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Ein Beruf mit Zukunft

Das «Vitalwerk» in Roggwil wird fünf Jahre alt. Im Interview spricht Inhaber Kevin Zbinden über die bewegten Gründungsjahre, Ausbildungen mit Zukunft und mögliche Expansionspläne.

Kim Berenice Geser

Kevin Zbinden, die Anfangsjahre des «Vitalwerks» waren eine herausfordernde Zeit. Was würden Sie rückblickend als Ihre prägendste Erfahrung bezeichnen?

Da gibt es einige. Als erstes sicher der Schritt in die Selbstständigkeit und dann natürlich die Pandemie. Wir hatten gerade mal ein Jahr geöffnet, als wir wieder schliessen «durften». Das hat uns damals ganz schön aus dem Konzept gebracht.

Spüren Sie heute noch Nachwehen aus dieser Zeit?

Finanziell spüren wir diese Zeit durchaus noch. Wir sind zwar auf Kurs, haben den Covid-Kredit zurückbezahlt, aber das finanzielle Polster fehlt natürlich noch.

Wie steht es um die Mitgliederzahlen? Da kam es aufgrund von Covid bestimmt auch zum Einbruch.

Das ist richtig. Wir haben damals Mitglieder verloren, aber sind inzwischen wieder über dem Niveau von vor der Pandemie. Wobei man dazu sagen muss, dass wir damals im Aufbaujahr waren. Ein 1:1 Vergleich der Zahlen ist deshalb nicht möglich.

Es besteht also noch Luft nach oben?

Auf jeden Fall. Wir haben noch Wachstumspotenzial. Und das ist auch gut so, denn unser Angebot eines betreuten und kontrollierten Trainings wird geschätzt und in Zukunft immer wichtiger werden.

Sie haben auch deshalb während der Pandemie personell nicht abgebaut.

Es gibt genügend Fitnesszenter, die ein unbetreutes Training anbieten und Personal abbauen. Das geht letzten Endes zu Lasten der Gesundheit der Klientinnen und Klienten. Wir stehen heute nur hier, weil wir ein tolles Team haben, das von Anfang an mitgezogen hat. Im Gesundheitstraining sind die fachlichen und zwischenmenschlichen Kompetenzen ausschlaggebend, damit sich der Kunde wohlfühlt.

Sie deuten es an: Das «Vitalwerk» ist kein herkömmliches Fitnesszenter, sondern spezialisiert auf Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Wie hoch ist dieser Anteil bei Ihrer Kundschaft?

Rund 90 Prozent. Bei einem Durchschnittsalter von 55 bis 60 Jahren.

Und wo drückt der Schuh am meisten?

Es sind die üblichen Gesellschaftsbeschwerden der heutigen Zeit: Knie, Hüften, Rücken. Die Ursachen sind bekannt: Wir werden immer älter, gleichzeitig bewegen wir uns immer weniger, weil so vieles automatisiert ist. Wir nehmen den Lift statt der Treppe, fahren Auto statt Velo und bestellen uns das Essen nach Hause, statt selbst zu kochen. Die Folge sind gesundheitliche Beschwerden wie Arthrose, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, und so weiter. Solange das so bleibt, wird uns die Arbeit nicht ausgehen.

Mit ein Grund, warum Sie auch schon seit Beginn des «Vitalwerks» Lernende ausbilden. Finden Sie problemlos Nachwuchs?

Das Interesse an einer Ausbildung als Fachfrau/mann Bewegungs- und Gesundheitsförderung EFZ ist gross. Wir hatten letztes Jahr etliche Schülerinnen und Schüler zum Schnuppern hier und werden ab diesem Sommer auch wieder eine Lernende ausbilden. Die Ausbildung ist aber nicht ohne und erfordert ein gewisses schulisches Level. Es ist keine «Schnellbleiche» zum Fitnessinstruktor, sondern eine dreijährige Lehre, in der unter anderem die Fächer Anatomie, Trainingslehre, Physiologie und Biomechanik auf dem Lehrplan stehen. Doch wer sich reinhängt, hat einen Beruf mit Zukunft.

Apropos Zukunft: Gibt es Ausbaupläne für das «Vitalwerk»?

Solche sind immer wieder Thema, auch mit den Aktionären. Peter Roth, Inhaber der Physiotherapie-Praxis Medfit, mit der wir in Roggwil eng zusammenarbeiten, und Mitinitiator des «Vitalwerks» hätte gerne bereits zusätzliche Filialen eröffnet. Ich bin zurückhaltender. Erst soll das Boot in Roggwil ins Trockene, dann kann man über weitere Standorte diskutieren. Das Potenzial wäre auf jeden Fall da.

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