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Fehlt Papier, fehlt das Geld

Die Menge an Altpapier nimmt schweizweit seit Jahren immer mehr ab. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Kassen der Arboner Vereine aus.

Manuela Müller

Wo 2015 noch 509 Tonnen Altpapier und Karton gesammelt wurden, trug man in Arbon im vergangenen Jahr lediglich noch ein bisschen mehr als die Hälfte an Material zusammen. Durch diesen Umstand wurden die Altpapier- und Kartonsammlungen der Stadt Arbon dezimiert: Im Jahr 2023 waren es noch zehn Sammlungen, 2024 gab es eine weniger als im Vorjahr und dieses Jahr finden lediglich noch sieben Sammlungen statt. Diese werden jeweils von den Arboner Vereinen durchgeführt, die sich so Geld für die Vereinskasse dazuverdienen. Aktuell liegt die Vergütung der Vereine bei 90 Franken pro Tonne. Inzwischen gibt es aber Vereine, für die sich der Aufwand nicht mehr wirklich lohnt, wie beispielsweise für den Seeclub Arbon: «Es kommt für den Verein noch etwas Geld in die Kasse. Davon in Abzug gebracht wird die Verpflegung der Teilnehmer», so Jürg Trentin  vom Seeclub Arbon. Ohne die seit Jahren gratis zur Verfügung gestellten Sammelfahrzeuge von regionalen Unternehmern, wäre die Sammlung mit Sicherheit defizitär, ist sich Trentin sicher. Man sei dabei  auf jedes Altpapier- und Kartonbündel angewiesen, das die Arbonerinnen und Arboner an den Strassenrand stellen, statt es selbst zu entsorgen. Lukas Auer, Präsident des FC Arbon bezeichnet deshalb das Altpapier auch als «Geld» das am Boden herumliege. Jedes Kilo, das der Verein sammle, spüle Geld in die Vereinskasse. Dass die Menge an Altpapier schwindet, ist auch bei der Pfadi Arbor Felix spürbar. «Bei uns gibt es über die Jahre hinweg grosse finanzielle Unterschiede. Wir sammelten im Jahr 2010 noch 63 Tonnen Altpapier, im vergangenen Jahr waren es lediglich noch 31 Tonnen», so Diego Müggler, Mediensprecher der Pfadi. 

Sinkender Ertrag

«Der Rückgang des Materials ist einerseits durch die Nutzung der elektronischen Medien und andererseits durch verändertes Entsorgungsverhalten zu erklären», schreibt Martin Stäheli, Bereichsleiter Markt und Projekte der KVATG auf Nachfrage der Redaktion. Schweizweit werde jährlich ein Rückgang von Altpapier festgestellt. Es würden immer weniger Tageszeitungen abonniert, während der «Zalando Effekt» beim Altkarton als Verpackungsmaterial für den Online Versand unvermittelt anhalte. «Durch die regionalen Entsorgungsstellen wie die Hauptsammelstelle in Arbon, das RAZ in Hefenhofen oder private Entsorgungsunternehmen wird die Entsorgung von Altpapier und Karton mit dem täglichen Einkauf verknüpft und das Altpapier immer weniger zuhause gebündelt und gelagert», erläutert Stäheli das veränderte Entsorgungsverhalten. Weshalb mit dem Rückgang der Sammelmenge auch die Anzahl Sammeltage angepasst wurde. Welche Vereine und wie oft diese sammeln dürfen, wird von den jeweiligen Städten und Gemeinden mit den Vereinen abgemacht. «Die aktuelle Vergütung von 90 Franken pro Tonne ist im Vergleich mit anderen Regionen und Verbänden im oberen Bereich», gibt der Bereichsleiter der KVATG an.

Ein bekanntes Problem

Um eine Lösung für die fehlenden Einnahmen bei der Altpapiersammlung zu finden, wurden in den vergangenen Jahren bereits zwei Einfache Anfragen an den Stadtrat gestellt. In den Antworten erklärte dieser jeweils, dass die Abgeltung des KVATG an die Stadt Arbon durch Gegenleistungen erfolge. Weil kein Geldfluss stattfinde, könne entsprechend von der Stadt auch nichts an die Vereine ausbezahlt werden. «Nach mir macht es sich die Stadt Arbon hier etwas zu einfach», so Thomas Segginger, Präsident des Feuerwehrvereins Arbon. Es würden zwar Pläne, Leuchtwesten und Hinweise zur Durchführung zur Verfügung gestellt. «Ich bin der Meinung, dass die Stadt den Vereinen in Bezug auf das eigentliche Problem, nämlich den schwindenden Ertrag, entgegenkommen sollte», ergänzt er. In einem Punkt sind sich jedoch alle Vertreter der regionalen Vereine einig: Obwohl das Sammeln von Altpapier und Karton weniger Geld in die Vereinskasse spült, will man daran festhalten. Denn jeder Franken zählt. 

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