Im Zugzwang der Lieferkette
Laura Gansner«Bürokratiemonster» nennt Ingrid Palm die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts. «Vergangenes Wochenende habe ich mich für einen Kunden durch einen etwa 80 Seiten langen Fragebogen geackert», erzählt sie. Gemeinsam mit ihrem Mann Winfried Palm führt sie «Palm EnerTec», ein Managementberatungs- und Softwareentwicklungsunternehmen. Ursprünglich kommen die beiden aus der Baubranche, haben vor 30 Jahren ein Bauunternehmen in Deutschland geführt. «Wir verstehen deshalb, was es bedeutet, einen solchen Bericht zu verfassen – gerade für kleinere Unternehmen.» Ihre Kundschaft bestehe zwar nicht nur, aber immer stärker aus KMUs, für die sie die Daten für einen sogenannten Nachhaltigkeitsbericht zusammentragen. In der Schweiz ist dies zwar für kleinere Unternehmen aktuell nicht Pflicht, aber der Druck von Geschäftspartnern steigt stetig.
Druck auf KMUs steigt
Schweizer Unternehmen ab 500 Mitarbeitenden und einer jährlichen Bilanzsumme von 20 Mio. Franken oder einem Umsatzerlös von 40 Mio. Franken seit diesem Jahr dazu verpflichtet, einen jährlichen Bericht über nichtfinanzielle Belange zu erstellen. Ab 2024 werden die Anforderungen über die Angaben zur Auswirkung der Geschäftstätigkeit auf die Umwelt verschärft. «Wir beobachten, dass immer mehr kleinere Unternehmen unsere Hilfe beanspruchen, da die Lieferkette droht», berichtet Ingrid Palm. Sprich: Ein Grossunternehmen verlangt aufgrund der eigenen ESG-Strategie einen Nachhaltigkeitsbericht von den KMUs, mit denen sie zusammenarbeiten. Auf die Frage, ob eine solch aufgezwungene Beschäftigung mit der Nachhaltigkeits-Thematik sinnvoll sei, antwortet Ingrid Palm mit einem deutlichen Ja. Es sei auf jeden Fall ein Mehraufwand für das Unternehmen und verlange ein Umdenken in der Firmenstrategie, aber: «Bisher waren am Ende all unsere Kunden davon überzeugt, dass es ein vernünftiger Schritt ist.»