Kein Nachfolger, keine Aufträge: Bressan Baut AG zieht die Konsequenzen
Kim Berenice GeserHinter dem Entscheid stünden zwei wesentliche Probleme, erklärt Firmeninhaber Rolf Bressan diese Woche: «Das erste ist unsere Auftragslage, die sich relativ plötzlich massiv verschlechtert hat.» Nach zwei erfolgreichen Geschäftsjahren konnten für das kommende Jahr trotz intensiver Bemühungen nicht genügend Aufträge akquiriert werden. Gleichzeitig kassierte man Absagen für jene Offerten, bei denen der Unternehmer sich gute Chancen ausgerechnet hatte. Die derzeit «ruinöse» Preispolitik im Baugewerbe trage ihr übriges dazu bei, dass die Zukunftsaussichten alles andere als rosig seien. Was Rolf Bressan zum zweiten Problem führt: sich selbst. «Ich bin 67 Jahre alt und habe keinen Nachfolger.» Auch hier blieb die intensive Suche nach einer Lösung in den letzten Jahren erfolglos. Und natürlich gäbe es die Möglichkeit durchzubeissen, weiss Bressan. «Wir hatten auch schon Durststrecken und haben diese überwunden», erinnert er sich. In den 90er-Jahren beispielsweise musste der Betrieb einen Drittel der Belegschaft entlassen. «Wäre ich zwanzig Jahre jünger, würde ich sagen, ziehen wir es durch.» Doch heute fehle ihm schlicht die Kraft dafür.
Mitarbeitende erhalten Gehör
Rolf Bressan plant, den operativen Betrieb seiner 1916 gegründeten Baufirma im Frühling 2025 einzustellen. Die laufenden Projekte sollen in dieser Zeit fertiggestellt werden; die AG bleibt darüber hinaus bestehen. Dass der Entschluss zu diesem Schritt ihm nicht leicht gefallen ist, braucht Bressan gar nicht erst zu sagen; es steht ihm ins Gesicht geschrieben. Der Entscheid würde die Kündigung aller 35 Mitarbeitenden in sämtlichen Betriebsbereichen nach sich ziehen. Diese sind informiert, das obligatorische Konsultationsverfahren bereits eingeleitet. Es ermöglicht den Mitarbeitenden in den kommenden Tagen Vorschläge einzubringen, wie die Entlassungen vermieden werden können. Bressan hat jedoch wenig Hoffnung auf eine Lösung in letzter Sekunde. Für seine Angestellten, darunter viele langjährige Mitarbeitende, will er einen Sozialplan ausarbeiten. «Mir ist wichtig, dass für sie gesorgt ist.»