Mehr Platz schaffen im «Ochsen»
Kim Berenice GeserWer dieser Tage am «Ochsen» in Roggwil vorbeikommt, hat gute Chancen auf Handwerker zu treffen. Derzeit werden nämlich die Räume der ehemaligen Gaststube zu Wohnräumen umgenutzt. Grund dafür ist der anhaltende Krieg in der Ukraine. Bereits kurz nach dessen Beginn wurden die alte Wirtewohnung sowie die Gästezimmer wieder hergerichtet und dienen seit dem als Unterkunft für ukrainische Geflüchtete. Für die Gemeinde ist dies eine zufriedenstellende Lösung, wie Nicole Belkheir, Sachbearbeiterin Asylbereich, und Franziska Schöni, Leiterin der Sozialen Dienste Roggwil, im aktuellen Amtsblatt mitteilen. Es sei eine Win–Win–Situation für die Schutzsuchenden aus der Ukraine und die Steuerzahlenden von Roggwil, denn: «Günstiger Wohnraum ist in der Gemeinde rar und wird durch diese Wohnform nicht von den Schutzsuchenden zusätzlich belegt, sondern steht der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung.» Zudem gestalte sich die Begleitung und Erreichbarkeit der Betroffenen durch die Nähe zum Gemeindehaus und der gut erschlossenen Lage einfach und die Schulwege der Kinder seien kurz.
Es droht Penalty
Mit dem anhaltenden Krieg steigt jedoch die Anzahl aufzunehmender Personen und dadurch auch der Platzbedarf. Derzeit beherbergt der «Ochsen» circa 19 Personen. Das ist nicht genug. Der Kanton Thurgau schreibt vor, dass die Gemeinde 24 Personen mit Schutzstatus S aufzunehmen hat. Und dies, so schnell als möglich. «Wir haben kürzlich ein Schreiben erhalten, in dem man uns mitteilte, dass wir mit einem Penalty rechnen müssen, wenn wir das Ziel von 24 Personen nicht erfüllen», berichtet Gemeindepräsident Urs Koller. Damit diese Anforderung erfüllt werden kann, muss allerdings erst Wohnraum geschaffen werden. Ein Anmieten zusätzlicher Wohnungen kam für die Gemeinde aus genannten Gründen nicht infrage. Man entschied sich deshalb dafür, die alte Gaststube umzufunktionieren. Dies geschehe mit einfachen Mitteln und zweckmässig, so die Mitarbeiterinnen der Sozialen Dienste. Es werden Leichtbau–Trennwände eingezogen und eine Dusche wird installiert. Die Theke des Restaurants wird zu einer kleinen Küche umfunktioniert. Sobald der Umbau abgeschlossen sei, würden die Wohnräume im «Ochsen» neu verteilt und neue Schutzsuchende könnten aufgenommen werden. Die Kosten belaufen sich laut Gemeinde auf wenige tausend Franken und seien in wenigen Monaten amortisiert. Sobald die Schutzsuchenden selbst für Ihre Lebenshaltungskosten aufkommen können, werden sie von der Gemeinde bei der Wohnungssuche unterstützt, um sich einen eigenen Haushalt einrichten zu können.
Alles nur temporär
Walter Tobler, der mit seinem Pop– Up Geschäft «Pasta Passione» im «Ochsen» eingemietet ist, tritt für die jetzige Lösung einen Teil seiner Verkaufsfläche ab. Sein Geschäft wird er ungeachtet der baulichen Massnahmen weiterführen können. Urs Koller betont, dass es sich bei all diesen Massnahmen um temporäre handle: «Der ‹Ochsen› wird irgendwann in ein Projekt Zentrum übergehen.» Bis dies der Fall sei, begrüsse man es, die Räume weiterhin sinnvoll nutzen zu können.