Die Substanz geprüft

Rund die Hälfte der 35-köpfigen Belegschaft der Bressan Baut AG durfte der Firmeninhaber bereits ziehen lassen. Was unter anderen Umständen einer Katastrophe gleichkäme, ist im Falle von Rolf Bressan eine erfreuliche Entwicklung. Der Inhaber gab im November die Einstellung des operativen Betriebs bekannt, nachdem sich keine Nachfolgelösung abzeichnete und die Auftragslage einbrach (siehe «felix.» Nr.42/24). Zu schaffen machte ihm damals vor allem die berufliche Zukunft seiner Mitarbeitenden. Heute darf der 67-Jährige freudig verkünden: «Nur noch wenige haben derzeit keine Anschlusslösung, aber ich bin sicher, dass wir auch für sie noch etwas finden.» Die Solidarität in der Branche sei riesig. «Die Telefone klingelten, kaum wurde der Artikel im ‘felix.’ veröffentlicht.» Derzeit arbeitet das dezimierte Team noch auf drei Baustellen in Romanshorn, Steinebrunn und Arbon. Letztere machte Mitte Dezember Schlagzeilen, als die Balkone des sich im Bau befindlichen Mehrfamilienhauses im Seemoosriet über Nacht einstürzten. Das Gebäude befindet sich im Besitz der Firma Hector Bressan AG. «Das war eine unschöne Sache», konstatiert Bressan. «Ein Glück ist kein Mensch zu Schaden gekommen!» Das Verfahren der Staatsanwaltschaft läuft noch. Bressan zeigt sich zuversichtlich, dass der Verursacher des Konstruktionsfehlers ausfindig gemacht werden kann. Parallel zur offiziellen Ermittlung wurde ein unabhängiger Kontrollingenieur beauftragt, das gesamte Bauwerk zu prüfen. «Ich will guten Gewissens vor die Käufer stehen können, um ihnen zu versichern, dass der Bau nun einwandfrei ist.» Der Einsturz habe für grosse Verunsicherung gesorgt. «Es ist nicht das beste Verkaufsargument», fügt er ironisch an. Auf die Bausubstanz habe der Unfall allerdings keinen Einfluss. Und nach der Sanierung der Balkone, die diese Woche beginnt, sei auch optisch kein Unterschied mehr zu erkennen. Der auf Herbst geplante Bezug der Liegenschaft wird sich jedoch verzögern. «Ein Datum kann ich heute leider noch nicht nennen.»