«Ein halbes Jahr Auszeit will ich mir gönnen»

Seit Wochen war die «Ilge» in Arbon ausgebucht. Alle wollten ein letztes Mal bei Michela Abbondandolo einkehren, bevor sie Ende April den Schlüssel dreht. «15 Jahre sind genug», sagte sie im Juni des letzten Jahres, als sie die geplante Schliessung ihres Lokals bekannt gab. Und sie wiederholt es auch heute, als sie sich nach einem der letzten hektischen Mittagsdienste einen Espresso macht. «Jetzt müssen die Jungen her», konstatiert die Wirtin. Frische Energie, neue Ideen. Interessenten für ihr Lokal gibt es bereits, weiss sie. Und sie ist überzeugt, dass es auch nach ihr in der «Ilge» weitergehen wird. Wohin es sie verschlägt, nachdem sie am Samstag ihr grosses Abschiedsfest gefeiert hat (siehe Kasten), ist noch offen. «Ich habe eine ganze Liste von Dingen, die ich machen möchte», sagt sie mit diesem Funklen in den Augen, das neue Abenteuer verspricht. Sie will Geige spielen lernen, endlich ihr Fahrrad putzen, Zeit mit der Familie verbringen, mit ihrem Eier-Lieferanten auf Tour gehen – «das sage ich ihm schon seit Jahren» – den Bodensee umrunden, ein Kochbuch schreiben, ein Klassentreffen organisieren. Langweilig wird ihr nicht, so viel steht fest. Dass sie die Füsse auch beruflich nicht lange wird stillhalten können, ist ihr klar. «Ein halbes Jahr Auszeit will ich mir aber gönnen.» Dann sehe sie weiter. Angebote seien da und Kochen sei noch immer ihre Leidenschaft. Nur selbstständig wolle sie nicht mehr sein. «Mich reizt die Gastronomie weiter, aber nur im Angestellten-Verhältnis.» Sie hält kurz inne und fügt dann lachend an: «Bis ich mir nach zwei Jahren nicht mehr anhören will, wie ich das Schnitzel zu wenden habe.» Und wer weiss, vielleicht ist es dann an der Zeit für diesen kleinen Altstadt-Laden mit italienischen Spezialitäten, von dem sie auch immer mal wieder träumt.