Kaum Publikum und wenig Zündstof
Laura Gansner«Es geht um die Zukunft von Arbon», begrüsst Aurelio Petti als Präsident der Interpartei das Publikum zum Stadtrats-Podium. Und blickt dabei auf nur spärlich besetzte Stuhlreihen. In diesen hätten 260 Personen Platz gefunden. Gekommen sind knapp 100. Ein Grossteil davon sind bisherige und neu kandiderende Stadtparlamentarierinnen und Stadtparlamentarier, von welchen bis auf eine Ausnahme zudem alle Publikumsfragen an diesem Abend stammen. Zum Vergleich: Bei der Podiumsdiskussion zu den kandidierenden Gemeinderäten in Roggwil von letztem November füllten sich die Ränge in der Mehrzweckhalle Freidorf. Und beim Wahlpodium für das Horner Gemeindepräsidium vom Februar musste gar nachgestuhlt werden, damit alle Interessierten im Saal Platz fanden. Was ist also los in Arbon? An Kandidatinnen und Kandidaten fehlt es bekannterweise nicht, stehen doch den Wählenden ganze sieben für die vier Stadtratssitze zur Auswahl.
Ruhe bewahren vs. Tempo anziehen
In Anbetracht dessen, dass in der kommenden Legislaturperiode die Ortsplanrevision sowie der Gestaltungsplan Riva vors Volk kommen, wäre allein damit genügend Material vorhanden, um den Kandidierenden einzuheizen. Die erste Publikumsmeldung legt das Augenmerk jedoch auf einen anderen Punkt. «Vor vier Jahren wurde auf dieser Bühne gestritten, heute ist alles viel entspannter», stellt Stadtparlamentarier Ueli Nägeli fest. Dies spreche dafür, dass Arbon auf einem guten Kurs sei, auch dank der bisherigen Stadträte. «Wer würde das Team so ergänzen, dass es mit derselben Ruhe weitergeht?», will er wissen.
Die neu Kandidierenden Daniel Bachofen (SP), Sandra Eichbaum (XMV), Christine Schuhwerk (FDP) und Astrid Straub (BFA) argumentieren individuell für sich. Dabei stellen die beiden bereits im Stadtparlament vertretenen Bachofen und Schuhwerk die gelobte Ruhe auch in Frage. «Wenn ich sehe, dass etwas schneller vorwärts gehen könnte, werde ich dies auch anpacken», meint Schuhwerk. Bachofen wird ein Stück direkter: «Ruhe ist ja schon gut, aber mehr Tempo würde dem Stadtrat nicht schaden.» Während sich die drei bisherigen Amtsträger Didi Feuerle (Grüne), Luzi Schmid (Die Mitte) und Jörg Zimmermann (SVP) dazu konkret nicht äussern, wird aus deren Antworten an anderer Stelle klar: Sie wollen Arbon so weiterführen wie bisher – gemeinsam. So meint Zimmermann in seinem Abschlussplädoyer ganz konkret, er würde gerne mit den bisherigen Mitgliedern weitermachen und den oder die Neue «mitnehmen». Luzi Schmid deutet auf dasselbe hin, wenn er betont, dass er den guten Umgangston miteinander im Stadtrat beibehalten wolle. Und dass sie nach Diskussionen stets zusammen ein Kafi trinken würden, «das ist wichtig».
Abend bleibt unaufgeregt
Dieser Zusammenhalt bedeutet aber nicht unbedingt, überall dieselbe Meinung zu haben, wie man aus der Diskussion um die Einheitsgemeinde schliessen kann. Bei der Frage, wer den für eine solche sei, erheben Zimmermann und Schmid die Hand, gemeinsam mit Bachofen und Eichbaum. Feuerle hält dagegen: «Der Stadtrat macht diesbezüglich keinen Druck», meint er und betont, dass die Schulgemeinden sich überdies aus freien Stücken zu einem Zusammenschluss entscheiden müssten. «Frasnacht will auf jeden Fall eigenständig bleiben», fügt Straub an. Eichbaum hingegen meint, dass sie zwar Vorteile einer solchen Zusammenschliessung sehen würde, aber: «Zuerst müssten wir den Ängsten der kleineren Schulgemeinden begegnen.» Offene Fragen bestehen aber auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise bei der Masterplanung Seeufer. Diese sei ja vor allem eine Zusammenstellung von Sachen, die scheinbar gar nicht umgesetzt werden sollen, meint Riquet Heller, Stadtparlamentarier: «Was soll denn nun schnell realisiert werden?» Seine Frage löst die einzige, wenn auch nur zaghafte Diskussion zwischen den Kandidierenden aus: Nach ersten unkonkreten Ausführungen der bisherigen Stadträte hakt Bachofen bei ihnen nach und verlangt genaue Antworten. Zimmermann und Feuerle nennen die Verkehrsführung, Straub und Eichbaum den Fliegerdenkmalplatz. Schuhwerk spricht von einer guten Erschliessung der Altstadt vom See aus und Schmid weiss vor allem, was nicht kommen soll: eine Hafenverlegung und ein öffentlicher Weg durch die Badi.