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Erwarte das Unerwartete

Was geschieht eigentlich mit Paketen, die zwar bestellt, aber nie von ihren Empfängern abgeholt wurden? Eine Antwort dazu haben Fabian Lau und Tom Schendel mit ihrem Geschäftsmodell gefunden.

Joline Hauptlin

Tom Schendel und Fabian Lau, wie lange machen Sie die Arbeit mit den geheimnisvollen Paketen schon?

Schendel: Wir haben unsere Firma «SchLau» im Mai 2024 gegründet und dann bis November aufgebaut. Den Automaten in Arbon an der St. Gallerstrasse 23 haben wir aber erst seit einem halben Jahr.

Wie kam die Idee, Retouren weiterzuverkaufen, zustande?

Lau: Wir kennen uns von der Arbeit als Polymechaniker und haben dann aufgrund des Nachhaltigkeitsgedankens die Firma gegründet.

Welchen Inhalt erwartet die Käufer?

Schendel: In unseren Paketen befinden sich  sehr viele Kleider, Haushalts- oder Multimedia-Artikel.

Kommen die Pakete aus bestimmten Ländern?

Schendel: Wir kaufen unsere Ware von Händlern aus ganz Europa wie zum Beispiel aus Polen, Deutschland oder Tschechien.

Die Spannung ist gross, als Joline Hauptlin an ihrem Zukunftstag die mysteriösen Pakete auspackt. Die Ausbeute: ein Paar Schuhe, eine Handy-Ladestation, einen Retro-Nintendo-Controller und eine Gucci-Handyhülle.
Die Spannung ist gross, als Joline Hauptlin an ihrem Zukunftstag die mysteriösen Pakete auspackt. Die Ausbeute: ein Paar Schuhe, eine Handy-Ladestation, einen Retro-Nintendo-Controller und eine Gucci-Handyhülle.
© Manuela Müller

Arbeiten Sie auch mit regionalen Geschäften zusammen?

Lau: Wir haben regionale Firmen wie zum Beispiel MS Direct aus Arbon angeschrieben, haben aber nie eine Antwort erhalten. Wir bleiben aber dran.

Wie lange bleibt ein Paket bei der Post, bis es im «Secret-Packs»-Automat verkauft wird?

Lau: Die Post muss das Paket mindestens einen Monat bei sich behalten, falls sich der Empfänger noch meldet. Sie kann es aber auch noch selbst verkaufen oder entsorgen. Letzteres wäre für uns natürlich kontraproduktiv, weil wir den Paketen gerne eine zweite Chance geben.

Wie schwer ist es, solche Retouren-Pakete zu erwerben?

Schendel: Wenn wir in Deutschland wären, wäre es schon einfacher. Denn hier in der Schweiz haben wir noch Zollbestimmungen, Einfuhrbestimmungen und so weiter. Pakete sind schnell organisiert, aber sie hier ins Land zu bringen gestaltet sich schwierig.

Öffnen Sie die Pakete, um sicherzustellen, dass sich nichts Verbotenes, Gefährliches oder auch persönliche Daten darin befinden?

Schendel: Die Pakete werden jeweils von unseren Zulieferern mit Röntgengeräten geprüft. Dadurch können persönliche Daten wie Rechnungen geschwärzt oder komplett aus den Paketen entfernt werden. Mit dieser Technik können wir zudem sicherstellen, dass sich nichts Gefährliches oder Verbotenes in den Paketen befindet. Da viele unserer Lieferanten in Europa verteilt sind, werden die Pakete zusätzlich vom Zoll geprüft.

Fabian Lau (l.) und Tom Schendel betreiben seit einem halben Jahr den «Secret-Packs»-Automaten in Arbon.
Fabian Lau (l.) und Tom Schendel betreiben seit einem halben Jahr den «Secret-Packs»-Automaten in Arbon.
© Manuela Müller

Wie viele «Secret-Packs» haben im Automaten Platz?

Lau: An unserem Standort in Arbon haben etwas mehr als 60 Stück Platz. Es kommt aber sehr auf die Grösse und Breite der Pakete an.

Und wie viele werden durchschnittlich in einem Monat verkauft?

Lau: Wenn man beide unsere Standorte – St. Gallen und Arbon – rechnet, verkaufen wir ungefähr vierstellig. Je nach Witterung gibt es mehr Leute, die in Arbon Pakete kaufen, da der Automat in einem Gebäude steht. Es gleicht sich aber immer sehr gut aus.

Zukunftstag beim «felix.»

Joline Hauptlin ist 12 Jahre jung und besucht die Oberstufe in Egnach. Den Zukunftstag am 13. November verbrachte die Schülerin bei «felix.» bestritt mit der Redaktion den Abschluss der Zeitung und verfasste eine Blattkritik. Zudem führte sie selbstständig dieses Interview mit den Betreibern des «Secret-Packs»-Automaten in Arbon, welches sie anschliessend vertextete.

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