft.› Nein, die Jugend ist unsere Gegenwart.» Deshalb sei es auch wichtig, ihnen im Jugendtreff Chancen zur Mitwirkung zu geben. Dementsprechend sollen die Mitglieder von «Action in Steinach» in der konkreten Umsetzung des Jugendtreffs mit Aufgaben wie Aufsichtspflicht oder Barbetreuung mit ins Boot geholt werden. «So können sich die Jugendlichen den Raum aneignen und Verantwortung übernehmen», erklärt Philipp Wirth. Trotz des Fokus auf das Jetzt wagt er einen Blick in die Zukunft: «Im besten Fall sind das später die Personen, die sich nicht vor dem Einsatz in Vereinen oder anderen Organisationen scheuen.»

Discoabend von «Action in Steinach»

Am Freitag, 26. April, findet von 19 bis 23 Uhr der Discoabend von «Action in Steinach» für Jugendliche von der 5. Klasse bis zur 2. Oberstufe im Steinacher Gemeindesaal statt. Unter pfarrei-steinach.ch/jugend kann man sich bei Philipp Wirth anmelden.

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