Gemeinsam über die Bücher
Manuela MüllerDas Projekt rund um die 2,2 Kilometer lange Strasse sei laut Gemeindepräsident Peter Imthurn ein Erbe, das er bei Amtsantritt 2023 von seinem Vorgänger übernommen hatte. Eines, das er aber gerne annahm, denn: «Strassenprojekte sind meine Lieblingsprojekte. Sie sind spannend, weil sie jeweils so viele Bewohner betreffen.» Mit der Unterstützung durch Ulrich Häfliger, Ingenieur der NRP Ingenieure AG, der das Sanierungsprojekt betreut, lud die Gemeinde Berg vergangene Woche zur Informationsveranstaltung ins Primarschulhaus Brühl ein. Die Pfauenmoosstrasse, um die es dabei ging, verbindet Berg mit Obersteinach und Wittenbach und wird auf Bundesebene als Gemeindestrasse 1. Klasse deklariert. Eine Klassifizierung, die zu Problemen führt.
Zubringer oder ganz offen?
Laut Strassengesetz dienen Gemeindestrassen der 1. Klasse dem örtlichen und überörtlichen Verkehr und stehen dem allgemeinen Motorfahrzeugverkehr offen. So sollte auch die Pfauenmoosstrasse, auf der momentan für Lastwagen nur der Zubringerdienst gestattet ist, bis im Jahr 2027 für den Lastwagenverkehr geöffnet werden. Dafür hätte die Strasse von den bisherigen 5,1 Metern Breite bis auf 6 Meter ausgebaut werden müssen.
«Strassenprojekte sind meine Lieblingsprojekte. Sie sind spannend, weil sie jeweils so viele Bewohner betreffen.»
Kostenpunkt für die 1021-Seelen-Gemeinde: 4,65 Mio. Franken. «Für die Bevölkerung hätte das eine Erhöhung von sechs Steuerprozenten für die nächsten 30 Jahre bedeutet», erläutert Imthurn und ergänzt: «Und auch nach dem Ausbau könnten sich zwei LKWs lediglich mit einer Geschwindigkeit von höchstens 30 Kilometern pro Stunde kreuzen.» Der Gemeinderat ging also in diesem Projekt nochmals über die Bücher und wollte eine Änderung der Strassen-Klassifizierung erwirken. Jedoch gestalte sich eine dahingehende Änderung im verkehrsplanerischen Strassennetz oder in der Klassierung laut Imthurn sehr schwierig. Man habe aber gesehen, dass bei Ausnahmefällen, die Sicherheit und Naturschutz betreffen, ein gewisser Spielraum da sei und das LKW-Fahrverbot aufrecht erhalten werden kann.
Mängel im Rahmen beheben
Nicht nur die Strassenbreite wird beim Kanton als Manko angesehen – ein Bericht der «Road Safety Inspection» im Jahr 2019 zeigte weitere Mängel an der Strasse auf. Unter anderem werden geringe Sichtverhältnisse, fehlende Leiteinrichtungen, falsches Quergefälle, keine Freiräume und der bestehende Strassenbelag bemängelt. Der Berger Gemeinderat hat die ursprüngliche Projektierung der Sanierung nochmals geprüft und ist zum Schluss gekommen, dass die Pfauenmoosstrasse verbreitert werden soll. Jedoch nur punktuell, so dass gesetzliche Vorgaben erfüllt werden können.

Zudem werde eine Anpassung der Geschwindigkeit, die heute zwischen 60 und 80 Kilometer pro Stunde beträgt, entlang der Strasse geprüft. Des Weiteren wurden in den Plänen der ersten Fassung potenzielle Standorte für «Pförtner» – mittige Inseln, bei denen der Verkehr aussen herum geleitet wird – in den Bereichen Waldhof, Rütli und Frankrüti geprüft. Bei den Anwohnern stossen diese in der Diskussion eher auf Gegenwind. Man appellierte viel mehr auf verantwortungsvolles und rücksichtsvolles Fahren seitens der Autofahrer. «Die Geschwindigkeit auf der gesamten Strecke zu regulieren, wäre für mich deshalb der vernünftigste Weg», betonte Imthurn. Dafür wären aber weitere Gespräche mit der Kantonspolizei und dem Kanton nötig. Die Konsultativfrage ergab, dass alle anwesenden Anwohnerinnen und Anwohner mit Ausnahme von zwei Enthaltungen sich gegen eine Weiterverfolgung der «Pförtner» als Massnahme aussprachen. Bei einem Trottoir hingegen waren sich die Anwesenden einig: Es soll bei den nächsten Planungsschritten weiterverfolgt werden.
Das weitere Vorgehen
Der Gemeinderat kann nun die Inputs der Bergerinnen und Berger in die weitere Planung einfliessen lassen. Im nächsten Schritt soll das bisherige Projekt überarbeitet und aufgelegt werden. Danach wird der definitive Kostenvoranschlag und die Planung ausgearbeitet. Die Finanzierung der Sanierung wird an der nächsten Bürgerversammlung Thema sein. Sollte die Finanzierung genehmigt werden, wird die Umsetzung der Strassensanierung im ausgearbeiteten Rahmen in mehreren Etappen im Jahr 2026 und 2027 stattfinden. Aktuell sei laut Imthurn aber noch nichts in Stein gemeisselt.