IG SoH erhebt Vorwürfe
Kim Berenice Geser«Wir leben zum Glück nicht nur in einer Demokratie, sondern auch in einem Rechtsstaat.» Andrea Vonlanthen, Mediensprecher der IG Seeufer ohne Hochhäuser, stellt mit dieser Aussage in seiner Einleitung zur spärlich besuchten Medienkonferenz klar: Die IG SoH hat nichts von ihrem Kampfgeist verloren. Und wird sich diesen auch über den Abstimmungstermin hinaus bewahren, sollte das Ergebnis nicht in ihrem Sinne ausfallen. Die Vorwürfe der IG SoH sind happig, jedoch nicht neu. Der Stadt wird Pfuscherei, Druck auf die Wählerschaft und diverse Missachtungen vorgeworfen – angefangen bei der Verschiebung des Abstimmungstermins, über die «Aushebelung» der ISOS-Vorgaben bis zur fehlenden Gestaltungsplanpflicht für die Alternativ-Variante der HRS.
Eigeninteressen über allem
Kurt Sonderegger, ehemaliges Mitglied der Arboner Ortsbildkommission, äussert einmal mehr Kritik am Hochhaus-Standort am See. Er beruft sich auf die 2009 von der Stadt in Auftrag gegebenen Hochhaus-Studie von Feddersen und Klostermann, worin die Städtebauer zum Schluss kamen, dass Häuser mit einer Höhe ab 35 Meter für Arbon nicht denkbar seien. Dies vor allem auch aufgrund des Ortsbildes mit nationaler Bedeutung.
Doch mit dem Architekturwettbewerb, welchen die HRS 2013 veranstaltet habe, und unter dem damals neuen Stadtpräsidenten habe sich die positive Einstellung zum Ortsbild «komplett geändert» und dies sei bis heute so geblieben, so der Vorwurf Sondereggers. Zeugnis hierfür ist für ihn das fehlende Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) zum Gestaltungsplan Riva. Eine Stellungnahme der ENHK sei auch am Runden Tisch 2021 gefordert worden, betont Sonderegger, der damals noch als Vertreter der IG Pro Metropol (später IG SoH) selbst daran teilnahm. Dass es bis heute nicht vorliegt, ist für ihn ein Zeichen, dass beim «Riva» nur die Eigeninteressen der Behörden und der Bauherrin zählen würden.
Türme als Todesfalle
«Entsetzt über das Vorgehen der Stadt» zeigt sich auch Erica Willi-Castelberg. Die ehemalige Präsidentin des Natur- und Vogelschutz Meise ist Mitglied der Kerngruppe der IG SoH und wirft der Stadt vor, den Naturschutz in der Interessensabwägung aussen vorgelassen zu haben. Das Wasservogel-Schutzgebiet in der Steinacher-Bucht sei Heimat diverser geschützter Arten, die teilweise auch auf der roten Liste stünden. Willi warnt davor: «Durch den Bau des «Riva»-Komplexes ergäben sich empfindliche Störungen in diesem gesamten Uferabschnitt.» Dies einerseits aufgrund der Lärm- und Lichtemissionen, aber auch weil die Türme mit ihren Glasfenstern als Todesfallen für Vögel fungieren würden.
Mahnung an die Medien
Der Einwand, dass auch die IG SoH mit den Visualisierungen des «Riva» auf ihren Abstimmungsplakaten nicht faktentreu sei, wird vehement bestritten. «Die Grösse, Breite und Dominanz der Türme haben nicht wir erfunden», sagt Präsident Jürg Niggli. Die Visualisierung stamme aus dem Gestaltungsplan und sei lediglich stark vergrössert worden. Auch den Vorwurf, die Entwicklung Arbons mit der Forderung eines zweifachen Neins (Ablehnung Gestaltungsplan Riva und Ortsplanungsrevision) zu blockieren, weist die IG SoH einmal mehr zurück. «Ich bin überzeugt, es ist in kürzester Zeit möglich, die Ortsplanungsrevision zu überarbeiten», so Vonlanthen, da nur das Konzept für höhere Häuser und Hochhäuser umstritten und Anlass für das geforderte Nein sei. Der Mahnfinger machte auch vor den Medien keinen Halt. Als letzter Sprecher informierte Vonlanthen die beiden anwesenden Medienschaffenden über die Erwartungen der IG SoH an die journalistische Berichterstattung und warnte diese davor, sich von einer Seite vereinnahmen zu lassen.
Stadt distanziert sich von Vorwürfen
Die Stadt weist sämtliche Vorwürfe der IG SoH zurück und betont einmal mehr, dass sorgfältig gearbeitet und sämtliche notwendigen Gutachten eingeholt wurden. Und sie warnt erneut vor einer Ablehnung der OPR. Dies würde zu einem Entwicklungsstillstand in Arbon führen. Denn die Überarbeitung bis zu einer erneuten Abstimmung könnte – entgegen der Aussagen der IG SoH – drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen.